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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nicht erzählt, dass ich Rivedas Tochter bin?«
    Deoris, unfähig zu sprechen, betrachtete Demira mit anderen Augen - und jetzt erkannte sie die Ähnlichkeit: das gleiche helle Haar und die seltsamen Augen, diese nicht greifbare, nicht zu identifizierende Fremdheit.
    »Deshalb werde ich bei den Ritualen immer so aufgestellt, dass ich ihm niemals nahekomme«, erläuterte Demira. »Er ist ein Nordmann aus Zaiadan, und du weißt doch, wie sie über Inzest denken - oder?«
    Deoris nickte langsam, jetzt endlich begriff sie. Es war allgemein bekannt, dass Rivedas Landsleute nicht nur ihre Schwestern, sondern auch ihre Halbschwestern mieden, und Deoris hatte gehört, dass sie sich sogar weigerten, ihre Cousinen zu heiraten - obwohl sie letzteres kaum glauben konnte.
    »Und mit all den Symbolen dort - oh!« plauderte Demira vertraulich. »Für Riveda ist es nicht leicht, so gewissenhaft zu sein!«
    Die alte Frau kleidete sie an und brachte ihnen Essen - Obst und Brot, aber weder Milch noch Käse oder Butter. Demira erzählte weiter: »Ja, ich bin die Tochter des großen Adepten und Meister-Magiers Riveda! Zumindest inoffiziell gefällt es ihm, Anspruch auf mich zu erheben, denn Karahama gibt so gut wie nie zu, dass sie den Namen meines Vaters kennt... schließlich ist auch sie saji gewesen, und ich bin ein Kind des Rituals.« Demiras Augen wurden traurig. »Und nun ist sie Priesterin Caratras. Ich wünschte - ich wünschte -« Sie schluckte den Rest hinunter und fuhr schnell fort: »Ich glaube, sie betrachtet mich als Schandfleck, weil ich namenlos geboren worden bin, und deshalb liebt sie mich nicht. Sie hätte mich auf der Stadtmauer ausgesetzt, wo ich gestorben oder von einer der alten Frauen, die mit kleinen Mädchen handeln, mitgenommen worden wäre. Aber Riveda nahm mich ihr am Tag meiner Geburt fort und gab mich Maleina, und als ich zehn war, machte man mich zur saji .«
    »Zehn! « wiederholte Deoris. Trotz aller Bemühung neutral zu bleiben, war sie schockiert.
    Demira kicherte; ihre Stimmung schlug immer schnell um. »Oh, man erzählt schreckliche Geschichten über uns, nicht wahr? Aber wir saji wissen alles, was im Tempel vor sich geht! Wir wissen mehr als manch einer von euren Wächtern! Wir wussten Bescheid über den Prinzen von Atlantis, aber wir sprachen nicht darüber. Wir reden stets nur über einen Bruchteil von dem, was wir wissen. Das versteht sich von selbst. Wir sind die Namenlosen , und wer hört uns schon zu außer unseresgleichen? Und gegenseitig können wir uns kaum noch in Erstaunen versetzen. Ich weiß auch«, sagte sie leichthin, aber mit einem mutwilligen Seitenblick, »wer die Illusion auf dich geworfen hat, als du das erste Mal im Grauen Tempel warst.« Sie biss in eine Frucht und kaute, und beobachtete Deoris dabei aus dem Augenwinkel.
    Deoris starrte sie fassungslos an. Sie fürchtete sich zu fragen, und doch wollte sie es unbedingt wissen.
    »Es war Craith - ein Schwarzmantel. Die Schwarzmäntel wollten, dass Domaris sterbe. Natürlich nicht wegen Talkannon -«
    »Talkannon?« hauchte Deoris entsetzt.
    Demira zuckte die Schultern und wandte nervös den Blick ab. »Worte, Worte, das alles sind nur Worte. Aber ich bin froh, dass du Domaris nicht getötet hast...«
    Deoris war jetzt völlig verstört. »Woher weißt du das alles?« Ihre Stimme klang in ihren eigenen Ohren wie ein unverständliches Rasseln.
    Anfangs mochte Demira eine kleine Bosheit im Sinn gehabt haben, doch die war jetzt verschwunden. Sie fasste vertraulich nach Deoris' Hand. »Oh, Deoris, als ich noch ein kleines Mädchen war, habe ich mich immer in Talkannons Garten geschlichen, um aus dem Gebüsch heraus Blicke auf dich und Domaris zu erhaschen! Domaris ist so schön wie eine Göttin, und sie liebte dich so. Wie oft ich mir gewünscht habe, ich wäre du! Ich glaube, wenn Domaris einmal freundlich zu mir gesprochen - oder mich überhaupt angeredet hätte, wäre ich vor Freude gestorben!« Ihre Stimme klang sehnsüchtig, und Deoris, stärker bewegt als ihr bewusst war, zog den blonden Kopf an ihre Schulter.
    Demira schüttelte ihr langes, feines Haar und vertrieb so ihre ernsten Gedanken. Das Schimmern kehrte in ihre Augen zurück, als sie fortfuhr: »Deshalb tat es mir um Craith überhaupt nicht leid! Du weißt nicht, wie Riveda vor diesem Ereignis war, Deoris, er war immer ruhig und nachdenklich wie ein Gelehrter und kam nur alle paar Monate einmal zu uns, aber diese Sache hat ihn in einen Teufel verwandelt! Er fand

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