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Das Licht Von Atlantis

Das Licht Von Atlantis

Titel: Das Licht Von Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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den wartenden Schrein zu und fühlte dabei, wie das Wasser Stück um Stück ihr ganzes vergangenes Leben mit all seinen kleinen Ärgernissen und selbstsüchtigen Gedanken fortwusch. Unendliche Kraft erfüllte und umgab sie, und Domaris erkannte - und das war ihr noch bei keinem früheren Besuch in Caratras Schrein geschehen -, dass sie, weil menschlich, auch göttlich war.
    Sie bedauerte fast, das Wasser verlassen zu müssen, und blieb, bevor sie den Tempel betrat, noch eine Weile am Ufer stehen. Ernst und konzentriert kleidete die junge Priesterin sich in die sakramentalen Gewänder, die im Vorraum bereitgehalten wurden. Sorgfältig vermied sie es, an das nächste Mal zu denken, da sie hier würde baden müssen...
    Sie betrat das Heiligtum, verweilte andächtig vor dem Altar und band den bräutlichen Gürtel um. Mit weit ausgestreckten Armen kniete sie nieder, den Kopf in leidenschaftlicher Hingabe zurückgeworfen. Sie wollte beten, aber es dauerte lange, bis sie die richtigen Worte fand.
    »Mutter, liebreiche Göttin«, flüsterte sie schließlich, »lass mich... lass mich nicht versagen...«
    Wärme umflutete Domaris, die mitfühlenden Augen des heiligen Bildes über ihr schienen zu lächeln, die Augen der Mutter, an die Domaris sich kaum noch erinnern konnte. Lange Zeit kniete sie dort, still, ernst, lauschend, und seltsame Visionen mit weichen, verwischten Konturen erschienen vor ihrem geistigen Auge. Sie waren unbestimmt und ließen sich nicht festhalten, und doch gaben sie ihr eine innere Ruhe, die sie nie zuvor gekannt hatte und von diesem Tag an nie wieder ganz verlieren sollte.
     
    Die Sonne war untergegangen, und die Sterne hatten ihre Positionen beträchtlich verändert, als Deoris sich endlich aufsetzte und merkte, dass es schon sehr spät war. Hätte Domaris zu ihr zurückkommen wollen, so wäre dies bereits vor Stunden geschehen. Allmählich wich Deoris' Beunruhigung dem Ärger: Wieder hatte Domaris sie vergessen! Unglücklich kehrte das Mädchen ins Haus der Zwölf zurück, nur um dort herauszufinden, dass Elara nicht mehr wusste als sie selbst. Oder wollte die Frau bloß nicht mit ihr über ihre Herrin sprechen? Die Antwort, die Deoris erhalten hatte, war jedenfalls nicht dazu angetan, ihre schlechte Laune zu bessern. Sie reagierte gereizt, und ihre wütenden Fragen führten nach kurzer Zeit dazu, dass die sonst so geduldige Elara in Tränen ausbrach. Als schließlich Elis auftauchte und mit ihrer Frage, wo denn die Cousine stecke, die ganze Sache in aller Unschuld noch schlimmer machte, hatte Deoris die Dienerschaft sowie einige Nachbarn längst in einen ebenso elenden Zustand versetzt wie sich selbst.
    »Wie soll ich das wissen!« explodierte sie. »Domaris sagt mir überhaupt nichts mehr!«
    Elis versuchte, das zornige Mädchen zu beruhigen, aber Deoris wollte nicht einmal zuhören. Schließlich wurde Elis, die selbst nicht ohne Temperament war, deutlich.
    »Nun, ich sehe auch nicht ein, warum Domaris dir irgend etwas sagen sollte«, begann sie. »Ihre Angelegenheiten gehen dich nichts an. Und was dich betrifft: Du bist wirklich entsetzlich verzogen! Absolut unerträglich bist du! Ich wollte nur, Domaris käme zu Verstand und würde dich in deine Schranken weisen!«
    Deoris weinte nicht, sie brach zusammen.
    Elis, bereits an der Tür, kehrte schnell um und beugte sich über sie. »Deoris«, sagte sie zerknirscht, »es tut mir leid, wirklich, ganz so habe ich es nicht gemeint...« Sie nahm Deoris' Hand - eine liebevolle Geste, die für Elis, welche nicht gern einen Fehler zugab, sehr ungewöhnlich war. »Ich weiß, du fühlst dich einsam. Du hast ja nur Domaris. Aber das ist deine eigene Schuld, wirklich. Du könntest viele Freundinnen haben.« Sanft setzte sie hinzu: »Hier bleiben und Trübsal blasen solltest du bestimmt nicht. Lissa vermisst dich. Komm und spiele mit ihr!«
    Deoris, deren Lächeln vorübergehend zurückgekehrt war, geriet wieder ins Zweifeln. »Morgen«, versprach sie. »Jetzt möchte ich lieber allein sein.«
    Elis besaß eine Intuition, die manchmal ans Hellseherische grenzte. Eine plötzliche Eingebung ließ sie die Hand ihrer Cousine freigeben. »Ich will dich zu nichts überreden«, sagte sie, und dann setzte sie rasch und ohne besonderen Nachdruck hinzu: »Vergiss nur eines nicht: Wenn Domaris nur sich selbst gehört, und sonst niemandem, so gilt das auch für dich. Auch du bist ein selbständiger Mensch. Gute Nacht, Kätzchen.«
    Elis ging. Deoris saß da und starrte die

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