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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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es gut, nicht mehr weinen«, summte sie.
    Micails Schluchzen ging in einen Schluckauf über. Sein Kopf sank schläfrig auf Domaris' Schulter. Dann sah er kurz auf. »Deoris«, murmelte er.
    Schnell trat Deoris zu ihm. »Domaris, lass mich Micail nehmen, er ist jetzt zu schwer für dich«, sagte sie mit liebevollem Vorwurf in der Stimme. Domaris wollte erst nicht, doch dann gab sie das schwere Kind ihrer Schwester. Deoris blickte auf die schon wieder zufallenden dunkelblauen Augen und die Sommersprossen über der Stupsnase.
    »Er wird später einmal ganz wie -« begann sie. Domaris hob die Hände, als wolle sie einen Schlag abwehren, und Deoris verschluckte Micons Namen. »Wo soll ich ihn hinlegen?«
    »In mein Bett; ich lasse ihn bei mir schlafen, vielleicht beruhigt er sich dann. Es tut mir leid, dass er dich aufgeweckt hat, Deoris. Du siehst so - müde aus.« Domaris fand, dass ihre Schwester blass aussah und ein verkniffenes Gesicht hatte. Sie sah darin einen Ausdruck großer Erschöpfung. »Du siehst gar nicht gut aus, Deoris.«
    »Gut genug«, warf Deoris gleichgültig hin. »Du machst dir zuviel Sorgen. Dabei bist du selbst nicht im besten Zustand.« Deoris sah plötzlich mit den Augen einer ausgebildeten Heiler-Priesterin, was ihr bisher ihre Beschäftigung mit eigenen Problemen verborgen hatte, und sie bekam es mit der Angst: Wie dünn war Domaris trotz ihrer Schwangerschaft, wie scharf wirkten die feinen Knochen ihres Gesichts unter der weißen Haut, wie dick und blau waren die Adern auf ihrer Stirn und an den mageren weißen Händen...
    Domaris schüttelte den Kopf, aber das Gewicht ihres ungeborenen Kindes lastete schwer auf ihr, und ihr mattes Gesicht strafte sie Lügen. Sie wusste es und lächelte. Mit resigniertem Schulterzucken strich sie mit den Händen an ihrem Körper entlang. »Abneigung und Schwangerschaft sind zwei Dinge, die nie weniger werden«, zitierte sie leichthin. »Siehst du - Micail ist schon wieder eingeschlafen.«
    Deoris ließ sich nicht ablenken. »Wo ist Arvath?« fragte sie entschlossen.
    Domaris seufzte. »Er ist nicht hier, er -« Das Blut stieg ihr ins Gesicht und überflutete den Ausschnitt ihres leichten Gewandes. »Deoris, ich - ich habe meinen Teil des Abkommens jetzt erfüllt! Ich habe mich weder beklagt noch meine Pflicht versäumt! Ich habe auch nicht benutzt, was mir Elis -« Sie biss sich auf die Lippen und fuhr fort: »Dies wird der Sohn werden, den er begehrt. Und das sollte ihn zufrieden stellen!«
    Deoris wusste zwar nichts von Mutter Ysoudas Warnung, aber sie erinnerte sich an die, die sie selbst ausgesprochen hatte, und ihre Intuition sagte ihr den Rest. »Ist er grausam zu dir, Domaris?«
    »Die Schuld liegt bei mir, ich glaube, ich habe die Güte in diesem Mann getötet - genug! Ich sollte mich nicht beklagen. Aber - seine Liebe ist wie eine Strafe für mich. Ich ertrage sie nicht mehr!« Die Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen und hatte Totenblässe hinterlassen.
    Deoris wandte sich taktvoll ab, bückte sich und legte wärmend eine Decke um Micail. »Warum lässt du des Nachts nicht Elara bei Micail bleiben?« fragte sie. »Du bekommst ja überhaupt keinen Schlaf!«
    Domaris lächelte. »Ich würde noch weniger schlafen, wenn er nicht bei mir wäre.« Zärtlich betrachtete sie ihren Sohn. »Weißt du noch, wie ich nicht verstehen konnte, warum Elis ihre Lissa ständig bei sich hatte? Außerdem - Elara bedient mich nur noch am Tag. Bei ihrer Heirat wollte ich sie ganz freigeben, aber sie sagt, sie will mich keiner fremden Frau überlassen, solange ich in diesem Zustand bin.« Ihr Lachen war nur noch ein Abglanz von früher. »Ihr Kind wird kurz nach meinem geboren werden. Sogar darin folgt sie mir!«
    Deoris stellte verdrießlich fest: »Ich glaube, es gibt keine Frau mehr in diesem Tempel, die kein Kind erwartet!« Dabei zuckte sie zusammen, als ob man sie ertappt hätte.
    Domaris schien es nicht zu merken. »Das Kinderkriegen ist eine Krankheit, die man sich leicht einfängt«, erwiderte sie mit einem weiteren Sprichwort. »Geh noch nicht, Deoris - bleib und unterhalte dich ein bisschen mit mir. Du hast mir so gefehlt.«
    »Wenn du unbedingt willst«, erwiderte Deoris ungnädig. Gleich darauf aber tat es ihr leid. Sie ging zu Domaris, und beide setzten sich auf den niedrigen Diwan.
    Die Ältere lächelte. »Ich will dich immer bei mir haben, kleine Schwester.«
    »Ich bin nicht mehr klein.« Gereizt warf Deoris den Kopf in den Nacken. »Warum musst du mich

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