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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Was in aller Welt treiben Sie dort unten? Was haben sich die Briten ausgedacht, um das Große Spiel für sich zu entscheiden? Und was«, fügte er sichtlich angewidert hinzu und deutete dabei auf Hieronymos, »hat diese entstellte Kreatur damit zu tun?«
    »Das Große Spiel«, schnaubte Sarah. »Können Sie an nichts anderes denken?«
    »Nicht wir haben diesen Begriff geprägt«, brachte der Russe in Erinnerung. »Sie sind das gewesen, nachdem Ihr formelles Staatsoberhaupt sich zur Kaiserin von Indien hat krönen lassen ...«
    »... während Ihr geschätzter Zar von einem russischen Großreich träumt«, fügte Sarah hinzu. »Ist es nicht so? Aber hier geht es nicht um den Verlust oder das Hinzugewinnen von Land und Einfluss. Solange Sie das nicht begreifen, Abramowitsch, werden Sie nicht in der Lage sein, etwas gegen die Bruderschaft zu unternehmen. Doch wahrscheinlich wollen Sie das gar nicht, weil Sie nicht an der Wahrheit interessiert sind, sondern nur daran, Ihrem Zaren zu gefallen.«
    »Sie tun es schon wieder, Lady Kincaid«, sagte der Russe gelassen. »Sie unterschätzen mich.«
    »Tatsächlich?«
    »Sagen Sie mir, was Sie über diese geheimnisvolle Bruderschaft wissen, dann sehen wir weiter.«
    »Sie werden mir nicht glauben.«
    »Versuchen Sie es.«
    »Also gut.« Sarah nickte. »Die Wurzeln dieser Organisation reichen bis weit in die Vergangenheit, bis an die Anfänge der menschlichen Zivilisation. Immer wieder hat sie im Lauf der Geschichte versucht, die Herrschaft über die Menschheit an sich zu reißen ...«
    »... aber es ist ihr nicht gelungen«, vervollständigte der Ochrana-Agent gelangweilt. »Bis zum heutigen Tag.«
    »Ich sagte Ihnen, Sie würden mir nicht glauben.«
    »Wenn Sie mich überzeugen wollen, sollten Sie mir etwas mehr bieten als Kolportage, Lady Kincaid.«
    »Dann sage ich Ihnen, dass jene Bruderschaft in genau diesem Augenblick auf der Suche nach einer Waffe ist, deren Zerstörungskraft alles bislang Dagewesene in den Schatten stellt.«
    »Waffe? Zerstörungskraft?« Sie sah das begehrliche Blitzen in Abramowitschs Augen und wusste, dass sie einen Fehler begangen hatte. Sie musste vorsichtig sein ...
    »Ganz richtig«, bestätigte sie. »Es ist ein altes Geheimnis aus vorgeschichtlicher Zeit, und die Bruderschaft ist dabei, es zu entschlüsseln.«
    »Das klingt nicht sehr glaubwürdig«, stellte der Russe fest.
    »Tut mir leid, wenn es Ihnen nicht zusagt«, konterte Sarah achselzuckend, »aber es ist die Wahrheit. Die Bedrohung ist real, Abramowitsch, ob es Ihnen gefällt oder nicht, und sie gefährdet Ihr Land ebenso wie das meine.«
    »Und Sie erwarten, dass ich Ihnen das abnehme?«
    »Die Bruderschaft kennt keine Nationen, ihr geht es nur um ihre eigenen Interessen«, bekräftigte Sarah. »Anstatt mich und meine Freunde hier festzuhalten und uns unsinnigen Beschuldigungen auszusetzen, sollten Sie uns lieber gehen lassen, damit wir ...«
    »Wohin?«, fragte der Russe scharf, und Sarah wusste, dass sie von nun an auf jedes Wort achten musste.
    »Wohin auch immer die Spur der Bruderschaft uns führen wird«, antwortete sie ausweichend.
    »Das reicht mir nicht.« Der Ochrana-Agent schnaubte geräuschvoll. »Wenn Sie wollen, dass ich Ihnen Glauben schenke, werden Sie mir mehr darüber sagen müssen. Viel mehr ...«
    Sarah starrte zu Boden.
    Es war die Wahl zwischen Pest und Cholera.
    Wenn sie schwieg, würde Abramowitsch sie ohne Federlesens abführen, in Sewastopol vor ein Militärgericht stellen und ins Gefängnis stecken lassen; wenn sie dem Russen hingegen von der Vergangenheit der Bruderschaft und von jenem dunklen Geheimnis berichtete, das im fernen Tibet seiner Entdeckung harrte, so lief sie Gefahr, eine Machtquelle von womöglich apokalyptischen Ausmaßen in die Hände eines einzelnen Landes zu spielen, das dem Empire noch dazu feindlich gesonnen war.
    Sie musste versuchen, einen Mittelweg zu finden. Was sie Abramowitsch erzählte, musste genügen, um seine Neugier zu wecken und ihn seine Verdachtsmomente zumindest in Frage stellen zu lassen. Auf keinen Fall jedoch durfte er alles erfahren ...
    »Tu es nicht, Sarah!«, rief in diesem Augenblick Ammon el-Hakim herüber, der ihre Gedanken einmal mehr zu erraten schien. »Es ist ein Spiel mit dem Feuer!«
    »Was sagt der Alte?«, erkundigte sich Abramowitsch, der kein Arabisch zu verstehen schien.
    »Er bezweifelt, dass Sie es ehrlich meinen«, übersetzte Sarah frei.
    »So, tut er das.« Der Geheimdienstmann nickte und schien

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