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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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der ›Strela‹ unermüdlich ihrer Arbeit nachgingen.
    Hingis schnaubte wie ein wilder Stier, aber die Zornesröte in seinem Gesicht legte sich ein wenig. Der Gedanke, dass Sarah nicht aus Impulsivität, sondern absichtlich gehandelt hatte, schien ihn ein wenig zu beruhigen, auch wenn er sich die Gründe dafür nicht erklären konnte. »Und was, wenn die Frage erlaubt ist, hast du herausgefunden?«, erkundigte er sich.
    »Dass Abramowitsch nicht aufrichtig zu uns war«, eröffnete sie. »Dass er nicht das ist, was er zu sein vorgibt.«
    »Ach so?« Hingis war wenig beeindruckt. »Und was ist er dann? Vielleicht ein Agent der Bruderschaft? Fängst du schon wieder an, überall Feinde zu sehen? El-Hakim hat gesagt, dass das Auge nicht weiß, wo wir sind ...«
    »Ich weiß, was er gesagt hat«, beteuerte Sarah, »aber auch ein weiser Mann kann sich irren.«
    »Dennoch gehört Viktor nicht zu diesen verrückten Sektierern«, meinte der Schweizer überzeugt. »Dafür würde ich jederzeit meine Hand ins Feuer legen.«
    »Woher diese Überzeugung?«, fragte Sarah. »Weil du Abramowitsch so gut kennst? Oder weil er dir schmeichelt, dich mit gutem Tabak verwöhnt und dir gestattet hat, ihn beim Vornamen zu nennen?«
    »Das ist unerhört! Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun!«
    »Nein? Dann erklär mir, mein guter Friedrich, weshalb Abramowitsch als Kaufmann, der er zu sein vorgibt, so erstaunlich gut über internationale Politik informiert ist. Wieso er als angeblich einfacher Bürger dem Adel und dem Zaren den Rücken stärkt. Und wieso er so überaus beschlagen ist in der hohen Kunst der Diplomatie.«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wie ist er zu seinem Reichtum gelangt?«, fragte Sarah weiter. »Welcher Art sind die Geschäfte, die er tätigt? Beschränken sie sich auf legale Handlungen? Oder ist Abramowitsch bereit, gewisse Kompromisse einzugehen, wenn es der Gewinnvermehrung dient? Und warum gibt er vor, Bestrebungen zu unterstützen, die seinen Interessen eigentlich zuwiderlaufen?«
    »Auch das kann ich dir nicht sagen«, musste der Schweizer zugeben.
    »Ebenso wenig wie ich«, erwiderte Sarah. »Aber eines habe ich fraglos in Erfahrung gebracht, nämlich dass Viktor Abramowitsch mehr ist, als er gerne zugeben möchte. Als wir in jener Nacht in Varna vor Anker lagen, habe ich zufällig beobachtet, wie mehrere Wagenladungen sorgsam verschlossener Holzkisten an Bord gebracht wurden, still und in aller Heimlichkeit. Warum, frage ich dich?«
    »Ich nehme an, du hast einen Verdacht ...«
    »In der Tat. Ich könnte mir denken, dass Abramowitsch als Schmuggler arbeitet. Während des Krimkriegs haben sich russische Glücksritter als Blockadebrecher betätigt, um die von den Briten und Türken eingeschlossenen Hafenstädte mit Waren zu versorgen. Diese Leute sind dadurch sehr wohlhabend geworden und haben sich eine Menge Verbindungen geschaffen, die sie bis zum heutigen Tage nutzen. Möglicherweise ist er einer von ihnen.«
    »Nun gut«, meinte Hingis, »aber wenn sich Viktor - ich meine Abramowitsch - als Schmuggler betätigt, weshalb hat er uns dann an Bord genommen? Passagiere erhöhen das Risiko der Entdeckung, noch dazu eine Britin, die die Aufmerksamkeit der Behörden in Sewastopol ganz sicher auf sich ziehen wird.«
    »Genau das frage ich mich auch schon die ganze Zeit«, stimmte Sarah zu, »und es gibt nur eine plausible Antwort: Es geht ihm um uns. Um dich und um mich ...«
    »Wohl eher um dich.« Hingis konnte den Spott nicht ganz verbergen. »Willst du das wirklich behaupten, Sarah? Willst du sagen, dass Viktor Abramowitsch auf der Lohnliste der Bruderschaft steht?«
    »Er ist ein Schmuggler«, erwiderte Sarah, den Sarkasmus schlicht überhörend. »Derlei Subjekte pflegen den Eigennutzen über alles andere zu stellen.«
    »Aber nicht Abramowitsch!«, widersprach Hingis und hatte Mühe, verhalten zu sprechen. »Wenn du dich nur hören könntest! Du fängst an, hinter allem und jedem eine Verschwörung zu vermuten! Nimm endlich wieder Vernunft an, Sarah, ich bitte dich!«
    Durch die Gläser seiner Brille sandte er ihr einen so beschwörenden Blick, dass ihr tatsächlich Zweifel kamen. Hatte Friedrich womöglich recht? War ihr Misstrauen nur all den Niederlagen und den Verlusten geschuldet, die sie erlitten hatte? War sie schon wieder dabei, Freund und Feind zu verwechseln? Beschritt sie nicht den Pfad des Lichts, den el-Hakim ihr aufgezeigt hatte, sondern jenen anderen Weg des Misstrauens und der Furcht, der über

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