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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Recht!«
    »Und Sie glauben, daran würde ich mich auch nur im Geringsten stören?«, fragte Abramowitsch dagegen. »Sie befinden sich hier auf russischem Territorium, Doktor, vergessen Sie das nicht.«
    »Das tue ich nicht. Aber als ausländischer Staatsbürger verfüge ich über gewisse Rechte, die Sie nicht einfach ...«
    Er verstummte, als der Ochrana-Agent in schallendes Gelächter ausbrach. »Mit Verlaub, mein lieber Doktor Hingis, wer sollte mich daran hindern? Zumal Sie keineswegs verschleppt wurden, sondern freiwillig in unser Land gekommen sind.«
    »Nachdem Sie uns dazu verholfen hatten«, knurrte Hingis, dem das ganze Ausmaß der Täuschung eben erst klar zu werden begann.
    »Warum haben Sie das getan?«, wollte Sarah wissen. »Warum haben Sie uns geholfen, die Krim zu erreichen?«
    »Weil ich wissen wollte, was Sie vorhaben. Schon seit geraumer Zeit wissen wir von einer verbrecherischen Organisation, die im Orient ihr Unwesen treibt und ihr Hauptquartier ganz offenbar in einer westeuropäischen Hauptstadt hat. Und wie wir weiter herausgefunden haben, hatten Sie in der Vergangenheit mehrfache Verbindung zu dieser Organisation, Lady Kincaid.«
    »Mehrfache Verbindung?« Sarah lachte freudlos auf. »So kann man es auch nennen. Vor allem, wenn man die blühende Phantasie eines Großinquisitors des Zaren hat.«
    »Zu viel der Ehre.« Abramowitsch grinste unbeeindruckt. »Ich bin nur ein bescheidender Diener des Reiches.«
    »Dann hören Sie gut zu«, forderte Sarah ihn auf. »Die Organisation, von der Sie gehört haben, nennt sich Bruderschaft des Einen Auges. Es ist ein Zusammenschluss fanatischer Sektierer, die die Geheimnisse der Vergangenheit nutzen wollen, um die Zukunft zu beherrschen.«
    »Das klingt reichlich blumig, finden Sie nicht?«
    »Vielleicht - aber es ist die Wahrheit.«
    »Die Wahrheit.« Abramowitsch kaute das Wort wie einen Priem. »Ich werde Ihnen etwas über die Wahrheit erzählen, Lady Kincaid. Die Wahrheit ist, dass das britische Empire auf dem asiatischen Kontinent seit geraumer Zeit einen rücksichtslosen Expansionskurs verfolgt. Indien, Pakistan, China, die Mongolei - die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Überall tritt das Empire auf und nimmt seine Handels- und Machtinteressen wahr.«
    »Und?«, fragte Sarah.
    »Weshalb also sollte es nicht mit einer Organisation zusammenarbeiten, deren Ziel ganz offensichtlich die Errichtung neuer hierarchischer Strukturen im Orient ist?«, spann Abramowitsch seinen Gedanken weiter. »Mehr noch, warum sollte es nicht selbst eine solche Organisation ins Leben rufen, wenn es dadurch seinen Konkurrenten schaden und seine Vormachtstellung ausbauen kann?«
    »Ist das Ihr Ernst?« Sarah schaute den Russen zweifelnd an. »Sie vermuten einen Zusammenhang zwischen der Bruderschaft und der britischen Kolonialpolitik?«
    »Wundert Sie das? Wo die Macht des Empire von Tag zu Tag wächst? Ihre Regierung hat schon in der Vergangenheit bewiesen, dass ihr jedes Mittel recht ist, um ihren Einfluss im Orient auszubauen.«
    »Vielleicht«, räumte Sarah ein, »aber sie würde nicht mit ruchlosen Verbrechern zusammenarbeiten. Der Zar allerdings scheint sich in dieser Hinsicht sehr viel weniger Zurückhaltung aufzuerlegen.«
    »Kommen Sie.« Abramowitsch verzog das Gesicht. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie diese durchschaubaren Versuche, mich zu provozieren, unterlassen würden.«
    Sarah nahm die Schultern zurück und straffte sich. »Schön«, erwiderte sie, »dann verraten Sie mir, was das alles soll. Warum haben Sie uns hinterrücks überfallen und festnehmen lassen?«
    »Sehr einfach: Weil Sie britische Spione sind.«
    »Glauben Sie das wirklich?«
    »Ich muss doch sehr bitten!«, platzte Hingis heraus. »Ich bin Schweizer und aus Überzeugung neutral. Mich der Spionage zu bezichtigen ist gerade zu lächerlich!«
    »Was Sie betrifft, mache ich eine Ausnahme, Doktor«, gestand Abramowitsch zu. »Ich denke, dass Lady Kincaid Sie über die wahren Beweggründe Ihres Handelns schlechterdings nicht informiert hat. Sie sollten lediglich zur Tarnung des Unternehmens beitragen, das als archäologische Expedition getarnt war, in Wirklichkeit jedoch die Einrichtung eines geheimen, nachrichtendienstlichen Stützpunkts auf der Krim zum Ziel hatte.«
    »Was?« Sarah schüttelte den Kopf. »Sie sind ja verrückt.«
    »Angesichts dessen, was meine Männer dort in der Tiefe vorgefunden haben, Lady Kincaid, sorge ich mich eher um Ihre geistige Gesundheit als um die meine.

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