Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
deren Adern das Blut der Ersten fließt, versetzt es lediglich in eine Stasis, aus der sie als tabula rasa erwachen, bereit, das Wissen der Vergangenheit in sich aufzunehmen.«
    »Unsinn«, sagte Sarah nur.
    »Keineswegs. Von dem Zeitpunkt an, da Sie aus dem Dunkelfieber erwachten, spielten Sie in unseren Plänen eine feste Rolle. Denn von da an wussten wir, dass Gardiner die Wahrheit gesagt hatte und Sie tatsächlich die Auserwählte waren, auch wenn Sie das selbst noch nicht ahnten. Wir sicherten uns Ihre Dienste bei der Suche nach der Bibliothek von Alexandrien ebenso wie bei der nach dem Feuer des Re. Dabei haben Sie sich jedoch zu unserem Bedauern als wenig kooperativ erwiesen, sodass wir unsere Pläne schließlich ändern mussten. Es liegt eine gewisse Ironie darin, dass Sie selbst uns die Lösung aufgezeigt haben.«
    »Kamal«, erriet Sarah.
    »Ganz recht. Es sprach vieles dafür, dass Monsieur Ben Nara ebenfalls ein Nachkomme der Ersten war, aber sichergehen konnten wir erst, nachdem wir ihn der Prüfung durch das Wasser des Lebens unterzogen hatten. Fortan waren Sie so sehr damit beschäftigt, nach einem Heilmittel für ihn zu suchen, dass wir ungestört unser weiteres Vorgehen planen konnten. In treuer Erfüllung Ihres Versprechens haben Sie uns noch mehr Lebenswasser beschafft, und als Ihr Geliebter schließlich erwachte, haben wir ihn nach unseren Vorstellungen manipuliert und geformt.«
    »Was haben Sie ihm angetan?«, zischte Sarah. »Sagen Sie es mir!«
    »Was wir ihm angetan haben?« Die Gräfin Czerny, die schweigend dabeigestanden und den Ausführungen ihres Großmeisters gelauscht hatte, lachte schmutzig. »Die Frage ist eher, was dieser Bastard mir angetan hat.« Dabei strich sie sich mit einer unmissverständlichen Geste über ihren gewölbten Bauch - und Sarah begriff.
    »Nein!«, ächzte sie flehend, während sie das Gefühl hatte, in einen bodenlosen Abgrund zu stürzen.
    »Überrascht? Dummes Ding! Wahrscheinlich hast du gedacht, er könnte niemals jemanden so lieben wie dich, nicht wahr? Das ist rührend, wirklich.« Die Gräfin brach in schallendes Gelächter aus.
    Das Gefühl, das Sarah überkam, war ohne jede Entsprechung.
    Es kam nicht aus ihrem Herzen, sondern aus dem Bauch, dort, wo Wut und Frustration brodelten und aus ihr hervorbrachen wie glühendes Magma aus einem Vulkan. Tieferen Zorn hatte sie nie zuvor empfunden, nicht einmal, als ihr Vater in ihren Armen starb, von Mörderhand niedergestreckt. Lodernder Hass brannte in ihr, der so vernichtend war, dass sie selbst darüber erschrak. Hätte sie in diesem Augenblick eine Waffe in den Händen gehalten, sie hätte ohne Zögern auf ihre Feindin angelegt und geschossen. Nicht genug, dass sie Kamals Kind verloren hatte, nicht genug, dass ihrer Peinigerin vergönnt war, was man ihr verweigert hatte - nun erfuhr sie auch noch, dass kein anderer als ihr Geliebter der Vater des Kindes war, das die Gräfin unter ihrem verräterischen Herzen trug!
    Ein tosender Strom der Rachsucht erfasste Sarah und riss sie mit sich fort. Ungeachtet der Fesseln, die man ihr angelegt hatte, stürmte Sarah auf ihre Gegenspielerin los.
    »Sarah, nicht!«, hörte sie Hingis rufen, aber sie achtete nicht auf ihn. Die Konsequenzen ihres Handelns waren ihr egal. Sie wollte nur, dass das höhnische Gelächter ihrer Feindin endete.
    Zumindest was das betraf, hatte Sarah Erfolg.
    Als Czerny ihre Rivalin auf sich zupreschen sah, die gefesselten Hände zur Hammerfaust geballt, brach ihr höhnisches Gelächter tatsächlich ab, und sie wich zurück - jedoch gelangte Sarah nie auch nur in die Nähe der Gräfin. Grobe Pranken fingen sie vorher ab und packten sie, und noch ehe sie begriff, wie ihr geschah, fühlte sie den blanken Stahl einer Sichelklinge an ihrem Hals. Da sie wie von Sinnen um sich schlug und sich gegen den Griff des Zyklopen wehrte, rann schon im nächsten Moment heißer Lebenssaft an ihrem Hals herab.
    »Töte sie!«, keifte die Czerny mit hochrotem Kopf und geweiteten Augen. »Schneide ihr die Kehle durch! Sofort!«
    »Non!«, widersprach du Gard scharf. »Wenn du sie tötest, Tigranes, werde ich dir beide Hände abschlagen lassen, hast du verstanden?«
    Der Druck hinter der Klinge ließ augenblicklich nach. Vermutlich hatte du Gard Drohungen wie diese bereits wahr gemacht. Mit den gefesselten Händen griff sich Sarah an den Hals. Der Schnitt war nicht tief, aber er blutete heftig. Ihr Blick ging zu Hingis, der in hilflosem Entsetzen zu ihr

Weitere Kostenlose Bücher