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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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die Taille ihrer Schwester. »Und dies schmutzige Ding -« noch während sie die Knoten der Kordel löste, zuckten ihre Finger vor den scheußlichen Emblemen zurück »- werde ich verbrennen! Meine Schwester ist keines Mannes Sklavin!«
    Deoris sprang auf. Ihre Hände umklammerten den Gürtel. »Jetzt gehst du zu weit!« tobte sie, packte Domaris am Handgelenk und stieß ihre Schwester von sich. »Du wirst den Gürtel nicht anfassen!«
    »Deoris, ich bestehe darauf -«
    »Nein, sage ich!« So zart sie wirkte, war Deoris doch ein kräftiges Mädchen, und sie war so wütend, dass sie nicht mehr bedachte, was sie tat. Sie schleuderte Domaris mit einem so furchtbaren Stoß von sich, dass diese vor Schmerz aufschrie. »Lass mich in Ruhe!««
    Domaris ließ die Hände sinken - und dann gaben ihre Knie nach.
    Deoris fing ihre Schwester gerade noch rechtzeitig auf, um sie vor einem schweren Sturz zu bewahren. »Domaris«, flehte sie reumütig, »Domaris, verzeih mir - habe ich dir wehgetan?«
    Domaris bändigte den Zorn, der in ihr aufstieg, befreite sich von dem stützenden Arm ihrer Schwester und ließ sich langsam auf den Diwan nieder.
    Deoris begann zu schluchzen. »Ich wollte dir nicht wehtun, du weißt doch, ich würde nie -«
    »Wie soll ich da sicher sein?« schleuderte ihr Domaris fast verzweifelt entgegen. »Ich habe nie vergessen, was du -« Schwer atmend hielt sie inne. Sie hatte Micon schwören müssen, niemals davon zu sprechen, und er hatte ihr wiederholt eingeschärft, Deoris habe nicht die leiseste Ahnung von dem, was sie beinahe getan hätte. Domaris sah die Verzweiflung in Deoris' Augen und sagte freundlicher: »Ich weiß, dass du mir nie willentlich ein Leid zufügen würdest. Aber wenn du mein Kind verletzt, könnte ich dir nicht noch einmal verzeihen! Und nun - gibst du mir endlich dies verdammte Ding! « Entschlossen näherte sie sich Deoris. Voll Abscheu, als berührte sie etwas Unreines, knotete sie die Schnur auf.
    Das leichte Nachthemd öffnete sich, als sie den Gürtel gelöst hatte. Domaris wollte es am Ausschnitt zusammenziehen - aber unwillkürlich wich sie vor den nackten Brüsten zurück.
    »Deoris!« schrie sie entsetzt. »Was hast du da? Lass es mich sehen! « befahl sie, aber Deoris versuchte, die verräterischen Narben zu bedecken. Domaris zog das Gewand auseinander und berührte vorsichtig das Sigill, das rot und zerklüftet über Deoris' Brüste lief und sich rechts und links wie ein zackiger Blitz auf der zarten Haut abzeichnete. »Oh, Deoris!« keuchte sie. »Oh, kleine Schwester!«
    »Lass mich in Ruhe, Domaris!« Das Mädchen zerrte fieberhaft an seinem losen Nachtgewand. »Ich habe überhaupt nichts -« Aber ihre angstvollen Versuche, die Narben zu verbergen, bestätigten nur Domaris' schlimmste Befürchtungen.
    »Nichts, sagst du?« rief Domaris zornentbrannt. »Vermutlich willst du mir jetzt noch weismachen, das seien gewöhnliche Brandwunden? Auch das ist Rivedas Werk, vermute ich!« Sie ließ Deoris' Arm los und starrte das Mädchen düster an. »Rivedas Werk. Immer Riveda«, flüsterte sie und blickte auf das am Boden kauernde Mädchen nieder... Dann hob sie langsam und entschlossen die Arme zu einer Anrufung der Götter. Klar und deutlich tönte ihre Stimme durch den stillen Raum: » Er sei verflucht!«
    Deoris wich zurück und presste die Hände auf den Mund.
    »Er sei verflucht!« wiederholte Domaris. »Verflucht in dem Blitz, der sein Werk enthüllt, verflucht in dem Donner, der es niederschmettern wird! Er sei verflucht in dem Wasser der Flut, die sein Leben auswaschen soll! Er sei verflucht bei Sonne und Mond und Erde, wachend und schlafend, lebend und sterbend, in diesem Leben und danach! Er sei verflucht über das Leben, über den Tod und über die Erlösung hinaus - auf ewig verflucht!«
    Deoris wurde von einem würgenden Schluchzen geschüttelt, sie taumelte rückwärts von ihrer Schwester fort, als sei sie das Ziel von Domaris' Flüchen. »Nein!« wimmerte sie, »nein -«
    Domaris achtete nicht auf sie, sondern fuhr fort: »Verflucht sei er siebenfach, hundertfach, bis seine Sünde ausgelöscht, sein Karma von ihm genommen ist! Er sei verflucht, er und sein Samen, seine Söhne und die Söhne seiner Söhne und deren Söhne bis in alle Ewigkeit! Er sei verflucht in seiner letzten Stunde - und ich gebe mein Leben zum Pfand, damit ich die Erfüllung sehe!«
    Mit einem lauten Aufschrei fiel Deoris zu Boden und blieb wie tot liegen. Micail jedoch bewegte sich unter seiner

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