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Das Licht von Shambala

Das Licht von Shambala

Titel: Das Licht von Shambala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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wissen.
    »Vielleicht.« Er bückte sich und nahm eine der Buchseiten, um damit etwas vom Boden aufzukehren. Dann trug er es vorsichtig zu Sarah und el-Hakim.
    »Asche«, stellte Sarah fest, als sie das weißlich graue Pulver betrachtete. »Von einer Zigarre.«
    »Sicher?«
    Hingis trat näher und bückte sich, um daran zu schnuppern. »Afghanischer Tabak«, stellte er tonlos fest. »Abramowitschs bevorzugte Sorte.«
    »Abramowitsch selbst ist den ganzen Abend über in der Messe gewesen, das können wir bezeugen«, überlegte Sarah. »Aber sein Diener Igor ist eine Weile lang weg gewesen ...«
    »... und ich weiß, dass Abramowitsch ihn gelegentlich mit einer seiner Zigarren bedenkt«, fügte Hingis hinzu. »Damit dürfte das Rätsel gelöst sein.«
    Sarah nickte, aber sie sagte nichts. Es wäre leicht gewesen, dem Freund unter die Nase zu reiben, dass sie die ganze Zeit über recht gehabt hatte und er nicht. Aber zum einen war es ein schaler Sieg, und zum anderen erforderte es menschliche Größe, einen begangenen Fehler zuzugeben - und Friedrich Hingis hatte diese Eigenschaft schon so oft an den Tag gelegt, dass es keines weiteren Beweises mehr bedurfte. Allein dass er schwieg und betreten auf die Decksplanken blickte, sprach Bände.
    »Was werden wir jetzt tun?«, fragte Ufuk in die Stille. »Soll ich den Einbruch Kapitän Terzow melden?«
    »Nein«, lehnte Sarah ab. »Terzow arbeitet für Abramowitsch, also steckt er wohl mit ihm unter einer Decke. Wir werden die Sache also unerwähnt lassen.«
    »Das kommt nicht in Frage«, widersprach Hingis entschieden. »Ich werde Abramowitsch zur Rede stellen! Jetzt gleich! Er ist mir eine Erklärung schuldig!«
    »Du darfst mir glauben, dass ich nichts lieber täte«, versicherte Sarah, »aber vermutlich ist es genau das, was er will. Da wir nichts beweisen können, wird er alles abstreiten, aber er wird wissen, dass wir die richtigen Schlüsse gezogen haben und gewarnt sind. Wenn wir hingegen schweigen und so tun, als wäre nichts geschehen, lassen wir ihn über unsere Pläne im Unklaren.«
    »Nun gut«, sagte Hingis, dem diese Argumentation einzuleuchten schien. »Wenn du es so willst ...«
    »Allerdings werden wir von nun an noch mehr auf der Hut sein«, schärfte Sarah ihm und dem jungen Ufuk ein. »Wir werden abwechselnd Wache halten, damit el-Hakim ruhen kann. Ich selbst übernehme die erste Schicht, dann Ufuk und zuletzt du, Friedrich.«
    »Verstanden«, sagte der Schweizer und schürzte die Lippen. »Sarah?«, fragte er dann.
    »Ja?«
    »Darf ich dich um etwas bitten?«
    »Natürlich.« Sie nickte.
    »Falls ich leichtsinnigerweise wieder einmal für jemanden die Hand ins Feuer legen möchte, den ich nicht kenne, ermahne mich bitte, von dieser Narretei Abstand zu nehmen«, sagte Hingis ernüchtert. »Wer nur noch eine Hand hat, der sollte ein wenig sorgsamer damit umgehen ...«
     
    »Und?«
    Viktor Abramowitsch saß hinter dem Schreibtisch des geräumigen Arbeitszimmers, das er an Bord der ›Strela‹ unterhielt und in dem er bisweilen auch Kunden empfing. Meist diente es ihm jedoch als Rückzugsort, um Geschäften nachzugehen, die das Licht der Öffentlichkeit nicht erblicken sollten.
    Die Beine hatte er auf die polierte Wurzelholzplatte gelegt, und eine Zigarre steckte zwischen seinen Zähnen, während er seinen Diener erwartungsvoll anschaute.
    »Nichts«, sagte Igor nur, der vor dem Schreibtisch stand und Haltung angenommen hatte wie ein Soldat beim Rapport.
    »Ihr habt nichts gefunden?«
    »Nichts«, wiederholte der Diener lakonisch. »Weder wissen wir wer der Alte ist noch in welcher Verbindung er zu ihr steht. Außer wertlosem altem Plunder ist nichts in seiner Kabine.«
    »Plunder?« Abramowitsch hob die Brauen.
    »Bücher«, erklärte Igor und verzog vor Abscheu das Gesicht. »Pergamentrollen, die mit allerlei sinnlosem Zeug bekritzelt waren. Wertloser Tand.«
    »Ich verstehe.« Abramowitsch nickte. Offenbar hatte Hingis also die Wahrheit gesagt. Aber warum dann diese Geheimnistuerei? Was führte Kincaid im Schilde?
    Abramowitsch war sicher gewesen, dass der Alte der Schlüssel zur Lösung des Rätsels war, aber zu seinem Verdruss hatte sich der Araber als wandelndes Rätsel herausgestellt, über dessen Identität nichts in Erfahrung zu bringen war. Auch wenn die Anweisungen in dieser Hinsicht eindeutig gewesen waren ...
    »Sobald wir in Sewastopol angelegt haben, wirst du von Bord gehen und dich am Hafen mit einem Mann namens Fjodorow treffen. Du wirst

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