Das Licht Von Atlantis
heraus, was Craith getan hatte, und klagte ihn an, deinen Geist manipuliert und ein Verbrechen gegen eine Schwangere begangen zu haben.« Mit einem schnellen Blick auf Deoris setzte sie erläuternd hinzu: »Unter den Graumänteln ist das nämlich das schwerste Verbrechen, das es gibt.«
»Im Tempel des Lichts auch, Demira.«
»Dann haben sie dort ja wenigstens ein bisschen Verstand!« rief Demira aus. »Nun, Riveda sagte: Diese Wächter lassen ihre Opfer zu schnell vom Haken! Und dann ließ er Craith geißeln, er ließ ihn beinahe zu Tode peitschen, bevor er ihn den Wächtern auslieferte. Als sie Gericht über ihn hielten, zog ich einen grauen Kittel über mein saji -Kleid und ging mit Maleina« - Wieder blitzten ihre Augen wachsam zu Deoris hinüber. »Maleina ist eine Initiierte von sehr hohem Rang, ich weiß zwar nicht, von welchem, jedenfalls kann niemand ihr irgend etwas verweigern. Ich glaube, sie könnte in die Kapelle Caratras gehen und unflätige Bilder an die Wand malen, wenn sie wollte, und niemand würde wagen, etwas dagegen zu unternehmen! Karahama hat es übrigens niemand anderem als Maleina zu verdanken, dass sie nicht mehr im Grauen Tempel bleiben musste, sondern in den Tempel der Mutter aufgenommen wurde...« Demira erschauerte. »Aber ich hatte ja von Craith gesprochen. Man hielt Gericht über ihn und verurteilte ihn zum Tod. Rajasta war fürchterlich! Er hielt den Gnadendolch fest in der Hand und gab ihn Craith nicht. Und so verbrannten sie ihn bei lebendigem Leib, um Domaris zu rächen und Micon!«
Zitternd bedeckte Deoris das Gesicht mit den Händen. In was für eine schreckliche Welt bin ich bloß durch mein eigenes Tun geraten?
Trotz aller Fremdheit wurde die Welt des Grauen Tempels Deoris bald vertraut. Nur gelegentlich tat sie noch im Haus der Geburt Dienst und verbrachte die meiste Zeit bei den Heilern; immer mehr fühlte sie sich als echte Graumantel-Priesterin.
Andererseits war es nicht so, dass die Graumäntel sie sofort akzeptierten, und es gab manchen schmerzlichen Konflikt. Riveda war zwar der höchste Adept, das Titular-Haupt des Ordens, aber seine Protektion schadete Deoris mehr als sie ihr nützte... Bei all seiner oberflächlichen Herzlichkeit war Riveda in seiner eigenen Sekte kein populärer Mann; er war zurückhaltend und verschlossen, viele mochten ihn nicht und alle fürchteten ihn, besonders die Frauen. Er legte zuviel Wert auf Disziplin, seine zynischen Bemerkungen trafen immer ins Schwarze und seine Überheblichkeit sonderte ihn von allen ab, mit Ausnahme der größten Fanatiker.
Vielleicht war Demira im ganzen Orden der Heiler und Magier die einzige, die ihn wirklich liebte. Natürlich gab es einige, die ihn verehrten und respektierten, aber zugleich fürchteten und aus dem Weg gingen, wann immer sie konnten. Dem kleinen Mädchen erwies Riveda zuweilen eine zerstreute Freundlichkeit, die nichts von väterlicher Liebe an sich hatte, aber doch das einzige an Wärme und Zuwendung war, das dieses mutter-und vaterlose Kind in seinem ganzen Leben erfuhr. Demira reagierte darauf mit einem seltsamen verehrenden Hass, dem einzigen Gefühl, das sie zu empfinden in der Lage war.
Auch die Weise, mit der sie Deoris entschlossen gegen die saji beschützte, war von solcher Hassliebe bestimmt. Mit Deoris selbst stritt sie ständig und erbittert, erlaubte aber keinem anderen ein herabsetzendes Wort über sie. Da sich alle vor Demiras unberechenbarem Temperament und ihren wilden Wutanfällen fürchteten - sie war in diesem Zustand durchaus fähig, ein Mädchen zu würgen oder ihr die Augen auszukratzen -, wurde Deoris schließlich mit Vorbehalt toleriert. Demira gewann sie in kurzer Zeit lieb, obwohl sie wusste, dass das Mädchen zu echten Gefühlen gar nicht fähig war und man besser einer angreifenden Kobra vertraute, als diesem flatterhaften Mädchen.
Riveda leistete ihrer Freundschaft weder Vorschub, noch entmutigte er sie. Er behielt Deoris in seiner Nähe, wenn er konnte, aber er hatte viele und unterschiedliche Pflichten, und zu manchen Zeiten verboten ihm die Vorschriften seines Ordens ein Zusammensein mit ihr. So verbrachte Deoris mehr und mehr Zeit in der eigentümlichen Halbwelt der saji -Frauen.
Sie entdeckte bald, dass die saji nicht ohne Grund verfemt waren. Und doch fand sie, als sie sie besser kennen lernte, diese Frauen und Mädchen eher mitleiderregend als verächtlich. Ein paar gewannen sogar ihre tiefe Achtung und Bewunderung, denn sie besaßen seltsame
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