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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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fühlte sich ausgelaugt und einsam, und die stechenden Schmerzen in ihrem Körper waren wie das Echo einer lange zurückliegenden, schon halb vergessenen Verletzung. Stärker als das Stechen in ihrem Leib aber war ein vages Gefühl von Scham, das nicht frei von Staunen war.
    Sie hatte sich Riveda in traumhafter Verzückung hingegeben, nicht wie ein Mädchen ihrem Liebsten, sondern in ähnlicher Unterwerfung wie ein Gottesopfer auf einem Altar. Er hatte sie genommen - so dachte sie unwillkürlich - wie ein Mysterienpriester, der einen Akoluthen in ein heiliges Geheimnis einführt, nicht aus Leidenschaft, sondern einem mystischen Initiationsritus zuliebe, und ihr ganzes Sein war darin aufgegangen.
    Über ihre eigenen Gefühle konnte Deoris sich nur wundern. Der eigentliche körperliche Akt war ihr nicht so wichtig, aber von Domaris hatte Deoris gelernt, dass es eine Schande sei, sich einem Mann ohne Liebe hinzugeben. Ob sie Riveda wirklich liebte? Und liebte er sie? Deoris wusste es nicht - und sie sollte auch nie viel mehr darüber erfahren.
    Immer noch war ihr nicht klar, ob diese grausame mystische Initiierung leidenschaftlich oder nur brutal gewesen war.
    In einem Augenblick war es Riveda gelungen, alle Gedanken in ihr auszulöschen. Das war vor allem die Ursache für Deoris' Scham. Sie hatte sich auf ihre Fähigkeit verlassen, ihre Gefühle von seiner Herrschaft über ihren Körper unbeeinflusst zu lassen. Demnach muss ich mich in Disziplin üben , mahnte sie sich streng, um mich ihm vollständig zu unterwerfen. Die Inbesitznahme meines Körpers war nur ein Mittel zu dem Zweck - meinen Willen dem seinen unterzuordnen .
    Von ganzem Herzen wünschte sie sich, den ihr von Riveda beschriebenen Pfad der psychischen Vervollkommnung beschreiten zu können. Sie wusste jetzt, dass sie das immer gewollt hatte; sie hatte Micon gegrollt, als er versuchte, sie von diesem Weg fernzuhalten. Und Rajasta - nun, der hatte Domaris unterwiesen, und was dabei herausgekommen war, stand ihr schließlich als abschreckendes Beispiel vor Augen!
    Sie hörte nicht, dass sich Schritte näherten, denn Riveda konnte sich lautlos bewegen, wie eine Katze. Erst als er sich über sie beugte, bemerkte sie ihn. Er hob sie mit seinen muskulösen Armen hoch und nahm sie in die Arme.
    »Nun, Deoris? Befragst du das Orakel nach deinem oder nach meinem Schicksal?«
    Regungslos und stumm ließ sie seine Umarmung geschehen. Einen Augenblick später ließ er sie verwirrt los.
    »Was ist, Deoris? Bist du böse auf mich?«
    Das Widerstreben ihres Körpers machte sich ein letztes Mal Luft in dem Ausruf: »Ich kann es nicht leiden, wenn man mich so unsanft anfasst!«
    Der Adept neigte reumütig das Haupt. »Verzeih mir. Ich werde es mir merken.«
    »Oh, Riveda!« Sie warf die Arme um ihn, begrub ihren Kopf in dem rauen Stoff seiner Kutte und klammerte sich verzweifelt an ihm fest. »Riveda, ich habe Angst!«
    Er drückte sie fest, beinahe leidenschaftlich an sich. Dann löste er mit einer gewissen Strenge ihren Klammergriff. »Sei nicht töricht, Deoris«, ermahnte er sie. »Du bist kein Kind mehr, und ich möchte dich auch nicht wie ein Kind behandeln. Denke immer daran, ich mag es nicht, wenn Frauen schwach sind. Überlass das den niedlichen Ehefrauen in den Innenhöfen des Tempels des Lichts!«
    Betroffen hob Deoris das Kinn, doch dann sagte sie munter: »Also haben wir heute beide etwas dazugelernt!«
    Riveda starrte sie zuerst verwundert an, dann lachte er laut. »Richtig! So gefällst du mir schon besser. Nun denn, ich bin gekommen, dich abzuholen, um mit dir in den Grauen Tempel zu gehen.« Als sie ein wenig ängstlich zurückwich, lächelte er und berührte ihre Wange. »Du brauchst dich nicht zu fürchten - der böse Zauberer, der dich das letzte Mal mit Illusionen gequält hat, ist exorzisiert worden; wenn du dich nicht fürchtest, frage nur, was mit ihm passiert ist. Verlass dich darauf, niemand wird es wagen, den Geist meiner erwählten Novizin anzutasten!«
    Durch diese Worte beruhigt, folgte sie ihm. Er passte sich ihrem Gang an und verkürzte seine langen Schritte, dann fuhr er fort: »Du hast einer unserer Zeremonien als Außenseiter beigewohnt. Jetzt sollst du alles übrige sehen. Unser Tempel ist hauptsächlich ein Ort für Experimente. Jeder arbeitet dort für sich, um seine Kräfte weiterzuentwickeln.«
    Das verstand Deoris, denn in der Priesterkaste wurde großer Wert auf Vervollkommnung der eigenen Persönlichkeit gelegt. Aber nach welchen

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