Das Licht Von Atlantis
verfinsterte sich. Er fuhr fort: »Es werden von euren Frauen Dienste verlangt, die häufig sogar euren eigenen Gesetzen widersprechen, und es ist bekannt, dass sich die Schwarzmäntel bei euch verstecken -«
Riveda hob die Hand. »Willst du mich etwa der Zauberei verdächtigen?«
Der Wächter schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Anklage ausgesprochen. Ich wiederhole nur das allgemeine Gerede.«
»Seit wann hört Rajasta, der Wächter, auf das Geschwätz an den Toren? So wie du mit mir redest, stelle ich mir kein freundliches Gespräch vor - und ebenso wenig die Pflichten eines Priesters!« Rajasta schwieg. Donner grollte in Rivedas tiefer Stimme, als er ihn aufforderte: »Nur weiter so! Sicher hast du noch mehr davon auf Lager! Dann heißt es wieder: Die Graumäntel kennen und benutzen die Magie der Natur und sind für alles Unheil verantwortlich. Ihr habt uns beschuldigt, die Ernte verdorben zu haben, und die Heilkundigen, die einzigen, die es wagen, in die von Krankheit verseuchten Städte zu gehen, habt ihr der Brunnenvergiftung bezichtigt!«
Rajasta antwortete gelassen: »Jeder Schwarm beginnt irgendwann mit einer einzelnen Biene.«
Riveda lachte. »Und wo, Wächter, ist der tödliche Stachel?«
»Deine Gleichgültigkeit. Dass du dich um all diese Dinge nicht kümmerst«, gab Rajasta scharf zurück. »Du trägst die Verantwortung für deine Leute. Handle entsprechend - oder übertrage sie einem anderen, der besser über den Orden wacht! Vernachlässige deine Pflicht nicht, oder -« Rajastas Stimme hob sich zu einer eindrucksvollen Mahnung: »- oder die Schuld dieser Verbrecher wird für dich zum Schicksal! Deine Verantwortung für sie ist riesengroß. Nimm sie gewissenhaft und mit Weisheit wahr.«
Riveda setzte zum Sprechen an, schluckte seine Bemerkung jedoch herunter und starrte auf den Ziegelboden. Dennoch schob er herausfordernd das Kinn vor. Schließlich sagte er: »Sehr wohl, Wächter, sei unbesorgt.«
In dem nun folgenden Schweigen war hinten im Flur ein leises, seltsames Pfeifen zu hören. Riveda sah kurz zu der offenen Tür; sein Gesichtsausdruck verriet fast nichts von seiner Verärgerung.
Rajasta versuchte es nun mit einer anderen Taktik. »Was ist mit deiner Suche nach den Schwarzmänteln?«
Riveda zuckte die Schultern. »Im Augenblick können alle Mitglieder meines Ordens Rechenschaft über ihr Tun ablegen - bis auf einen.«
»Tatsächlich? Und dieser eine -?« drängte Rajasta.
Riveda spreizte die Finger. »Ein Rätsel, in mehr als einer Beziehung. Er trägt die Kleidung eines Chela, aber keiner erhebt Anspruch auf ihn als Schüler, noch hat er irgendwen als seinen Meister benannt. Ich hatte ihn nie zuvor gesehen, doch plötzlich war er da, und als er nach den Kennworten gefragt wurde, wusste er sie alle. Ansonsten scheint er etwas geistesgestört zu sein.«
»Ist er vielleicht Micons Bruder?« meinte Rajasta.
Riveda schnaubte verächtlich. »Ein Geisteskranker? Unmöglich! Ich nehme an, dass er ein entlaufener Sklave ist.«
Rajasta nahm sein Privileg als Wächter des Tempels wahr und fragte forschend: »Was hast du mit ihm gemacht?«
»Bisher nichts«, antwortete Riveda langsam. »Da er fähig ist, unsere Tore zu passieren und auch unser Ritual kennt, hat er Heimatrecht in unserem Orden, selbst wenn sein Lehrer unbekannt ist. Vorerst habe ich ihn als Schüler angenommen. Obwohl seine Vergangenheit wie eine leere Tafel ist und er nicht einmal seinen eigenen Namen weiß, hat er Momente geistiger Klarheit. Ich glaube, ich kann durch ihn und für ihn viel bewirken.« Eine Weile schwiegen beide, dann brach es aus Riveda heraus und er sagte zu seiner Verteidigung: »Sag mir, was ich sonst hätte tun sollen? Ganz abgesehen davon, dass mein Gelübde mich verpflichtet, jedem zu helfen, der die Kennworte meines Ordens weiß - konnte ich den Jungen doch nicht wegjagen; man hätte ihn gesteinigt und gequält, ergriffen und in einen Käfig gesteckt, und der Pöbel hätte ihn als Verrückten angegafft - oder er wäre von neuem für Böses missbraucht worden!«
Rajasta sah ihn unverwandt an. »Ich habe dir keinen Vorwurf gemacht«, bedeutete er Riveda. »Das alles ist deine Angelegenheit. Aber wenn die Schwarzmäntel seinen Geist vergiftet haben -«
»Dann werde ich dafür Sorge tragen, dass sie ihn nicht für ihre Zwecke missbrauchen«, versprach Riveda grimmig. Sein Gesicht entkrampfte sich ein wenig. »Ich glaube, er ist ganz harmlos, denn für einen Bösewicht hat er nicht genug
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