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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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in Amerika sind eben aufgeschlossener, wenn es darum geht, in neue Richtungen zu denken.«
    »Von was für Richtungen sprechen wir hier?«, wollte Sarah wissen.
    »Vor genau zehn Jahren«, erklärte du Gard, »gründete eine Frau namens Helena Blavatsky - übrigens eine Landsmännin von Ihnen, Abramowitsch - in New York ein Organisation, die sie als ›Theosophische Gesellschaft bezeichnete. Da ich zu diesem Zeitpunkt Abgeordneter des US-Repräsentantenhauses war, stand mir der Zugang zu jenen Kreisen frei, in denen Madame Blavatsky verkehrte und sich als Medium verdingte. Um die Wahrheit zu sagen, habe ich nie daran geglaubt, dass sie tatsächlich über das zweite Gesicht verfügte. Maurices Mutter hatte in dieser Hinsicht eine wesentlich ausgeprägtere Begabung. Was Blavatsky allerdings über die Herkunft der menschlichen Zivilisation zu sagen hatte, das beeindruckte mich wirklich sehr.«
    »Sagen Sie bloß«, schnaubte Hingis.
    »Ihrem Bekunden nach war sie weit gereist und hatte alle spirituellen Orte dieser Welt besucht, um Antworten zu erhalten, Antworten auf die grundlegenden, letzten Fragen der menschlichen Existenz. Ihr Itinerar umfasste so illustre Orte wie Konstantinopel, London, Kairo, Alexandrien, Paris und New Orleans, was mich auf den Gedanken brachte, dass ihre Suche und meine einander womöglich ähnelten. Ich wurde also ein Mitglied ihres Kreises und lauschte ihren Theorien, die, kurz gefasst, die alten Mysterien und die moderne Wissenschaft in Einklang zu bringen versuchten. Durch übersinnliche Betrachtung suchte sie das Gemeinsame aller Religionen und Ideologien herauszufinden und auf diese Weise zu einer universalen Weltanschauung zu gelangen. Tatsächlich konnte sie schlüssig nachweisen, dass es in allen Hochkulturen der Menschheitsgeschichte bestimmte Bilder und Motive gibt, die immer wiederkehren, unabhängig von geographischen oder zeitlichen Beschränkungen, und sie folgerte daraus, dass sie einen gemeinsamen Ursprung haben.«
    Sarah biss sich auf die Lippen. Die Theorie ähnelte augenfällig jener Gardiner Kincaids.
    »An dieser Stelle nun«, führte du Gard weiter aus wie ein dozierender Professor, »erkannte ich, dass Blavatskys Theorien das fehlende Glied waren, das all die Hinweise verband, die ich im Lauf von zweieinhalb Jahrzehnten zusammengetragen hatte. Die Theosophie öffnete mir die Augen, denn sie geht davon aus, dass die menschliche Zivilisation letztlich auf einen gemeinsamen Ursprung zurückgeht, auf eine Rasse, die dem heutigen Menschen an Intellekt weit überlegen war.«
    »Was Sie nicht sagen.« Hingis schüttelte den Kopf. »Das ist keine seriöse Wissenschaft, sondern reine Spekulation!«
    »Warten Sie es ab, Doktor, ich bin mit meinen Ausführungen noch nicht fertig. Es gibt Gelehrte, die den Entstehungsort jener hoch entwickelten Zivilisation - und damit die kulturelle Wiege der Menschheit - auf einem untergegangenen Kontinent ansiedeln, dem sie den Namen ›Atlantis‹ gaben. Platon vermutete diesen Kontinent ›jenseits der Säulen des Herakles‹, der Schwede Rudbeck wollte ihn im hohen Norden ausgemacht haben, ebenso wie Herodot, der vom sagenumwobenen Volk der Hyperboreer berichtet.«
    Die Erwähnung von Herodot ließ Sarah erneut aufhorchen. Auch Aristeas von Prokonnesos hatte sich angeblich auf die Suche nach den Hyperboreern begeben. Sollte tatsächlich ein Zusammenhang bestehen?
    »Kommen Sie«, schnaubte sie dennoch und versuchte sich möglichst unbeeindruckt zu geben. »Wollen Sie uns erzählen, dass Sie auf der Suche nach Atlantis seien?«
     
    »Keineswegs.« Du Gard schüttelte den Kopf. Er schien es zu genießen, seine Theorien zu erläutern, als hätte er lange auf eine fachkundige Zuhörerschaft gewartet, die sein Genie zu beurteilen wusste. »Ich behaupte nicht, dass diese Männer recht hatten, Lady Kincaid, nur dass auch ihnen etwas gemeinsam ist, nämlich das Postulat einer überlegenen Ursprungsrasse.«
    »Ach so«, spottete Hingis. »Und wie sollte eine solche Rasse wohl aussehen? Ich frage mich, was Mr. Darwin wohl dazu sagen würde?«
    »Ich gebe Ihnen recht«, stimmte du Gard zu, »und dies ist der einzige Punkt, an dem ich mit Madame Blavatsky nicht übereinstimme. Ich sah es als erwiesen an, dass die menschlichen Zivilisationen denselben Ursprung haben, aber nach allem, was ich über die Ersten erfahren hatte, konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie Menschen gewesen sind. Also zog ich die Alternativen in Betracht - und erkannte

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