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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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gefunden, wie sie ohne mich an das Geheimnis herankommen.«
    »Sarah, es tut mir unendlich leid.«
    »Schon gut.«
    »Ich weiß, was du empfinden musst, und ich versichere dir, dass ...«
    »Verzeih, mein Freund«, unterbrach sie ihn und schaute ihn unverwandt an, »aber ich glaube nicht, dass du das nachvollziehen kannst.«
    »Vielleicht nicht«, gab er zu. »Aber ich weiß, was Verlust bedeutet. Und wir haben immer noch eine Mission zu erfüllen.«
    »Ich werde sie töten, Friedrich«, erklärte Sarah leise.
    »Was?«
    »Ludmilla von Czerny hat mir alles genommen und mir dann noch frech ins Gesicht gelacht. Dafür wird sie sterben - das ist meine Mission.«
    »Aber Sarah, das ... das darfst du nicht sagen!«
    »Warum nicht?«
    »Weil du die Einzige bist, die diesen Wahnsinnigen Einhalt gebieten kann! Wenn du dein Leben in sinnloser Rache verschleuderst, ist alle Hoffnung verloren.«
    »Wer sagt das?«
    »Hieronymos würde es sagen, wenn er hier wäre. Und el-Hakim ...«
    »Und was sagst du, Friedrich?« Sie sah ihn forschend an.
    »Nun, ich ...«
    »Danke«, knurrte Sarah, als der Schweizer zögerte. »Und Sie, Abramowitsch? Denken Sie auch, dass alle Hoffnung auf mir ruht? Dass ich das Schicksal der Welt in meinen Händen halte?«
    Ihr Sarkasmus war so beißend, dass er dem des Russen beinahe Konkurrenz machte. Gleichwohl lachte Abramowitsch nicht darüber. Er grinste noch nicht einmal, sondern machte ein ebenso ernstes wie nachdenkliches Gesicht.
    »In meinem Beruf«, erwiderte er leise, »gibt es keinen Platz für Ideale. Man weiß, für welche Seite man kämpft, und setzt sich bedingungslos für sie ein. Dass dort, wo Licht ist, auch Schatten herrscht, ist eine der ersten Lektionen, die man lernt. Die Welt wird nach Gegnern und Verbündeten unterteilt, nicht mehr und nicht weniger. Von unserer ersten Begegnung an habe ich versucht, Sie nach diesem Raster einzuordnen, Lady Kincaid, allerdings ist es mir nie ganz gelungen. Im einen Moment war ich sicher, in Ihnen eine Feindin zu sehen, im nächsten hatte ich in Ihnen fast so etwas wie eine Verbündete. Warum zum Beispiel bin ich hier? Es bestand keine Notwendigkeit, mich auf die Expedition mitzunehmen. Ebenso gut hätten Sie mich in Tirthapuri versauern lassen können.«
    Der Russe schürzte die von der Kälte rissigen Lippen. Es schien ihm nicht leicht zu fallen, seine Empfindungen in Worte zu fassen. »Irgendwann«, fuhr er schließlich fort, »glaubte ich, den Grund für Ihr so sonderbares Verhalten erkannt zu haben: Anders als ich haben Sie Ideale, für die sie kämpfen, ein höheres Ziel, dem Sie alles andere unterordnen. Dies, glaubte ich, zeichne Sie aus - aber nun muss ich erkennen, dass Sie nicht besser oder schlechter sind als jeder andere Mensch, den ich kenne. Nur zu, lassen Sie Ihrer Rachsucht freien Lauf, ich werde Sie dabei nach Kräften unterstützen.«
    »Nein«, widersprach Hingis entschieden. »Höre nicht auf ihn, Sarah! Du weißt, dass es ihm nur um seinen eigenen Nutzen geht. Du musst weiter an das glauben, was dich hierher geführt hat!«
    »Glaubst du denn daran?«, konterte sie und maß den Freund prüfend.
    Hingis' Zögern währte nur einen Augenblick. »Hättest du mir diese Frage noch vor ein paar Monaten gestellt, hätte ich sie schlicht verneint«, gab er zu. »Aber du hast mir die Augen für eine neue Art von Archäologie geöffnet, für eine Wahrheit, die sich hinter dem Offensichtlichen verbirgt.«
    »Und das sagst ausgerechnet du? Der überzeugte Rationalist?«
    »Ich habe mich lange gegen diese Einsicht gewehrt«, gab der Schweizer zu, »aber inzwischen komme ich nicht mehr umhin anzuerkennen, dass hier Kräfte am Wirken sind, die die ratio allein nicht erklären kann. Und ich finde allmählich keinen Geschmack mehr daran, den advocatus diavoli zu spielen. El-Hakim hatte recht, Sarah. Alles Wissen bleibt nutzlos, solange man es nur mit dem Verstand, aber nicht mit dem Herzen erfasst. Du bist die Erbin des dritten Geheimnisses, daran hege ich nicht mehr den geringsten Zweifel. Dieser Verantwortung musst du dich stellen, alles andere ist nebensächlich!«
    »Aber Gräfin Czerny ...«
    »Alles andere ist nebensächlich«, schärfte Hingis ihr ein. »Und was auch immer geschehen wird - es war mir eine Freude und eine Ehre, dich auf deinen Reisen zu begleiten.«
    Sarah wollte etwas erwidern, als vor der Zelle plötzlich Schritte laut wurden. Der Fackelschein verstärkte sich, und mit hässlichem Knirschen wurde der Riegel

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