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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Revolvertrommel werden mit Patronen gefüllt, andere leer gelassen. Man weiß nie, was als Nächstes kommt, nur eins ist sicher: dass die Chancen, mit dem Leben davonzukommen, mit jedem erneuten Versuch sinken.«
    »Sie ... Sie sind ein Scheusal«, fauchte Sarah.
    »Diesmal hatte der Alte Glück«, fuhr der Russe unbeeindruckt fort. »Lassen Sie es nicht auf einen weiteren Versuch ankommen.«
    Sarah wischte sich das Blut von den Lippen. Ihr Gesicht war zu einer eisigen Maske gefroren. »Dafür werden Sie büßen«, prophezeite sie. »Eines Tages werden Sie dafür bezahlen.«
    »Das bezweifle ich. Sie sollten Ihre Kräfte lieber darauf verwenden, mir endlich die Wahrheit zu sagen, statt unhaltbare Drohungen auszusprechen.«
    Sarah wandte den Blick von ihm ab. Sie konnte sehen, dass el-Hakim den Kopf schüttelte, als wüsste er, dass sie in seine Richtung starrte, und als wollte er ihr zu verstehen geben, dass sie hart bleiben sollte.
    Aber das konnte sie nicht.
    Der Beinahe-Tod des Weisen hatte ihr klargemacht, dass sie nicht bereit war, sein Leben zu opfern, egal wie hoch der Preis dafür sein mochte. In den letzten Jahren hatte sie so viele geliebte Menschen verloren, dass sie es nicht ertragen würde ...
    Also brach sie ihr Schweigen.
    Sie berichtete, was sie von Hieronymos über die Ursprünge der Bruderschaft erfahren hatte, von den Ersten und vom auserwählten Volk der Zyklopen, vom Krieg der Einäugigen und von den drei Geheimnissen. Sie erzählte, wie sie von der Bruderschaft manipuliert und getäuscht worden war und wie sie in deren unfreiwilligen Diensten nach dem Feuer des Re und dem Wasser des Lebens gesucht hatte. Und sie berichtete auch von jenem dritten Geheimnis, das auf dem fernen Dach der Welt seiner Entdeckung harrte. Nur Kamal erwähnte sie nicht. Abramowitsch sollte nicht noch ein weiteres Mittel in die Hände bekommen, um sie unter Druck zu setzen.
    Nachdem sie ihren Bericht beendet hatte, kehrte Schweigen im Lager ein. Da sie Englisch gesprochen hatte, hatte wohl keiner der anwesenden Soldaten verfolgen können, was sie sagte. Ihr Anführer hingegen hatte aufmerksam zugehört und Sarah kein einziges Mal unterbrochen. Erst jetzt machte er deutlich, was er von ihrer Geschichte hielt.
    »Was Sie mir da erzählt haben«, sagte er leise, »sind nichts als alte Märchen, Anspielungen und Spekulationen. Sie müssen mich für einen ausgemachten Idioten halten, wenn Sie erwarten, dass ich Ihnen so etwas glaube. Warum geben Sie nicht einfach zu, dass Ihre Regierung versucht, ihren Einfluss auf die Gebiete jenseits des Himalaya auszudehnen und nach Indien und Pakistan nun auch Tibet dem Empire einzuverleiben sucht?«
    »Von diesen Dingen weiß ich nichts«, stellte Sarah klar. »Ich habe Ihnen gesagt, was ich weiß, also lösen Sie nun Ihren Teil der Abmachung ein und lassen Sie den Weisen in Frieden.«
    »Nichts haben Sie, gar nichts!« Zum ersten Mal verlor der Russe die Beherrschung. »Ich gebe zu, dass Ihre Geschichte nicht eines gewissen exotischen Reizes entbehrt, aber Sie haben mir nicht einen einzigen Beweis geliefert, nicht einen Hinweis, der ...«
    »Was ist mit ihm?«, fragte Sarah auf Hieronymos deutend. »Ist seine Existenz kein Beleg für die Wahrheit meiner Worte? Und was ist mit dem unterirdischen Tempel? Sie haben ihn mit eigenen Augen gesehen.«
    »Und wenn schon. Wenn Sie mir nichts anderes bieten können, muss ich annehmen, dass Sie eine Spionin sind.«
    »Wie gut sind Ihre Kenntnisse in Geschichte?«, erkundigte sich Sarah unvermittelt.
    »Ausreichend«, versicherte er. »Warum nur denken die Briten immer, sie hätten als einziges Volk auf Erden Kultur und Bildung für sich gepachtet?«
    »Dann stellen Sie sich eine Frage«, forderte Sarah ihn auf. »Was ist es gewesen, das Alexander den Großen dazu bewogen hat, sich an der Spitze seines Heeres aufzumachen und das Perserreich zu unterwerfen? Was hat ihn dazu gebracht, sich mit einer persischen Prinzessin namens Roxane zu verbinden und danach immer weiter gen Osten zu ziehen, über die Grenzen der damals bekannten Welt hinaus bis an die Ausläufer des Himalaya?«
    Abramowitschs Blick enthielt ehrliche Überraschung. »Sie denken, dass er auf der Suche war nach ...?«
    »Wenn Sie auf diese Fragen eine schlüssige Antwort kennen, dann halten Sie mich und meine Gefährten von mir aus für Spione. Aber wenn Sie auch nur den geringsten Zweifel hegen, dann sollten Sie zumindest in Erwägung ziehen, dass ich die Wahrheit gesagt habe.«
    Sarah

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