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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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zurückfindest ins Leben und an die Seite der Frau, die dich liebt.«
    Kamal wollte etwas erwidern, aber er konnte nicht. Ein Teil von ihm wollte ihr glauben, wünschte sich, dass sie die Wahrheit sagte - aber ein Rest von Zweifeln blieb bestehen. Irgendetwas, und er vermochte es nicht genau zu benennen, passte nicht zusammen. Es war nur ein Gefühl, eine flüchtige Ahnung, aber sie genügte, um ihn einige Augenblicke zögern zu lassen - Augenblicke, die ihr nicht verborgen blieben.
    »Du zweifelst, Geliebter?«, fragte sie, unverhohlenen Vorwurf im Blick. »Ich war es, die deinen Namen rief, wieder und wieder - und ich war es auch, die dich schließlich ins Leben zurückholte, indem ich dir das Wasser des Lebens gab.«
    »Natürlich, du hast recht.« Kamal nickte. Was für ein Narr er doch war! Wie konnte er nur einen einzigen Augenblick an der Frau zweifeln, die so viel auf sich genommen, die so viel erduldet hatte, um sein Leben zu retten? Sarah hatte ihr Leben riskiert, um das seine zu retten - und er dankte es ihr, indem er ihr misstraute! Wie eine alte Wunde, die plötzlich wieder aufbrach, meldete Kamals Gewissen sich zu Wort. Der Schmerz war ihm unerträglich.
    »Verzeih«, flüsterte er deshalb. »Es muss an den Nachwirkungen des Fiebers liegen. Ich fühle mich noch immer geschwächt.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie nur, während sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn zart auf den Mund küsste. »Gräme dich nicht deswegen. Wenn die Zeit reif dafür ist, wirst du dich an alles erinnern - und du wirst erkennen, was ich für dich getan habe.«
    »Das muss ich nicht mehr«, erwiderte er leise, »denn ich weiß es schon längst.«
    »Was weißt du?« Ihre Stimme war nur noch ein Flüstern, das sich leise und schmeichelnd in sein Gehör wand.
    »Dass ich dich liebe«, erwiderte er. Sie küsste ihn erneut, diesmal nicht zart und vorsichtig, sondern sinnlich und voller Verlangen. Er spürte, wie ihre Hände unter die Decke glitten und an seinem sehnigen Körper abwärtswanderten - und obwohl er es eigentlich nicht wollte, erwachte seine Begierde.
    Der wollene Stoff glitt an ihm herab und enthüllte seine nackte Gestalt. Obwohl er mit dem Rücken zum offenen Fenster stand, spürte er keine Kälte. Ihre Hände und ihre Lippen bewegten sich mit derartigem Geschick über seinen Körper, dass er an nichts anderes mehr denken konnte als an das Glück, das sie zusammen haben konnten. Nicht irgendwann in ferner Zukunft oder in einer Vergangenheit, an die er sich nicht erinnerte, sondern hier und jetzt.
    Seine bebende Hand fuhr durch ihr rotes Haar, worauf sie einen spitzen Laut von sich gab. Auch Sarah hatte ihre Decke längst abgestreift, sodass er sie in ihrer ganzen unverhüllten Schönheit vor sich sah, den weißen Körper, der wie aus Marmor gehauen schien, die sanft geschwungenen Hüften, die makellose Brust, die sich unter ihren Atemzügen hob und senkte.
    »All das gehört dir«, flüsterte sie, und es kam ihm vor, als würde ihre Stimme dutzendfach in seinem Bewusstsein widerhallen. Und noch ehe er etwas erwidern oder auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, drängte sie sich bereits an ihn und zog ihn hinüber zu der Schlafstatt, die sie vorhin erst verlassen hatten.
    Überwältigt von ihrer Zuneigung und der Macht der Begierde, sank er darauf nieder, und ihre betörende Weiblichkeit ließ alles andere unwichtig und nebensächlich erscheinen. Auf ihm thronend wie der Sieger eines Ringkampfs, wies sie ihm den Weg zu süßem Vergessen. Doch die Leere, die in ihm herrschte, jene unbestimmte Sehnsucht, die er empfand, konnte auch sie nicht vertreiben.
    Ein Hauch von Zweifel blieb.

5
     
    T AGEBUCH S ARAH K INCAID
     
    Bibliotheken ...
    Schon in meiner Jugend habe ich sie geliebt. In einem Alter, in dem sich andere Mädchen für schöne Kleider und Schmuck begeisterten und einer Gesellschaft oder einem Ball entgegenfieberten, als bedeuteten sie das größte Glück auf Erden, zog ich es vor, meine Nase in alte Bücher zu stecken. Schon früh erkannte ich, dass sie nicht nur dazu da sind, das Wissen der Vergangenheit zu bewahren, sondern auch, um Brücken in die Zukunft zu bauen. An Orten mit vielen Büchern habe ich mich immer entsprechend wohlgefühlt, so, als ob alle Weisheit dieser Welt mir zu Gebote stünde. Und auch wenn ich in jüngster Zeit erkennen musste, dass die Untiefen der Vergangenheit auch tödliche Geheimnisse bergen, hat dies meiner Liebe zum geschriebenen Wort keinen Abbruch getan -

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