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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Brauen.
    Hieronymos' Brust straffte sich. »Ich bin der Letzte der Arimaspen«, erklärte er stolz, »und ich habe Ihnen einst die Treue geschworen - auch wenn Sie sich nicht mehr daran erinnern.«
    Sarah schaute ihn erschrocken an. »Soll das bedeuten ... Willst du damit sagen, wir wären uns bereits einmal begegnet?«
    »Vor langer Zeit«, bestätigte er. »Sie waren noch ein Kind.«
    »Noch ein Kind?« Sarah bekam eine Gänsehaut. »Das bedeutet, dass dies während der Dunkelzeit gewesen sein muss, in den Jahren, an die ich mich nicht erinnere.«
    »Ja, Mylady. Vor langer Zeit.«
    Sarah konnte nicht anders, als die Hand nach dem Zyklopen auszustrecken. Nun, da sie endlich einen Hinweis auf ihre verlorene Vergangenheit bekam, wollte sie ihn am liebsten festhalten und nicht mehr loslassen - und im selben Augenblick, in dem ihre Hand die breite Brust des Zyklopen berührte, brach eine Flut von Eindrücken über Sarah Kincaid herein, Gefühle und Erinnerungen, die wie Schlaglichter auf sie einprasselten.
    Ein fahler Himmel.
    Verschneite Hänge.
    Vertraute Gesichter.
    Aber auch Verwirrung und Furcht ...
    Schon im nächsten Moment war es wieder vorbei, die Bilder verblassten. Was blieb, waren die eigentümlichen Züge des Zyklopen, die sie auffordernd anblickten.
    »Und nun«, sagte Hieronymos, während er unter seine Robe griff und die für seinesgleichen so charakteristische Sichelklinge hervorholte, deren blanke Schneide im einfallenden Mondlicht glänzte, »ist es an der Zeit, diesen Schwur einzulösen ...«

9.
     
    R EISETAGEBUCH S ARAH K INCAID
    N ACHTRAG
     
    So aufgewühlt ich innerlich war und sosehr ich darauf brannte, das Geheimnis zu ergründen, von dem Hieronymos uns berichtet hatte - unsere Sorge hatte zunächst unseren Freunden zu gelten, die in die Gewalt des Feindes geraten waren.
    Noch immer wussten wir nicht, welche Rolle Viktor Abramowitsch spielte: War er ein Agent des Ordens? Ein Handlanger wie Mortimer Laydon und die verräterische Gräfin Czerny? Oder arbeitete er auf eigene Rechnung und witterte lediglich ein gutes Geschäft? Welche dieser Möglichkeiten auch zutreffen mochte - Abramowitsch hatte gezeigt, dass er gefährlich war. Je eher es uns gelang, el-Hakim und den armen Ufuk aus seinen Klauen zu befreien, desto besser!
     
    G RABUNGSCAMP
    M OUNT I NKERMAN , K RIM
    F RÜHER M ORGEN DES 22. A PRIL 1885
     
    Die Dämmerung war weiter heraufgezogen und hatte die Schatten der Nacht vertrieben. Bleicher Sonnenschein sickerte durch die morgengrauen Wolken, tauchte die schroffen Hügel in kaltes Licht und ließ die Bäume und Sträucher lange Schatten werfen. Nur die Senken lagen noch in Dunkelheit.
    Normalerweise hätte Sarah Kincaid nach einer Nacht wie dieser den Tagesanbruch freudig begrüßt; für das, was ihre Begleiter und sie sich vorgenommen hatten, kam er zwei Stunden zu früh.
    Von ihrem Versteck aus, das sich zwischen zwei kargen Felsbrocken am Südhang des Berges befand, konnte Sarah das Lager sehen, zumindest den Teil davon, der der alten Poststraße abgewandt lag. Zu den vier Zelten des Grabungscamps hatten sich zwei weitere gesellt, die aus Beständen des russischen Militärs zu stammen schienen. Auch die Kosaken konnte Sarah sehen; zwei von ihnen saßen am Lagerfeuer, fünf weitere waren ein Stück abseits bei den Pferden. Die übrigen acht Männer, die graue Reitermäntel und die charakteristischen Fellmützen trugen, bewachten zwei elend aussehende Gestalten, die Rücken an Rücken an einen abgestorbenen Baum gefesselt waren.
    El-Hakim und Ufuk.
    In aller Eile hatten Sarah und ihre männlichen Begleiter einen Plan ausgearbeitet, demzufolge Sarah es übernehmen sollte, ins Lager zu schleichen und die Gefangenen loszuschneiden, allerdings erst, nachdem Hingis und der Zyklop auf der anderen Seite des Camps Verwirrung gestiftet hatten.
    Der kühle Perlmuttgriff des Colt Frontier lag in Sarahs Hand. Obwohl sie die Sicherheit schätzte, die eine Waffe in unzivilisierten Gegenden zu bieten vermochte, hasste sie den Gedanken, damit auf Menschen zu zielen. Sie hatte es in der Vergangenheit getan, wenn es notwendig gewesen war, um ihr Leben und das ihrer Gefährten zu schützen, und sie würde es auch wieder tun. Aber sie fühlte nicht den leisesten Triumph dabei.
    Ein Schaudern kroch in ihr empor, das nicht nur der klammen Kälte des Morgens geschuldet war. Jeden Augenblick konnte das Signal erfolgen, dann hieß es handeln ...
    Von den russischen Hilfskräften, die sie in Inkerman

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