Das Licht Von Atlantis
leise an. Ihre Augen sahen aus, als starre sie ins Nichts, die erweiterten Pupillen sahen weder den Priester noch die ängstliche Dienerin. Noch einmal stöhnte Domaris und griff mit gekrümmten Fingern krampfhaft ins Leere. Elara fing ihre Hände behutsam ein und beugte sich über sie. Jetzt erst bemerkte sie, dass Domaris' Kleid zerrissen war und ihre Arme und Wangen Verletzungen trugen. An der Schläfe hatte sie ein großes gelbliches Mal.
Plötzlich begann Domaris zu schreien. »Nein, nein! Nein - nicht für mich selbst, aber könnt ihr - nein, nein, sie werden mich zerreißen - lasst mich los! Nehmt die Hände von mir - Arvath! Rajasta! Vater, Vater -« Ihre Hilferufe gingen in keuchendes Schluchzen über.
Elara stützte Domaris' Kopf und flüsterte: »Meine liebe Herrin, du bist hier bei mir gut aufgehoben, niemand wird dich berühren - sei ganz ruhig.«
»Sie liegt im Delirium, Elara«, bemerkte Rajasta müde.
Elara feuchtete ein Tuch an und wischte fürsorglich das verklebte Blut vom Haaransatz ihrer Herrin. Mehrere Sklavinnen drängten sich in der Tür, die Augen weit aufgerissen vor Angst - nur die Anwesenheit des Priesters hielt sie davon ab, Fragen zu stellen. Elara schickte sie mit einer Geste und ein paar leise gemurmelten Worten hinaus. Dann wandte sie sich dem Priester zu.
»Herr«, fragte sie entsetzt, »was im Namen aller Götter ist mit ihr geschehen?« Ohne auf eine Antwort zu warten - vielleicht rechnete sie gar nicht mit einer solchen -, beugte sie sich wieder über Domaris und hob den Stoff ihres zerfetzten Kleides. Rajasta sah, wie sie erschauerte. Sie richtete sich auf, deckte Domaris schicklich zu und erklärte mit gedämpfter Stimme: »Herr, du musst uns verlassen. Sie muss sofort ins Haus der Geburt getragen werden. Es ist keine Zeit zu verlieren - und du weißt ja, dass Gefahr besteht.«
Rajasta schüttelte traurig den Kopf. »Du bist eine gute Frau, Elara, und ich weiß, dass du Domaris liebst. Höre, was ich dir zu sagen habe. Domaris darf nicht - kann nicht ins Haus der Geburt gebracht werden. Ebenso wenig -«
»Mein Herr, sie kann ohne weiteres auf einer Tragbahre hingebracht werden, so eilig ist es auch wieder nicht -«
Rajasta bedeutete ihr gereizt zu schweigen. »Auch darf sie nicht von einer geweihten Priesterin entbunden werden. Sie ist rituell unrein -«
Elara geriet außer sich. »Eine Priesterin? Unmöglich!«
Rajasta seufzte betrübt. »Tochter, bitte, hör mich bis zu Ende an. Ein grausames Sakrileg ist begangen worden, und die Zukunft wird vielleicht noch schrecklicheres Unheil bringen. Und, Elara - du erwartest doch ebenfalls ein Kind, nicht wahr?«
Schüchtern neigte Elara den Kopf. »So ist es, Herr.«
»Dann, meine Tochter, muss ich verlangen, dass auch du sie verlässt, denn sonst ist das Leben deines Kindes in Gefahr.«
Der Priester blickte in das besorgte runde Gesicht der kleinen Frau nieder und sagte nichts weiter als: »Sie ist in der Krypta des Schlafenden Gottes gefunden worden.«
Elara riss vor Angst und Entsetzen weit den Mund auf. Sie wich einen Schritt vor Domaris zurück, die immer noch wie leblos dalag. Doch gleich darauf fasste Elara sich, sah dem Wächter gerade ins Gesicht und erklärte: »Herr, ich kann sie nicht einfach Unwissenden überlassen. Wenn ihr keine Tempelfrau nahe kommen darf - ich bin gemeinsam mit meiner Herrin aufgezogen worden, und sie hat mich mein ganzes Leben lang nicht wie eine Dienerin, sondern wie eine Freundin behandelt. Wie groß die Gefahr auch sei, ich will sie auf mich nehmen.«
Rajastas Gesicht hellte sich für einen Augenblick auf vor Erleichterung, aber diese verflog sofort. »Du hast ein großmütiges Herz, Elara, aber ich kann es dir nicht erlauben«, sagte er streng. »Wenn es nur um die Gefahr für dich selbst ginge, gut - aber du hast nicht das Recht, das Leben deines Kindes zu gefährden. Es ist bereits Schaden genug angerichtet worden, und jeder einzelne muss tragen, was auf ihn herabbeschworen worden ist. Bürde deiner Herrin nicht noch mehr auf! Lass sie nicht auch noch am Tod deines Kindes schuldig werden!«
Elara ließ den Kopf hängen. Das begriff sie nicht. Sie flehte: »Herr, im Tempel Caratras wird es doch Priesterinnen geben, die bereit sind, ein Risiko einzugehen, und das Recht wie die Macht haben, Sicherheitsvorkehrungen zu treffen! Die Heilerin Karahama - sie ist doch geschickt in den magischen Künsten -«
»Du kannst sie fragen, wenn du willst«, räumte Rajasta ein, ohne sich jedoch
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