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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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werden? Es war gar nicht abzusehen, was für eine Kreatur der Adept gezeugt hatte.
    Ihre Richter betraten das Zimmer, und die Schwestern standen Hand in Hand auf. Der Rat der Fünf in vollem Ornat, Karahama und einige sie begleitende Priesterinnen, Rajasta und Cadamiri brachten mit ihren goldenen Mänteln und den heiligen Abzeichen ein Leuchten in den trüben Raum. Hinter Karahama stand bewegungslos eine grau verhüllte, hagere Gestalt, die beinahe wie ein Leichnam aussah. Sie hatte die langen, schmalen Hände über der mageren Brust gefaltet - aber unter dem grauen Schleier strahlte es blau, und um das feuerfarbene Haar wand sich ein Reif aus Saphiren, die die atlantischen Riten Caratras repräsentierten. Sogar der Rat der Fünf zollte der alten Priesterin und Adeptin große Ehrerbietung.
    In Rajastas Augen lag ein Ausdruck des Kummers, und Domaris vermeinte, einen Schimmer von Mitgefühl in dem starren Gesicht der Adeptin zu entdecken. Alle anderen Gesichter waren streng und gefühllos; das Karahamas verriet Triumph. Domaris bereute es seit langem, vor vielen Jahren für einen Augenblick ihrer Antipathie gegen Karahama nachgegeben zu haben; sie hatte sich damit eine mächtige Feindin geschaffen. Das hätte Micon Karma genannt... Micon! Sie versuchte, sich auf seinen Namen und sein Bild wie auf einen Talisman zu konzentrieren, doch es gelang ihr nicht. Hätte er missbilligt, was sie getan hatte? Er hatte nichts unternommen, um Reio-ta zu schützen, nicht einmal unter der Folter!
    Cadamiris Blick war erbarmungslos, und Domaris wich vor ihm zurück. Von ihm durften sie keine Gnade erwarten, nur Gerechtigkeit. In seinen Augen glänzte das Licht des rücksichtslosen Fanatikers - ähnlich der Glut, die Domaris in Riveda gespürt und gefürchtet hatte.
    Kurz umriss Ragamon, der Älteste, die Situation... Adsartha, vormalige Priesterin Caratras im untersten Grad, saji des verurteilten und verfluchten Riveda, trug ein Kind, das sie in einem unaussprechlichen Sakrileg empfangen hatte. Dies wissend hatte die Wächterin Isarma es auf sich genommen, die abtrünnige Priesterin Adsartha und sich selbst mit dem alten und heiligen Mysterium der Dunklen Mutter zu binden, was sie beide außer Reichweite menschlicher Gerechtigkeit stellte.
    »Ist das wahr?« fragte er.
    »Im wesentlichen«, antwortete Domaris müde. »In Kleinigkeiten verhält es sich anders - aber du würdest sie nicht als bedeutsam anerkennen.«
    Rajasta fing ihren Blick ein. »Du kannst den Fall auf deine Weise darstellen, Tochter, wenn du es wünschst.«
    »Ich danke dir.« Domaris spielte beim Sprechen nervös mit ihren Fingern. »Deoris war keine saji . Das wird, wie ich glaube, Karahama bezeugen. Ist es nicht wahr, dass meine Schwester und mehr als meine Schwester -.« Absichtlich benutzte sie den Ausdruck des Rituals, denn sie knüpfte an ihn eine vage Hoffnung, »ist es nicht wahr, dass ein Mädchen nicht mehr saji gemacht werden kann, wenn ihr Körper bereits zur Reife gelangt ist?«
    Karahamas Gesicht war weiß geworden. Hinter ihren Augen loderte die Wut darüber, dass sie, Karahama, durch ihre feierlichen Gelübde gezwungen war, Domaris zu unterstützen. »Es ist wahr«, bestätigte sie gepresst. »Deoris war keine saji , sondern sakti sidhana und deshalb auch den Priestern des Lichts heilig.«
    Domaris fuhr ruhig fort: »Ich habe sie nicht nur, weil ich sie vor Strafe bewahren oder vor Gewalttätigkeit schützen wollte, an Caratra gebunden, sondern auch, um sie wieder zum Licht zu führen.« Sie bemerkte Rajastas skeptischen Blick und setzte impulsiv hinzu: »Deoris gehört ebenso wie ich zu den Lichtgeborenen, und ich war der Meinung, auch ihr Kind verdiene Schutz.«
    »Du sprichst die Wahrheit«, murmelte Ragamon der Älteste. »Aber kann ein Kind, das in einer so grässlichen Blasphemie gezeugt worden ist, von der Dunklen Mutter angenommen werden?«
    Domaris hob stolz den Kopf. »Im Kult der Caratra werden keine solchen Unterschiede gemacht. Ihre Priesterinnen können königlichem Blut - oder der Sklavenrasse - oder sogar den Namenlosen entstammen.« Ihre Augen wanderten zu Karahama. »Ist es nicht so, meine Schwester?«
    »Ja, meine Schwester - es ist so«, würgte Karahama hervor, »selbst wenn Deoris tatsächlich saji gewesen wäre, würde das keine Rolle spielen.« Unter Maleinas Augen wagte Karahama es nicht zu schweigen, denn Maleina hatte sich vor Jahren auch Karahamas erbarmt; es war kein Zufall, dass Demira von Maleina unterrichtet worden

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