Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
einen Augenblick nachzudenken. Dann erteilte er Igor einen knappen Befehl, worauf sich dieser in Begleitung zweier Kosaken in Bewegung setzte und auf el- Hakim und den Jungen zu trat.
    »Was haben Sie vor?«, wollte Sarah wissen.
    »Warten Sie es ab.«
    Abramowitsch wartete ruhig, bis seine Schergen die Gefangenen voneinander losgebunden hatten. Die Fesseln um die Fußgelenke lockerten sie, sodass die beiden gehen konnten, die um ihre Handgelenke ließen sie, wie sie waren. Als sich el-Hakim nicht sofort erhob, packte Igor ihn unsanft am Kragen seiner djellabah und zog ihn auf die Beine; aber die Glieder des Alten, die über einen längeren Zeitraum hinweg unnatürlich angewinkelt gewesen waren, versagten ihren Dienst, und er ging zu Boden. Ufuk wollte ihm zur Hilfe eilen, aber der Kolben des Berdan II-Gewehrs, der ihm in die Seite gerammt wurde, ließ auch ihn zusammenbrechen.
    »Halt!«, herrschte Sarah Abramowitsch an. »Hören Sie sofort auf damit!«
    »Womit denn?«, gab sich der Agent der Ochrana ahnungslos. »Wir haben ja noch nicht einmal angefangen.«
    Sie maß ihn mit einem vernichtenden Blick, dann wandte sie sich ungeachtet der schussbereiten Gewehrmündungen ab und ging zu el-Hakim und seinem Diener. Ufuk war es inzwischen gelungen, sich mit vor Schmerz verzerrten Zügen auf die Knie zu rappeln, der Weise wand sich noch am Boden und versuchte vergeblich, auf die Beine zu kommen.
    »Hier, Meister.« Abramowitschs Büttel schlicht ignorierend, ließ sich Sarah bei dem Alten nieder und reichte ihm die Hand.
    »Alf shukr«, bedankte sich Ammon mit brüchiger Stimme, während sie ihm behutsam auf die Beine half. Flüsternd fügte er hinzu: »Du musst dich vorsehen, Sarah ... Er wird das Wissen nur zum Krieg verwenden, und alles wird noch schlimmer ...«
    Erneut erteilte Abramowitsch seinen Leuten einen Befehl, worauf Sarah, el-Hakim und Ufuk ergriffen und zu ihm gebracht wurden. Nebeneinander aufgereiht standen sie vor ihm wie Verbrecher, die dem Haftrichter vorgeführt wurden, und der Mann der Ochrana schien seine Rolle sichtlich zu genießen.
    »Nun«, stellte er voller Genugtuung fest, »offenbar haben wir Ihre Schwachstelle gefunden, Lady Kincaid. Ich weiß zwar nicht, was Sie an dem alten Narren finden, aber er scheint ein geeignetes Druckmittel zu sein. Igor!«
    Ohne Zögern griff Abramowitschs Scherge nach dem kurzläufigen Revolver, der mit einer Kette an seinem Gürtel befestigt war. Und zu Sarahs Entsetzen zeigte die Mündung im nächsten Moment auf die Stirn des alten Ammon!
    »Nein!«, rief sie laut.
    »Ich protestiere entschieden«, fügte Hingis hinzu.
    Abramowitsch jedoch lachte nur.
    »Protestieren Sie, so lange Sie wollen. Hier, in diesem Augenblick, ist mein Wort Gesetz. Und dieses Gesetz besagt, dass der Alte sterben wird, wenn Sie mir nicht augenblicklich die Wahrheit sagen. Wo befindet sich das Geheimnis, hinter dem diese Bruderschaft angeblich her ist? Wo ist es versteckt?«
    Sarah schwieg, während sie Abramowitsch unverwandt anstarrte. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, wie el-Hakim seine hagere Gestalt straffte. Obwohl er die Mündung vor seinem Gesicht nicht sehen konnte, schien er zu wissen, dass ihm der Tod entgegenstarrte.
    »Offenbar«, meinte Abramowitsch, »konnte ich Ihnen noch nicht glaubhaft genug versichern, dass ich es ernst meine. Aber das lässt sich ändern, Lady Kincaid.«
    Er nickte Igor kaum merklich zu, worauf Sarah sehen konnte, wie sich der Finger am Abzug krümmte. Sarah biss sich auf die Lippen, bis Blut hervortrat. Alles in ihr drängte sie dazu, ihr Schweigen zu brechen und dem Russen zu verraten, was er so unbedingt wissen wollte, aber die Warnung Ammons lag ihr noch in den Ohren.
    Er wird das Wissen nur zum Krieg verwenden, und alles wird noch schlimmer ...
    Ihr Zögern währte einen Augenblick zu lang. Im nächsten Moment hatte Abramowitschs Helfer den Abzug betätigt.
    »Nein!«, gellte Sarahs entsetzter Schrei.
    Es war zu spät.
    Der Spannhahn des Revolvers schnappte zu, und Sarah erwartete, el-Hakim blutüberströmt zu Boden sinken zu sehen ...
    ... aber er tat es nicht.
    Statt des erwarteten Knalls gab der Revolver nur ein hohles metallisches Klicken von sich.
    »Gütiger Himmel!«, rief Hingis, während Ufuk eine Lobpreisung Allahs ausstieß. »Was in aller Welt ...?«
    »In meiner Abteilung«, erläuterte Abramowitsch, »haben wir uns ein hübsches Spiel ausgedacht, das sehr geeignet ist, um verstockte Zungen zu lösen. Einige Kammern der

Weitere Kostenlose Bücher