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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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lasse ich euch wegen Mordes strangulieren - und wenn sie am Leben bleibt, wegen Folterung!«
    Nadastor verbeugte sich höflich. »Sie wird nicht sterben - noch nicht«, murmelte er. »Und was deine Drohungen betrifft -«
    Cadamiri riss die Tür auf und rief die Priester, die ihn begleitet hatten. »Nehmt diese - diese elenden Zauberer fest!« befahl er mit einer Stimme, die kaum noch als die seine zu erkennen war. Die beiden Magier ließen es sich ohne Widerspruch gefallen, aus dem Zimmer geführt zu werden. Cadamiri rief ihnen nach: »Glaubt nicht, ihr werdet der Gerechtigkeit entgehen! Ich lasse euch die Hände abhauen und euch wie Hunde nackt aus dem Tempel peitschen! Möget ihr vom Aussatz zerfressen werden!«
    Plötzlich schwankte Har-Maen und brach zusammen. Dann taumelte auch Nadastor und fiel in die Arme des ihn abführenden Priesters. Die weißgekleideten Priester sprangen vor ihnen zur Seite und machten hastig das heilige Zeichen, während Cadamiri sich fragte, ob er wahnsinnig geworden sei.
    Die beiden graugekleideten Gestalten nämlich, die sich verschreckt und mit hilfesuchenden Blicken vom Fußboden erhoben und in merkwürdigen Roben steckten, waren keineswegs Har-Maen und Nadastor, sondern zwei junge Heiler, die Cadamiri selbst ausgebildet hatte. Sie sahen sich in wilder Panik nach allen Seiten um und hatten offensichtlich keine Ahnung von dem, was geschehen war.
    Was für eine schreckliche Täuschung! Cadamiri ballte die Fäuste, um nicht in einer Flut von Angst zu ertrinken. Große Götter, helft uns allen! Hilflos betrachtete er die zitternden, verwirrten Heiler-Novizen und verlor nur durch eine Riesenanstrengung nicht die Selbstbeherrschung. Endlich stieß er heiser hervor: »Ich habe jetzt keine Zeit, mich mit - damit zu befassen. Nehmt sie mit und bewacht sie sorgfältig, bis ich -« Die Stimme versagte ihm. »Geht! Geht!« sagte er mit letzter Kraft. »Schafft sie mir aus den Augen!«
    Cadamiri warf heftig die Tür zu und beugte sich wieder über Domaris. Er war untröstlich. Seine Schwester im Wächteramt war in der Tat von diesen - Teufeln der Illusionskunst grausam misshandelt worden. Bewusst schob er Zorn und Traurigkeit beiseite und konzentrierte sich ganz auf die arg gequälte Frau, die vor ihm lag. Es war zweifellos zu spät, das Kind zu retten - und Domaris selbst befand sich in der letzten Phase der Erschöpfung. Die Wehen waren so schwach, als habe ihr Körper nicht einmal mehr die Kraft, den Tod abzuwehren.
    Ihre Augenlider flatterten. »Cadamiri -?«
    »Still, meine Schwester«, sagte er mit rauer, freundlicher Stimme. »Versuche nicht zu sprechen.«
    »Ich muss - Deoris - die Krypta -« krampfhaft wand sie sich hin und her. Aber sie war so mitgenommen, dass ihre Lider sich über den Augen, aus denen Tränen hervorquollen, schlossen. Erschöpft schlief sie ein. Cadamiri empfand tiefes Mitleid mit ihr. Nicht einmal Rajasta wusste, was Cadamiri bewegte.
    Von frühester Kindheit an war es für jede Tempelfrau der furchtbarste Alptraum von äußerster Demütigung, dass ein Mann sie in den Wehen sehen könnte. Nachdem Elis, eingeschüchtert von den Graumänteln, gegangen war, hatte sich Domaris' Geist voller Scham in einen tiefen Abgrund zurückgezogen, wo niemand sie erreichen oder ihr folgen konnte. Cadamiris Freundlichkeit war wenig besser als die wüste Brutalität der Zauberer.
    Als feststand, dass er nichts mehr für sie tun konnte, ging Cadamiri an die Innentür und winkte Arvath schweigend hereinzukommen. »Sprich du mit ihr«, schlug er leise vor. Es war ein letzter verzweifelter Versuch, denn wenn ihr Mann sie nicht erreichen konnte, würde es wahrscheinlich niemandem gelingen.
    Arvaths Gesicht war bleich und verkniffen. Er hatte fast den ganzen Tag gewartet, gemartert von seinen Ängsten, und niemanden gesehen außer Mutter Ysouda, die eine Zeitlang weinend bei ihm gesessen hatte. Erst von ihr hatte er gehört, welcher Gefahr Domaris sich für ihn aus freien Stücken ausgesetzt hatte. Er fühlte sich deswegen schuldig und war verwirrt, aber das vergaß er alles, als er sich über seine Frau beugte.
    »Domaris - Geliebte -«
    Die vertraute, liebevolle Stimme brachte Domaris für einen Augenblick zurück - aber sie erkannte ihn nicht. Todespein und Scham hatten ihren Verstand überwältigt. Ihre Augen öffneten sich; die Pupillen waren so stark erweitert, dass sie schwarz und blind wirkten, aber um ihre blutig gebissenen Lippen spielte das liebliche Lächeln von

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