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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Kälte des Morgens zu schützen.
    »Sarah.«
    Er wandte sich zu ihr um, blickte ihr in die blassen Gesichtszüge, die wie aus Alabaster geformt schienen. Ihre hohen Wangen, der schmale Mund und die smaragdgrünen Augen, die ihn herausfordernd anschauten, fügten sich zu einem Gesamtbild, das nicht im klassischen Sinne schön war und ihm dennoch immer wieder den Atem raubte. Ihr rotblondes Haar fiel ungezähmt auf ihre weißen Schultern. Unter der Decke trug sie nichts als ihren Goldschmuck, der ihr alles zu bedeuten schien. Kamal konnte diese Leidenschaft für irdischen Tand nicht nachvollziehen, ebenso wie manches andere, das unausgesprochen blieb. Dennoch liebte er diese Frau, und das nicht nur aus Dankbarkeit, sondern weil ein Gefühl, das seinen Ursprung tief in seinem Inneren hatte, ihm sagte, dass ihn etwas mit ihr verband, das älter und beständiger war, als körperliche Anziehung es jemals sein konnte.
    »Wie fühlst du dich?«, wollte sie wissen. Ein Lächeln hellte ihre strengen Züge ein wenig auf.
    »Wie gestern«, erwiderte er. »Und wie am Tag davor.«
    »Du kannst dich noch immer nicht erinnern.« Es war keine Frage, sondern eine Feststellung, und sie schien auch nicht überrascht zu sein, als er den Kopf schüttelte. »Hab Geduld«, beschwichtigte sie und legte ihre goldberingte Hand auf seine Brust. »Du wirst dich erinnern.«
    »Wann?«, wollte er wissen.
    »Schon bald«, meinte sie überzeugt.
    »Im Schlaf habe ich das Gefühl, kurz davor zu stehen. Es kommt mir vor, als bräuchte ich nur die Hand auszustrecken und nach meinen Erinnerungen zu greifen. Aber jedes Mal wenn ich es versuche ...«
    »... erwachst du aus dem Schlaf«, brachte sie den Satz zu Ende.
    »In der Tat«, räumte er ein. »Aber in letzter Zeit verändert sich der Traum.«
    »Inwiefern?«, wollte sie wissen. Das Zucken in ihren grünen Augen deutete er als Interesse.
    »Diese Stimmen, die ich im Schlaf höre ...«
    »Die dir vertraut erscheinen und an deren Ursprung du dich nicht entsinnen kannst?«
    »Ich habe das Gefühl, dass sie lauter werden«, berichtete Kamal. »Deutlicher ...«
    »Wie darf ich das verstehen, Geliebter?«
    »Die meisten dieser Stimmen sind undeutlich, nicht mehr als ein Murmeln. Aber eine ist lauter als alle anderen, und sie ruft immerzu meinen Namen. Ich versuche, ihr zu antworten, aber es gelingt mir nicht, und ich habe das Gefühl, eine einsame Gestalt zu sehen, die auf einem Berg oder Felsen steht. Und je mehr ich versuche, ihren Ruf zu erwidern, desto weiter entschwindet sie.«
    »Ich verstehe«, sagte Sarah nur, während ihre Hände über seine Brust wanderten und sie liebkosten. »Und diese Stimme, die du hörst - gehört sie einem Mann oder einer Frau?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte Kamal etwas zu schnell.
    »Du weißt es nicht? Ich dachte, die Stimmen würden deutlicher? Du musst keine Angst haben, meine Gefühle zu verletzen, mein Geliebter. Was immer dir hilft, dich wiederzufinden, ist mir recht.«
    »Du bist so gütig«, erwiderte er, griff nach ihrer Hand und küsste sie. »Wie soll ich dir nur jemals danken?«
    »Wir finden einen Weg«, versicherte sie, und wieder blitzte es in ihren Augen. »Wessen Stimme ist es also, die du im Traum hörst und die deinen Namen ruft? Die eines Mannes oder die einer jungen Frau?«
    Er schaute sie überrascht an. »Woher weißt du ...?«
    »Aus zwei Gründen«, beschied sie ihm lächelnd. »Zum einen hättest du dich niemals so geziert, mir die Wahrheit zu sagen, wenn es die Stimme eines Mannes gewesen wäre.«
    »Und zum anderen?«
    »Zum anderen«, erwiderte sie mit rätselhaftem Lächeln, »weiß ich nur zu gut, wer jene Frau ist, die unablässig deinen Namen ruft und die du nicht zu erreichen vermagst.«
    »Du - weißt es?« Seine Verblüffung schien grenzenlos. »Dann sag es mir, ich bitte dich inständig!«
    »Ihr Name ist Sarah«, antwortete sie.
    »Sarah?« Er machte ein verdutztes Gesicht, worauf sie in helles Gelächter ausbrach. »Du solltest dich sehen«, kicherte sie. »Als ob ich die Sphinx wäre, die dir ein unlösbares Rätsel aufgibt.«
    »Die Sphinx?« Seine Verwirrung wurde nur noch größer. »Aber ich ...«
    »Verstehst du es denn nicht, mein Geliebter? Die Stimme, die du im Traum hörst, ist keine andere als meine!«
    »Deine? Aber ...«
    »Ich bin es gewesen, die Tag und Nacht an deinem Lager gewacht und unzählige Male deinen Namen gerufen hat«, beharrte sie. »Ich wollte, dass du aus deinem Fiebertraum erwachst, dass du

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