Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
schwieg, während der Ochrana-Mann zuerst sie und dann jeden einzelnen ihrer Begleiter prüfend taxierte. Dann wandte er sich ab und ging zurück in sein Zelt. Im Vorbeigehen forderte er Igor auf, die Waffe sinken zu lassen.
    Im Gesicht des Kosaken war eine Spur von Bedauern zu lesen, aber er gehorchte seinem Herrn ohne Zögern. Ufuk und Sarah eilten zu el-Hakim, um ihn zu stützen.
    »Wie geht es Euch, Meister?«, erkundigte sich Sarah besorgt.
    »Danach frage nicht, mein Kind«, stöhnte der Alte. »Was hast du nur getan? Du hättest ihm niemals von den Geheimnissen erzählen dürfen!«
    »Ich konnte nicht anders, Meister.«
    »Ich bin alt, Sarah. Ich werde ohnehin bald sterben. Es ist meine Bestimmung.«
    »Vielleicht, Meister«, erwiderte Sarah trotzig. »Aber noch ist es nicht so weit.«
     
    Es war schon Mittag, als Abramowitsch zurückkehrte.
    In Begleitung Igors trat der Ochrana-Offizier in das Zelt, in dem Sarah und ihre Gefährten an Armen und Beinen gefesselt auf dem Boden saßen, bewacht von vier bis an die Zähne bewaffneten Kosaken.
    »Nun?«, erkundigte sich Sarah spöttisch, ihrer misslichen Lage zum Trotz. »Haben Sie entschieden, was Sie mit uns tun werden?«
    Abramowitsch nickte. Es war jenes selbstsichère, an Arroganz grenzende Nicken, das Sarah schon an Bord der ›Strela‹ unangenehm aufgefallen war. »Allerdings«, versicherte er. »Ich habe von Sewastopol nach St. Petersburg telegraphiert und um Instruktionen gebeten.«
    »Und?«, fragte Sarah spitz. »Was hat der Zar seinem ergebenen Diener geraten?«
    »Man hat mich angewiesen, Ihnen einen Vorschlag zu unterbreiten«, entgegnete der Russe steif, wobei nicht festzustellen war, ob er selbst diesen Vorschlag unterstützte oder nicht. »Ich möchte vorausschicken, dass seine Majestät der Zar ein Mann der Tat ist und normalerweise nichts von Phantastereien wie denen, die Sie uns aufgetischt haben, hält ...«
    »Aber?«, hakte Sarah nach.
    »... aber in Anbetracht der Tatsache, dass Sie Ihre wirre Geschichte mit einigen« - er blickte angewidert in Hieronymos' Richtung - »wenn auch fragwürdigen Beweisen untermauern können, ist seine Majestät geneigt, Ihren Schilderungen Gehör zu schenken - unter Vorbehalten, versteht sich.«
    »Aha«, machte Friedrich Hingis, der neben Sarah auf dem feuchten Boden hockte. »Und wie sehen diese Vorbehalte aus?«
    »Sie werden freigelassen«, eröffnete Abramowitsch rundheraus, »und Sie können Ihre Expedition fortsetzen - allerdings unter meiner Aufsicht.«
    »Warum nur überrascht mich das nicht?« Sarahs Stimme triefte nun vor Spott. »Glauben Sie, ich wüsste nicht, worauf der Zar es abgesehen hat? Ihn lockt doch nur die Aussicht, eine Machtquelle von unvorstellbaren Ausmaßen in seinen Besitz zu bringen.«
    »Und warum auch nicht? Würde die Regierung Ihres Landes eine derartige Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen?«
    »Nein«, gab Sarah zu, »das würde sie nicht - und das ist auch der Grund dafür, dass ich die Regierung meines Landes niemals über diese Dinge in Kenntnis gesetzt habe. Worum auch immer es sich dabei handelt, das Geheimnis darf nicht in den Besitz eines einzelnen Landes gelangen. Krieg und Vernichtung wären die Folge.«
    »Und Sie erwarten von mir, dass ich Ihnen das abnehme? Nach allem, was Sie an Bord der ›Strela‹ von sich gegeben haben?«
    »Ich wollte Sie aus der Reserve locken«, versicherte Sarah, »denn mir war von Anfang an klar, dass Sie falschspielen.«
    »Dann sollte ich Sie wohl zu Ihrer Menschenkenntnis beglückwünschen«, spottete Abramowitsch. »Bei der Auswahl Ihrer Verbündeten hat sie Ihnen allerdings keine sehr guten Dienste erwiesen, denn weder unser gemeinsamer Freund aus der Schweiz noch der alte Araber noch das einäugige Monstrum können Ihnen bieten, was seine Majestät der Zar von Russland Ihnen bietet.«
    »Was sollte das sein?«, erkundigte sich Sarah bissig. »Ein lebenslanger Zwangsaufenthalt in Sibirien?«
    »Nein. Ein Transportmittel, das in der Lage ist, Sie innerhalb von Tagen über eine Strecke zu befördern, für deren Bewältigung sie andernfalls Wochen, wenn nicht Monate benötigen würden.«
    Sarah blieb unbeeindruckt. »Was Sie nicht sagen. Und wie wollen Sie das bewerkstelligen? Kann der Zar neuerdings auch zaubern?«
    »Durchaus nicht«, widersprach der Agent grinsend und griff unter seinen Feldmantel, um ein Stück Papier hervorzuziehen, das er rasch entfaltete. Mit wachsendem Staunen stellte Sarah fest, dass es sich um einen

Weitere Kostenlose Bücher