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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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flüsterte sie, »ist ja grauenhaft...«
    Riveda lächelte flüchtig. »Alles Unbekannte macht denen Angst, die es nicht verstehen. Dieser Raum ist für die Initiierung von saji benutzt worden, während sich ihre Kräfte entwickelten. Du empfängst nur die Emotionen, die sie hier verspürt haben. Du brauchst keine Angst zu haben, sie werden sich bald verflüchtigen...«
    Deoris hob die Hände an den Hals und berührte ihr Kristall-Amulett. Es fühlte sich tröstlich vertraut an.
    Riveda sah es, aber er verstand die Geste falsch. Er zog Deoris an sich, und sein Gesicht wurde plötzlich weich. »Hab keine Angst«, wiederholte er sanft, »auch wenn ich deine Anwesenheit manchmal zu vergessen scheine. Meine Meditationen können mich tief in mein Inneres führen, wo mich niemand erreichen kann. Außerdem - bin ich lange allein gewesen, und ich bin es nicht gewöhnt, dass jemand wie du bei mir ist. Die Frauen, die ich gekannt habe - und es waren viele, Deoris - waren saji oder - einfach Frauen. Du dagegen, du bist...« Er verstummte und betrachtete sie lange, als wolle er sich jeden Zug ihres Gesichts einprägen.
    Deoris war anfangs sehr erstaunt, denn sie hatte es noch nie erlebt, dass Riveda um Worte verlegen war. Plötzlich fühlte sie, wie ihr Wille weich und in seinen Händen biegsam wurde... Eine Flut von Empfindungen überwältigte sie, und sie begann leise zu weinen.
    Mit einer Zartheit, die sie ihm nie zugetraut hätte, zog Riveda sie an sich, und diesmal lächelte er nicht.
    »Du bist so schön«, sagte er und die Schlichtheit seiner Worte gab ihnen eine unvorstellbare Tiefe und Zärtlichkeit. »Du bist wie aus Seide und Feuer gemacht...«
     
    In den vielen trüben Monaten, die nun folgten, hütete Deoris diese Worte wie einen geheimen Schatz in ihrem Herzen. Bei Riveda war liebevolle Zuneigung seltener als ein Diamant, und nachdem er zärtlich zu ihr gewesen war, kamen Tage, in denen er kalt, abweisend und ihr innerlich fern war. Sie musste die beglückenden Augenblicke sammeln wie Perlen an der Kette ihrer kindlichen, unerklärlichen Liebe. Sie waren ihr einziger Trost in diesem neuen Leben, in dem ihr suchender Intellekt große Befriedigung fand, ihr sehnsüchtiges Herz aber einsam blieb.
    Riveda hatte alle notwendigen Schritte unternommen, um Deoris' Stellung zu ihm gesetzlich zu regeln. Durch Geburt der Priesterkaste angehörend, konnte sie nicht offiziell in die Graumantel-Sekte aufgenommen werden; auch war sie Priesterin im Tempel Caratras und hatte dort Verpflichtungen. Das letztere Hindernis räumte Riveda durch ein paar Worte mit den hohen Initiierten der Göttin Caratra leicht aus dem Weg. Deoris, so teilte er ihnen mit, sei bereits weiter fortgeschritten, als es ihrer Dienstzeit im Tempel der Geburt entspreche. Deshalb schlage er vor, dass sie eine Weile ausschließlich unter den Heilern arbeite, bis ihre Fähigkeiten in allen ärztlichen Künsten den gleichen Grad erreicht hätten wie ihr Wissen und Können in Geburtshilfe. Die Priesterinnen gingen gern darauf ein. Sie waren stolz auf Deoris, und es freute sie, dass sie die Aufmerksamkeit eines so ausgezeichneten Heilers wie Riveda auf sich gezogen hatte.
    Also trat Deoris in den Orden der Heiler ein, was auch Priestern des Lichts möglich war, und wurde Rivedas Novizin.
     
    Bald danach wurde Domaris krank. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen setzten die Wehen zu früh ein, und fast drei Monate vor der Zeit gebar sie unter großen Schmerzen ein Mädchen, das niemals den ersten Atemzug tat. Domaris selbst wäre beinahe gestorben, und diesmal sprach Mutter Ysouda, die sie entbunden hatte, eine unangreifbare Empfehlung aus: Domaris durfte nie wieder ein Kind bekommen.
    Domaris dankte der alten Frau, nahm gehorsam ihre Ratschläge entgegen, ließ sich die Schutzrunen und Amulette geben und bewahrte rätselhaftes Schweigen. Im stillen trauerte sie viele Stunden lang um ihre tote Tochter, und ihr Leid war um so bitterer, als sie das Kind im Grunde gar nicht gewollt hatte... So war sie insgeheim davon überzeugt, selbst das Leben des Kindes vernichtet zu haben, weil sie Arvath nicht liebte. Natürlich war das ein absurder Gedanke, aber es gelang ihr nicht, sich von ihm zu befreien.
    Es dauerte erschreckend lange, bis sie ihre Kraft zurückgewann. Deoris war beurlaubt worden, um sie zu pflegen, aber ihre frühere innige Verbundenheit war unwiederbringlich dahin. Domaris lag still und traurig da, während ihr leise Tränen über das weiße Gesicht rannen, oder

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