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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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beigewohnt hatte, stand dort an eine Säule gelehnt. »Dennoch bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als es zu versuchen, Lady Kincaid. Denn auch unsere Feinde wollen das Geheimnis entschlüsseln, und wenn es ihnen gelingt, wird Finsternis über die Welt hereinbrechen.«
    »Aber die Bruderschaft ist uns einen wesentlichen Schritt voraus«, wandte Sarah ein. »Oder weißt du, wo sich der Eingang nach Shambala befindet?«
    »Nein«, gab der Zyklop zu, »denn ich bin damals nicht dabei gewesen - aber Sie wissen es.«
    »Ich?«
    »Erinnern Sie sich an jenen Ort, an den Sie die Mahasiddha damals brachte, um Sie an Ihrem Wissen teilhaben zu lassen?«
    »Ich entsinne mich an einen schneebedeckten Gipfel«, fasste Sarah die Bilder zusammen, die sie gesehen hatte, »an Türme aus Fels und eine große Halle. Außerdem an einen langen Korridor, lam-gol genannt ...«
    »Lam-gol ist tibetisch und bedeutet ›geheimer Pfad‹«, erklärte Hieronymos, wobei der Abt zustimmend nickte. »Über diesen geheimen Pfad sind Sie einst aus Shambala entkommen.«
    »Aus Shambala?«, fragte Sarah, und wieder fügte sich ein Detail in das Mosaik. »Die ›Festung auf den Gipfeln‹, natürlich! Damit war also tatsächlich Shambala gemeint, nicht wahr? Genau wie auf der Zeichnung, die der Codicubus enthielt.«
    »Das ist richtig.«
    »Und ich bin bereits dort gewesen?«
    »Nicht am geweihten Ort selbst«, schränkte der Einäugige ein, »aber in der Halle, die sich im Inneren des Meru befindet und die sgo-mo kai-shes-râb genannt wird - ›Pforte der Weisheit‹. Dort steht das Portal, das nur die Ersten zu durchschreiten vermögen ...«
    »... und auf dessen anderer Seite sich das dritte Geheimnis befindet«, folgerte Sarah.
    »So ist es.«
    »Hieronymos.« Ihr Blick enthielt eine Mischung aus Bedauern und Vorwurf. »Warum hast du mir das niemals gesagt? Es wäre um so vieles leichter gewesen.«
    »Wirklich? Was hätte es Ihnen genutzt, Mylady? Wissen ohne Wahrheit ist wie eine Blüte ohne Wurzeln.«
    »Aber es hätte mir womöglich geholfen, Kamal zu retten.«
    »Das ist nicht Ihre Aufgabe. Mahasiddha bestimmte Sie zur Erbin und Hüterin des dritten Geheimnisses. Seinem Schutz hat Ihre ganze Sorge zu gelten, zumal wir uns nicht sicher sein können, was Kamal betrifft.«
    Sarah hob die Brauen. »Was soll das heißen?«
    »Sie selbst haben vermutet, dass er der Bruderschaft den Weg nach Shambala öffnen soll, oder nicht?«
    »Das habe ich«, gab Sarah zu, »aber er würde das niemals freiwillig tun.«
    »Das wissen wir nicht. Kamal ist nicht mehr der, der er einst war«, brachte der Zyklop in Erinnerung. »Nach allem, was wir erfahren haben, müssen wir die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass er ein Feind geworden ist.«
    »Ausgeschlossen!« Sarah schüttelte den Kopf. »Kamal würde mich nie verraten, ebenso wenig, wie er unsere Sache verraten würde!«
    »Sie sind auserwählt, Mylady, aber nicht unfehlbar«, entgegnete der Zyklop. »Lassen Sie nicht zu, dass Ihre Gefühle Ihr Urteilsvermögen beeinträchtigen. Denn eine Wahl muss getroffen werden ...«
    »Eine Wahl?« Sarahs Augen verengten sich. »Worüber?«
    »Ich denke, was Mig-shár zu sagen versucht«, erklärte der Abt, »ist, dass Pflicht und Neigung einander mitunter ausschließen.«
    »Pflicht? Neigung?« Sarah schaute von einem zum anderen. »Ihr denkt, dass ich mich entscheiden muss zwischen der Wahrung des Geheimnisses ... und Kamal?«
    »Darauf könnte es hinauslaufen«, bestätigte Hieronymos, »und Sie sollten beizeiten erwägen, auf welcher Seite Sie stehen. Es gilt das Schicksal Ihres Geliebten gegen das der Menschheit abzuwägen.«
    »Ihr wollt, dass ich Kamal opfere?«, erkundigte sich Sarah fassungslos. Sie hatte das Schönreden satt.
    »Bisweilen«, sagte Abt Ston-Pa, »verlangt uns das Leben Opfer ab ...«
    »Kommt mir nicht so!«, fuhr Sarah ihn an. Sie fühlte ihr Herz bis zum Hals schlagen. Tränen schossen ihr in die Augen, Zeugen hilflosen Zorns. »Ich habe meinen Vater verloren, viele Freunde und fast meinen gesamten Besitz, also tut nicht, als ob ich nicht wüsste, was Opfer bedeuten. Aber ich ... ich ...« Die Stimme versagte ihr, und sie senkte den Blick. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und hätte die Halle verlassen, um Hingis' Quartier aufzusuchen und bei dem Freund Trost zu suchen. Vermutlich würde ihr der Schweizer jedoch dasselbe sagen. Mehr noch, er hatte es ihr bereits gesagt, damals in Griechenland. Sie hatte nicht auf ihn gehört und damit erst die

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