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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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besonders der Kehle, der Magengrube und des Unterleibs.
    Auch die Adepten besaßen solche Kräfte - aber sie hatten sich durch den langen Kampf um Selbstbeherrschung, durch Disziplin, Härte und völlige intellektuelle Durchdringung lange auf den Schock vorbereitet. Bei den saji -Mädchen wurde der Durchbruch plötzlich mit Gewalt und durch Einwirkung von außen erzielt. Deshalb war das Zusammenspiel der verschiedenen Reize erzwungen und unnatürlich. Ein Mädchen von vieren verfiel bei Erreichung der Pubertät in Tobsucht und starb unter Nervenkrämpfen. Das unfassbare Erlebnis wurde von denen, die es überstanden hatten, die Schwarze Schwelle genannt. Wenige betraten sie mit völlig intaktem Verstand und bei allen blieben irgendwelche psychischen Schäden zurück.
    Demira unterschied sich ein wenig von den anderen. Sie war nicht von einem Priester, sondern von der Adeptin Maleina ausgebildet worden. Deoris sollte im Lauf der Zeit einiges über die besonderen Probleme einer Frau, die den Pfad der Magier beschreitet, erfahren, und die meisten Geschichten, die sie über Maleina gehört hatte, als unwahr erkennen - unwahr deswegen, weil die Phantasie mit einer so unfasslichen Wahrheit niemals Schritt halten kann.
    Die anderen von Maleina ausgebildeten Mädchen waren bei Erreichung der Pubertät in Raserei verfallen, die bald in sabbernden, stierenden Stumpfsinn überging. Demira jedoch hatte zu jedermanns Überraschung die Schwarze Schwelle nicht nur geistig gesund, sondern auch verhältnismäßig stabil hinter sich gebracht. Sie hatte unter den üblichen Qualen gelitten und einige Tage im Delirium gelegen - aber als sie erwachte, hatte sie, soweit man dies feststellen konnte, ihr altes Selbst wiedergefunden.
    So ganz unbeschadet war sie allerdings nicht davongekommen. Die Tage der fürchterlichen Qual hatten sie gezeichnet und es ihr für immer unmöglich gemacht, eine normale Weiblichkeit zu entwickeln. Auch der enge Kontakt mit Maleina hatte in Demira den Fluss der Lebensströme teilweise umgekehrt. Deoris begriff dies erst, als sie sich selbst die verschlungenen psycho-chemischen Nervenströme bewusst machte. Jeden Monat, wenn der Mond abnahm und verschwand, nahm Deoris eine seltsame Veränderung an Demira wahr, sie wurde still, verlor ihre flatterhafte Verspieltheit, saß stundenlang da und grübelte, die Katzenaugen verschleiert, und bekam ohne Grund Wutanfälle. Manchmal verkroch sie sich nur wie ein krankes Tier und rollte sich in unbeschreiblicher, schrecklicher Verzweiflung zusammen. Niemand wagte zu solchen Zeiten, sich Demira zu nähern. Nur Maleina konnte das Kind soweit beruhigen, dass es nach außen hin vernünftig schien. Bei diesen Gelegenheiten trug Maleinas Gesicht einen so furchterregenden Ausdruck, dass Männer und Frauen vor ihr auseinander stoben. Es war, als werde sie von Emotionen zerrissen, die ein Mensch von geringerer Bewusstheit niemals würde ausloten können.
    Deoris lernte es dank ihrer Einfühlsamkeit und des im Tempel Caratras erworbenen Wissens um die Kompliziertheit des weiblichen Körpers bald, diese schrecklichen Ausbrüche vorauszusehen, mit ihnen fertig zu werden und sie das eine oder andere Mal zu verhindern. Nach und nach übernahm sie die Verantwortung für das kleine Mädchen, denn Demira war noch keine zwölf Jahre alt, als Deoris in den Tempel kam. Sie war einerseits ein frühreifes, jammervoll weises Kind, aber oft war sie nichts anderes als ein bedauernswertes, leidendes, kleines Mädchen. Deoris hatte eine Zuneigung zu Demira gefasst, die dazu angetan war, schlimmes Unheil heraufzubeschwören.

7. DAS ERBARMEN CARATRAS
    Eine junge saji , die Deoris nur flüchtig kannte, hatte viele Wochen lang nicht an den Ritualen teilgenommen, und schließlich war es offensichtlich, dass sie schwanger war. So etwas geschah äußerst selten, und es war allgemeine Überzeugung, dass beim Überschreiten der Schwarzen Schwelle die saji so versehrt wurden, dass die Mutter sich aus ihrem Geist zurückziehe. Deoris, die die ganz und gar rituelle Natur der Sexualität bei den Zeremonien im Grauen Tempel kennen gelernt hatte, war etwas skeptisch gegenüber dieser Erklärung geworden.
    Tatsache war jedoch, dass im ganzen Tempelbezirk nur die saji -Frauen nicht in Caratras Tempel Dienst taten. Auch durften sie ihre Kinder nicht im Tempel der Geburt zur Welt bringen, ein Recht, das sonst sogar Sklavinnen und Prostituierten zustand.
    Von den Riten Caratras ausgeschlossen, waren die saji der Gnade

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