Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2
›Wartefirma‹ nennen. Wir können dort Spieler unterbringen, die wir im Moment nicht auf dem Feld gebrauchen können, aber die wir behalten möchten, für den Fall, daß wir sie brauchen. In der guten alten Zeit, vor Watergate und Jimmy ›ich werde Sie nie anlügen‹ Carter, hatten wir eine Menge mehr Geld, um Leute auf unserer Gehaltsliste zu behalten. So wie es jetzt steht, müssen wir jedesmal, wenn wir einen Klomann einstellen wollen, vor einem Senats-Komitee erscheinen und irgendeinem besoffenen Schwachkopf erklären, warum wir die Klos nicht selber saubermachen.
Also haben wir ein bißchen was von dem Geld genommen, das hier und da rumlag, und es in Firmen gesteckt, die ein bißchen Unterstützung gebrauchen konnten. Wir haben auch ein paar Firmen selbst gegründet. Diese Firmen sollen tatsächlich arbeiten, Geld machen, Leute bezahlen…«
»Schon kapiert.«
»… und als Gegenleistung stellen sie Leute ein, die wir nicht bezahlen können, aber von Zeit zu Zeit benutzen wollen. Selbstverständlich müssen wir verständnisvolle Kollegen in entscheidenden Positionen dieser Firmen sitzen haben, denn, wie Sie bewiesen haben, können die Bücher nicht alle Geheimnisse verschleiern.«
»Und diese Entscheidungsträger müssen hin und wieder auch ihr Okay zu einer längeren Abwesenheit vom Arbeitsplatz geben.«
»Das auch.«
»Aber Pendleton ist ohne Erlaubnis abgehauen.«
»Allerdings.«
»Also, was ist passiert?«
»Was passiert ist, ist, daß wir gierig geworden sind. Sehen Sie, wir hatten diese Wartefirma namens AgriTech. AgriTech macht Pestizide. Gleichzeitig hatten wir Schwierigkeiten, Mittel für Forschungsarbeiten freizuschlagen. Also schien es eine naheliegende Lösung, AgriTech zu bitten, uns ein wenig Arbeit abzunehmen.«
Neal trank aus. Er fühlte sich nicht besser.
»Also haben Sie AgriTech illegales Geld zugeschoben, um illegale chemische Experimente durchzuführen.«
»So kann man es auch sagen.«
»Unter dem aufmerksamen Blick von Paul Knox.«
»Möglicherweise.«
»Und Robert Pendleton hat die Forschungsarbeiten geleitet.«
»Darf ich Ihnen nachschenken?«
»Also ist diese ganze Geschichte, die man mir mit der Hühnerkacke erzählt hat…«
»Tatsächlich Hühnerkacke. Kann sein, daß Pendleton für AgriTech tatsächlich an einem Superdünger gearbeitet hat, aber für uns arbeitete er an Herbiziden.«
Neal nahm ein neues Glas von Simms. So, so, so, Dr. Bob, dachte er. Das ist ja interessant. Der gute, nette alte Dr. Bob läßt Dinge nicht wachsen, ihr Jungs und Mädchen – er läßt sie sterben.
»Sehen Sie«, fuhr Simms fort. »Wenn man weiß, wie man etwas wachsen läßt, ist man ziemlich nah dran zu wissen, wie man es nicht wachsen läßt. Es umzubringen, wenn es noch unter der Erde ist, ist für alle Beteiligten viel angenehmer, als es, zum Beispiel, mit Agent Orange einzusprühen.«
»Geradezu ein humanitäres Werk.«
»Das ist es wirklich. Vor allem, wenn die Pflanze, um die es geht, Mohn heißt.«
Der nächste Schluck Scotch lieferte Neal nicht einmal mehr die angenehme Wärme, nach der er sich so sehnte. »Okay, dann kriegt Pendleton meinetwegen den Friedensnobelpreis. Was haben Sie damit zu tun?«
»Die Frau natürlich.«
Natürlich.
»Sind Sie Kunstkritiker?« fragte Neal.
»Sie ist eine Spionin.«
»Ach, kommen Sie!«
Lächerlich, dachte Neal. Li Lan eine Spionin? Als nächstes erzählen sie mir, daß A. Brian Crowe ein FBI-Agent ist.
»Sie ist eine chinesische Agentin«, behauptete Simms. »Sehen Sie, Pendleton ist auf diese Biochemiker-Konferenz nach Stanford gefahren. Die Gegenseite covert routinemäßig solche Veranstaltungen. Wir machen dasselbe mit ihren Meetings. Li Lan – nennen wir sie einfach mal weiter so, wer weiß, wie sie wirklich heißt – soll sich an einen der Wissenschaftler ranmachen. Ein bißchen Bettgeflüster, Marke: ›Wer bist du? Wo arbeitest du? Mein Gott, ist das faszinierend, erzähl mir mehr davon.‹ So erfährt die Gegenseite, wer sich mit was beschäftigt. Normalerweise geht es nicht darüber hinaus, aber die kleine Li landet einen Volltreffer. Ihr Opfer verliebt sich in sie. Sie kontaktiert ihre Bosse, die sich ein bißchen umhören. Tja, Carey, wenn ein halbwüchsiger Möchtegern-Cop wie Sie alles über AgriTech rausfinden kann, dann kann Peking das auch. Sie sagen ihr, sie soll an ihm dranbleiben, bis er so pussy-hörig ist, daß er ihr überall hin folgen wird.«
»Zum Beispiel nach Hongkong.«
»Zum Beispiel nach
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