Das Licht Von Atlantis
große Hoffnungen zu machen.
Mühsam richtete er sich auf. »Auch ich darf nicht hier bleiben, Elara. Das Gesetz muss beachtet werden.«
»Ihre Schwester - die Priesterin Deoris -«
Rajasta explodierte in blinder Wut. »Halte deinen dummen Mund, Elara! Und hör mir zu - Deoris ist die Letzte , die ihr in die Nähe kommen darf!«
»Du grausamer, herzloser, böser alter Mann!« flammte Elara auf und begann zu schluchzen - doch dann duckte sie sich ängstlich.
Rajasta hatte ihren Ausbruch kaum gehört. In freundlicherem Ton sagte er: »Still, Tochter, du weißt nicht, was du sprichst. Sei glücklich, dass du so wenig über Tempelangelegenheiten weißt, aber versuche nicht, dich in sie einzumischen! Und nun - gehorche unverzüglich meinen Befehlen, Elara, damit nicht noch Schlimmeres geschieht.«
In seine Wohnung zurückgekehrt, reinigte Rajasta sich nach dem vorgeschriebenen Zeremoniell und legte die Kleidung, die er in dem Dunklen Schrein getragen hatte, zum Verbrennen beiseite. Er war erschöpft von diesem schrecklichen Abstieg in die Tiefe und der noch furchtbareren Rückkehr, aber er hatte vor langer Zeit gelernt, seinen Körper zu beherrschen. Er legte den vollen Ornat eines Wächters an und begab sich in die Pyramide, wo Ragamon und Cadamiri ihn erwarteten. Ein Dutzend weißgekleideter Priester stand unbeweglich hinter den Wächtern.
Deoris lag noch immer vor dem Altar, wie von ihrem Elend gelähmt. Rajasta ging zu ihr, hob sie auf und sah ihr lange in das verzweifelte Gesicht.
»Was ist mit Domaris -?« fragte sie mit zitternder Stimme.
»Sie lebt - doch vielleicht nicht mehr lange.« Stirnrunzelnd schüttelte er Deoris. »Zum Weinen ist es jetzt zu spät!« Er winkte zwei Priester herbei. »Ihr bringt Deoris in das Haus Talkannons und schickt auch ihre Frauen dorthin. Sie sollen sie ankleiden und sich um sie kümmern. Dann macht ihr euch mit ihr auf die Suche nach Karahamas anderem Balg - einem Mädchen des Grauen Tempels, Demira genannt. Tut ihr nichts zuleide, sorgt nur dafür, dass sie eingesperrt wird und nicht entkommen kann.« Dann wandte er sich wieder Deoris zu, die völlig apathisch wirkte, und befahl ihr: »Meine Tochter, du wirst mit niemandem außer mit diesen Priestern sprechen.«
Sie nickte halb benommen und ging zwischen ihren Wachen davon.
»Hat man Riveda verhaftet?« erkundigte sich Rajasta bei den anderen.
Einer der Männer antwortete: »Wir fanden ihn schlafend. Obwohl er erwachte und tobte und sich wie ein Wahnsinniger wehrte, konnten wir ihn schließlich bändigen. Er ist in Ketten gelegt worden, wie du befohlen hast.«
Rajasta nickte verdrossen. »Lasst seine Wohnung und den Grauen Tempel nach magischem Zubehör durchsuchen.«
In diesem Augenblick betrat der Erzpriester Talkannon die Kammer und schaute mit einem schnellen, suchenden Blick, der alles und jeden wahrnahm, in die Runde.
Rajasta ging ihm entgegen und machte mit fest zusammengepressten Lippen die formellen Gesten der Begrüßung. »Endlich haben wir konkrete Beweise in der Hand«, sagte er, »und können den Schuldigen festnehmen - denn jetzt wissen wir, wer es ist!«
Talkannon wurde ein wenig blass. »Was wisst ihr?«
Rajasta deutete seine Nervosität falsch. »Wir kennen den Schuldigen, Talkannon. Ich fürchte, das Böse hat sogar dein Haus berührt. Domaris lebt - wie lange noch, kann niemand sagen. Deoris hat sich vom Bösen abgewandt und wird uns helfen, diese - diese Dämonen in Menschengestalt zu fangen!«
»Deoris?« Ungläubig und entsetzt starrte Talkannon den Priester des Lichts an. »Was?« Geistesabwesend wischte er sich über die Stirn. Dann aber gewann er mit großer Anstrengung seine Gelassenheit zurück. Als er sprach, klang seine Stimme wieder fest... »Meine Töchter sind schon lange alt genug, um mit ihren Angelegenheiten selbst fertig zu werden«, brummte er. »Ich weiß von all dem nichts, Rajasta. Des ungeachtet stehe ich dir in dieser Sache natürlich mit allen meinen Untergebenen zur Verfügung, Wächter.«
»Das ist ein Wort!« Rajasta begann Talkannon zu erklären, worum er ihn bitten wollte.
Hinter dem Rücken des Erzpriesters tauschten Ragamon und Cadamiri besorgte Blicke.
»Liebe Mutter Ysouda -«
Die alte Priesterin blickte mit freundlichem Lächeln auf Elara nieder. Das Entsetzen in dem kleinen dunklen Gesicht rührte sie. »Fürchte dich nicht, meine Tochter, die Mutter wird dich schützen und dir nahe sein. Ist deine Zeit gekommen, Elara?«
»Nein, nein, es geht
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