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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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irgend etwas - vielleicht nur die kindliche Art, in der die beiden Hand in Hand gingen - verscheuchte sie wieder. Vielleicht erkannten sie Deoris auch als Rivedas Novizin, und das schüchterte sie ein. Deoris hatte so etwas schon bei anderen Gelegenheiten erlebt.
    Sie kamen auf einen kleinen Innenhof, wo ein Springbrunnen kühles silbriges Wasser in ein großes Becken sprudelte. Ringsherum zeichneten die schützenden Bäume ihre schwarzen Silhouetten auf den sternenbestäubten Himmel. Die Luft war schwer und erfüllt von den Düften vieler Blumen.
    Dutzende von kleinen Räumen gingen auf diesen Hof hinaus. Sie waren kaum größer als Zellen, und Demira führte Deoris in eine von ihnen. Deoris sah sich ängstlich um. Sie war an so kleine, dunkle Zimmer nicht gewöhnt, und ihr war, als rückten die Wände zusammen und erstickten sie. Eine alte Frau, die auf einem Strohsack in der Ecke hockte, stand keuchend auf und humpelte auf sie zu.
    »Du musst deine Sandalen ausziehen«, sagte Demira in vorwurfsvollem Flüsterton, und Deoris gehorchte überrascht. Mit entrüstetem Schnauben nahm ihr die Alte die Sandalen ab und stellte sie draußen vor die Tür.
    Wieder sah Deoris sich in der kleinen Kammer um. Sie war spärlich möbliert mit einem niedrigen, ziemlich schmalen Bett unter einem Gazehimmel, einem metallenen, antik wirkenden Kohlenbecken, einer alten geschnitzten Truhe und einem Diwan mit ein paar bestickten Kissen. Das war alles.
    Demira bemerkte Deoris' Blicke und erklärte stolz: »Oh, manche haben nichts als einen Strohsack. Sie leben in Steinzellen und unterwerfen sich Härten wie die jungen Priester. Aber der Graue Tempel zwingt niemanden zu solchen Dingen, und mir liegt nichts an - nun, das wirst du schon noch erfahren. Komm mit, wir müssen vor dem Schlafen baden, denn du bist im Ring gewesen! Es gibt da einige Vorschriften - ich werde dir zeigen, was du zu tun hast.« Demira drehte sich plötzlich zu der alten Frau um. »Steh nicht da und starre uns an! Ich kann das nicht leiden!«
    Die Alte gackerte wie eine Henne. »Und wer ist die da, mein Fräulein? Eine von Maleinas kleinen Hübschen, die sich einsam fühlt, wenn die Frau zu den Riten geht, und -« Sie brach ab und duckte sich überraschend behende, als eine von Demiras Sandalen auf ihren Kopf zuflog.
    Wütend stampfte Demira mit ihrem bloßen Fuß auf. »Halt den Mund, du hässliche Hexe!«
    Die alte Frau gackerte nur noch lauter. »Sie ist zu alt, als dass die Priester sie -«
    »Ich habe gesagt, du sollst den Mund halten!« Demira stürzte sich auf die alte Frau und ohrfeigte sie. »Ich werde Maleina berichten, was du über sie gesagt hast, und sie wird dich kreuzigen lassen!«
    »Was ich über Maleina sagen könnte «, mummelte die alte Hexe alles andere als eingeschüchtert, »würde das kleine Fräulein für ihr ganzes Leben rot werde lassen - falls sie das Talent dazu hier noch nicht verloren hat!« Sie packte Demiras Schultern mit ihren dürren Händen und hielt das Mädchen so lange fest, bis Demiras Augen nicht mehr vor Zorn loderten. Kichernd entschlüpfte das Mädchen der Alten.
    »Hol uns etwas zu essen und dann verschwinde«, warf Demira achtlos hin. Die Alte schlurfte davon. Demira sank lässig auf den Diwan nieder und lächelte Deoris zu. »Hör nicht auf sie, sie ist alt und nicht ganz bei Trost, aber puh! sie sollte vorsichtiger sein! Was würde Maleina tun, wenn sie davon hörte!« Wieder erklang ihr helles Lachen. »Ich würde es nicht wagen, Maleina zu verspotten, nicht einmal in den tiefsten Kammern des Labyrinths! Sie könnte mich mit einem Bann treffen, dass ich drei Tage lang blind wäre, wie sie es mit dem Priester Nadastor gemacht hat, als er seine geilen Hände nach ihr ausstreckte -« Sie sprang auf und lief zu Deoris, die wie erstarrt dastand. »Du siehst selbst aus, als hätte man dich mit Bann belegt!« lachte sie. Gleich darauf wurde sie wieder ernst und meinte freundlich: »Ich weiß, du hast Angst, wir haben anfangs alle Angst hier. Du hättest mich sehen sollen, wie ich um mich stierte und gleich einer beinlosen Katze jaulte, als man mich vor fünf Jahren herbrachte! Niemand wird dir etwas tun, Deoris, selbst wenn du seltsame Dinge über uns gehört hast. Hab keine Angst. Und nun komm mit zum Teich.«
    Rings um das große Steinbecken saßen Frauen, unterhielten sich und planschten im Wasser. Ein paar hielten sich abseits, in ihre eigenen Gedanken versunken, die meisten jedoch zwitscherten so unbekümmert und gesellig

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