Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
ihre Schusswaffen zum Einsatz zu bringen. Neben gewöhnlichen bundooks hatten einige der Männer auch jingals bei sich, schwere Musketen mit Luntenschloss, die noch ungleich größeren Schaden anrichten konnten!
    Der peitschende Knall wurde von den Berghängen zurückgeworfen und hallte dutzendfach wider. Sarah hörte ein hässlich fauchendes Geräusch und duckte sich unwillkürlich. Nur wenige Schritte neben ihr fuhr die Kugel ins Gras.
    Abramowitsch sah ein, dass es keinen Sinn hatte, die Diskussion fortzusetzen - stattdessen wandte er sich um, hastete zur Leiter und kletterte wieselflink daran empor. Wieder blitzten die Schlösser der Musketen auf, und Schüsse krachten. Das tödliche Blei fegte durch die Nacht, noch näher diesmal. Es war nur eine Frage von Augenblicken, wann es sein erstes Ziel finden würde.
    Dimitri, der sich sein Gewehr zurückgeholt hatte, riss es in den Anschlag und gab ebenfalls einige Schüsse ab, die allerdings zu ungenau gezielt waren, um den Verfolgern gefährlich zu werden. Ungehindert drangen die Soldaten des Radschas weiter vor, kamen in geduckter Haltung den Hügel herauf, bittere Entschlossenheit in den verkniffenen Mienen.
    »Nun du, Hieronymos«, forderte Sarah den Zyklopen auf, der jedoch nur den Kopf schüttelte.
    »Ich habe geschworen, Sie zu beschützen, Lady Kincaid. Wissen Sie nicht mehr?«
    Es widerstrebte Sarah, jemanden, der ihrem Kommando unterstellt war, zurückzulassen, aber sie sah auch ein, dass es zwecklos gewesen wäre, dem Einäugigen zu widersprechen. Also kletterte sie Abramowitsch hinterdrein, ungeachtet der Kugeln, die die Nacht durchpflügten. Eines der Geschosse ging über sie hinweg, und man konnte hören, wie es den Kanvas der Gondel durchschlug. Gleich darauf war ein greller Schrei zu vernehmen.
    Ufuk!
    Sarah beschleunigte ihre Bemühungen und stieg weiter die Sprossen hinauf, so schnell sie es nur wagen konnte. Zweimal griff sie daneben und wäre um ein Haar abgestürzt, aber es gelang ihr, sich einzuklammern. Sie hatte die Gondel noch nicht ganz erreicht, als sich ihr helfende Hände entgegenstreckten und sie an Bord zogen.
    »Jetzt der Zyklop!«, hörte sie Abramowitsch rufen.
    »Ankertaue kappen!«, befahl Balakow mit lauter Stimme, und ein Ruck durchlief das Luftschiff, mit dem es sich hinauf zum nächtlichen Himmel schwang.
    Sarah sprang auf die Beine und eilte zur Reling. Hieronymos hing an der Leiter, während die Luft ringsum von Kugeln durchsiebt wurde. Zwei weitere Geschosse trafen die Gondel, richteten jedoch keinen nennenswerten Schaden an, eine dritte traf den Auftriebskörper und schlug ein Leck. Sie konnten von Glück sagen, dass die Soldaten nicht wussten, was das Schiff in der Luft hielt, sonst wäre es ihnen ein Leichtes gewesen, es durch gezielten Beschuss vom Himmel zu holen.
    Sarah half dabei, Hieronymos über die Reling zu hieven, der ihr dabei ein dankbares Lächeln zuwarf. Erst dann dämmerte ihr, dass es nicht einer, sondern zwei Mann gewesen waren, die sie am Boden zurückgelassen hatte.
    »Dimitri!«, rief sie. »Wo ist Dimitri?«
    Der Blick, den Abramowitsch ihr zuwarf, ließ sie erschaudern. Sie beugte sich über die Reling und schaute hinab.
    Unten, auf dem mondbeschienenen Grashang, sah sie den Matrosen. Mit dem Gewehr feuerte er auf den Feind, der die Anhöhe erklommen hatte und fast heran war, dabei schrie er aus Leibeskräften. Sarah wusste nicht, was er sagte, aber sie verstand auch so ...
    »Wir müssen umkehren!«, schrie sie. »Sofort!«
    »Und riskieren, dass wir alle umgebracht werden?«, fragte Abramowitsch. »Auf keinen Fall!«
    Nun hatten die Soldaten des Radschas den Landeplatz erreicht. Mit zitternden Händen hatte Dimitri das Gewehr nachgeladen und feuerte noch einmal, traf einen der Angreifer in die Brust - ehe ihn seinerseits eine Kugel ereilte.
    Mit einem Aufschrei griff er sich ans Bein und brach zusammen. Im Nu war er von Dutzenden von Feinden umringt, die ihre Säbel gezückt hatten. Das Letzte, was Sarah sah, war eine blitzende Klinge, die erbarmungslos niederfuhr, und im nächsten Moment hielt einer der Soldaten etwas in den Händen, das wie der Kopf eines Menschen aussah ...
    Sie schlug sich die Hände vors Gesicht und wandte sich ab. Grauen packte sie und schnürte ihr die Kehle zu, Tränen stiegen ihr in die Augen.
    »Ich hoffe«, zischte Abramowitsch ihr ins Ohr, »Sie werden nie vergessen, was Sie gerade gesehen haben, Lady Kincaid. Diesen Mann haben Sie auf dem Gewissen!«
    Wutschnaubend

Weitere Kostenlose Bücher