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Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. L. Stedman
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hatte. Sie hatte noch deutlich die hellblaue Seidenbluse ihrer Mutter vor Augen und roch ihr Parfüm – ein teurer Blütenduft. Und sie sah ihr Lächeln, das schönste Lächeln von allen. »Wie heißt das Wort?«, hatte sie zu Hannah gesagt. »Das Wort kennst du doch, oder?«
    »Karotte«, hatte Hannah stolz verkündet.
    »Kluge Hannah!« Ihre Mutter hatte gelächelt. »Du bist wirklich ein intelligentes Mädchen.« An diesem Punkt endete die Erinnerung, weshalb sie sie immer wieder von Neuem durchspielte.
    Nun hielt sie Grace das gleiche Buch hin. »Schau. Es handelt von einem Kaninchen. Komm, wir lesen es zusammen.«
    Aber das Kind blickte sie nur trotzig an. »Ich will zu meiner Mama. Das Buch ist doof!«
    »Ach, komm schon. Du hast es dir ja noch nicht einmal angesehen.« Sie holte Luft und unternahm einen zweiten Anlauf. »Nur eine Seite. Lass uns eine Seite lesen. Und wenn es dir nicht gefällt, hören wir auf.«
    Doch das Kind riss Hannah das Buch aus der Hand und warf es nach ihr, sodass die Kante ihre Wange streifte und ihr Auge nur knapp verfehlte. Als Lucy aus dem Zimmer rannte, prallte sie mit Gwen zusammen, die gerade hereinkam.
    »Moment mal, kleines Fräulein!«, rief Gwen. »Was hast du mit Hannah gemacht? Geh und entschuldige dich!«
    »Lass sie, Gwen«, wandte Hannah ein. »Sie hat es nicht so gemeint. Es war ein Unfall.« Sie nahm das Buch und stellte es wieder ordentlich ins Regal. »Ich dachte, ich probiere es heute Abend mal mit Hühnersuppe bei ihr. Oder kennst du jemanden, der keine Hühnersuppe mag?«, fragte sie, jedoch wenig überzeugt.
    Einige Stunden später lag sie auf Händen und Knien, um die Suppe aufzuwischen, die ihre Tochter auf den Boden erbrochen hatte.
    »Wenn wir es uns genauer überlegen – was wissen wir eigentlich über ihn? Die Geschichten, er sei angeblich aus Sydney. Das könnte doch alles nur erfunden sein. Wir können nur mit Sicherheit sagen, dass er nicht aus Partageuse stammt«, meinte Violet zu Bill, als ihre Tochter fest schlief. »Was ist er nur für ein Mensch? Zu warten, bis sie ohne das Kind nicht mehr leben kann, um es ihr dann wegzunehmen.« Sie betrachtete das Foto ihrer Enkelin, das sie vom Kaminsims in die Wäscheschublade verbannt hatte.
    »Und wie schätzt du die Lage ein, Violet? Mal ehrlich?«
    »Ach, herrje. Selbst wenn er sie nicht mit der Waffe bedroht hat, ist er trotzdem verantwortlich. Sie war nach der dritten Fehlgeburt eindeutig nicht bei klarem Verstand. Ihr kann man also keinen Vorwurf machen … Es wäre seine Pflicht gewesen, sich gleich zu Anfang an die Vorschriften zu halten, falls er überhaupt je diese Absicht hatte. Aber die ganze Sache so viele Jahre später wieder aufzurollen, als noch andere Menschen davon betroffen waren … Wir müssen mit den Entscheidungen leben, die wir fällen, Bill. Das ist Mut. Wer einen Fehler macht, muss zu den Folgen stehen.«
    Bill schwieg.
    Sie ordnete die zarten Lavendelbeutelchen neu, während sie weitersprach. »Indem er sein eigenes schlechtes Gewissen wichtiger genommen hat als das, was er Isabel, Lucy und …«, sie griff nach seiner Hand, »… und uns damit antut, hat er nur Salz in offene Wunden gerieben. Er hat keinen Gedanken an uns verschwendet. Als ob wir nicht schon genug durchgemacht hätten.« Eine Träne funkelte in ihrem Auge. »Unsere kleine Enkelin, Bill. All die Liebe …« Langsam schloss sie die Schublade.
    »Ach, Vi, mein Liebling, ich weiß, wie schwer es für dich ist, ich weiß«, murmelte ihr Mann und drückte sie fest an sich. Er bemerkte, dass in den letzten Tagen einige graue Haare hinzugekommen waren. Eng umschlungen standen die beiden da. Violet weinte. »Ich war ja so ein Idiot zu glauben, dass die Pechsträhne vorbei ist«, sagte Bill. Im nächsten Moment schluchzte er auf und drückte Violet noch fester an sich, als könne er sich dadurch dem erneuten Bruch in seiner Familie körperlich entgegenstemmen.
    Nachdem Hannah den Boden gewischt hat und ihre Tochter endlich eingeschlafen ist, setzt sie sich an das kleine Bett und betrachtet sie. Tagsüber ist das unmöglich. Grace verbirgt ihr Gesicht, sobald sie sich beobachtet fühlt, wendet sich ab oder flüchtet ins Nebenzimmer.
    Nun, im Licht einer einsamen Kerze, kann Hannah sie in allen Einzelheiten mustern. In der Form ihrer Wangen und dem Schwung der Augenbrauen erkennt sie Frank wieder. Ihr fließt das Herz über, und fast glaubt sie, dass es Frank wäre, der antworten würde, wenn sie die schlafende Gestalt

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