Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. L. Stedman
Vom Netzwerk:
können, so lange war sie mit Trimble zusammen gewesen. Um in einem Leuchtturm zu leben, muss eine Frau bestimmte Eigenschaften haben. Falls Ihnen die passende begegnet, greifen Sie rasch zu. Auch wenn Sie sich jetzt wohl ein bisschen werden gedulden müssen …«
    Auf dem Rückweg zu Mrs. Mewetts Pension dachte Tom an die Hinterlassenschaften im Leuchtturm – Dochertys Strickzeug und das unberührte Bonbonglas seiner Frau in der Speisekammer. Zwei Leben waren zu Ende gegangen, ihre Spuren jedoch geblieben. Und er fragte sich, wie verzweifelt ein Mann sein musste, um vor lauter Trauer verrückt zu werden. Offenbar war dazu kein Krieg nötig.
    Zwei Tage nach seiner Rückkehr nach Partageuse saß Tom stocksteif wie ein Walknochen im Wohnzimmer der Graysmarks, wo beide Eltern ihre einzige Tochter mit Argusaugen beobachteten. Um ein passendes Gesprächsthema ringend, hielt sich Tom an das Wetter, den reichlich vorhandenen Wind und die Cousins der Graysmarks in anderen Teilen Westaustraliens. Und so war es verhältnismäßig leicht, nicht über sich selbst sprechen zu müssen.
    »Wann kehren Sie zurück?«, erkundigte sich Isabel, als sie ihn zum Tor begleitete.
    »In zwei Wochen.«
    »Dann sollten wir die besser ausnützen«, erwiderte sie, als sei der Bemerkung eine längere Unterhaltung vorangegangen.
    »Sollten wir das?«, fragte Tom, gleichzeitig belustigt und überrascht. Er fühlte sich, als würde er rückwärts herumgewirbelt.
    Isabel lächelte. »Ja, sollten wir.« Als sich das Licht in ihren Augen fing, hatte er den Eindruck, in sie hineinblicken zu können, und er sah eine Klarheit und Offenheit, die ihn anzog. »Kommen Sie mich morgen doch besuchen. Ich bereite ein Picknick vor. Wir können an die Bucht gehen.«
    »Vielleicht sollte ich zuerst Ihren Vater fragen. Oder Ihre Mutter.« Er neigte den Kopf zur Seite. »Ich will ja nicht unhöflich sein, aber wie alt sind Sie?«
    »Alt genug, um zu picknicken.«
    »Und das bedeutet in Zahlen …?«
    »Neunzehn. Beinahe. Also können Sie meine Eltern ruhig mir überlassen.« Mit diesen Worten winkte sie ihm zu und kehrte zurück ins Haus.
    Beschwingt machte Tom sich auf den Weg zu Mrs. Mewett. Warum, konnte er nicht sagen. Er kannte dieses Mädchen ja kaum und wusste nur, dass sie viel lächelte und dass sich etwas in ihm einfach gut anfühlte.
    Als sich Tom am nächsten Tag dem Haus der Graysmarks näherte, war er eher verwirrt als nervös und außerdem nicht sicher, weshalb er schon so bald wiederkam.
    Mrs. Graysmark öffnete die Tür und lächelte. »Sie sind aber pünktlich«, hakte sie eine unsichtbare Strichliste ab.
    »Das gewöhnt man sich bei der Army an …«, antwortete Tom.
    Isabel erschien mit einem Picknickkorb, den sie ihm überreichte. »Sie sind dafür verantwortlich, dass er heil ankommt«, verkündete sie, drehte sich zu ihrer Mutter um und küsste sie auf die Wange. »Mach’s gut, Ma, bis später.«
    »Aber geh nicht in die Sonne. Schließlich willst du dir nicht mit Sommersprossen die Haut ruinieren«, sagte diese zu ihrer Tochter und bedachte Tom mit einem Blick, der eine ernstere Botschaft enthielt als ihre Worte. »Viel Spaß beim Picknick. Und kommt nicht zu spät zurück.«
    »Danke, Mrs. Graysmark. Das werden wir nicht.«
    Isabel marschierte voran durch die wenigen Straßen der Stadt in Richtung Meer.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Tom.
    »Das ist eine Überraschung.«
    Sie schlenderten die auf beiden Seiten von dichten, struppigen Bäumen gesäumte Staubstraße zur Landzunge entlang. Es waren keine Riesen wie in dem etwa zwei Kilometer landeinwärts gelegenen Wald, sondern knorrige, gedrungene Gewächse, die die salzhaltige Luft und den kräftigen Wind vertragen konnten. »Es ist ein bisschen weit. Es wird doch nicht etwa zu anstrengend für Sie, oder?«, erkundigte sie sich.
    Tom lachte. »Ich komme gerade noch ohne Spazierstock zurecht.«
    »Nun, ich dachte nur, auf Janus braucht man nicht viel zu gehen, richtig?«
    »Glauben Sie mir, das ständige Treppensteigen im Leuchtturm hält einen in Form.« Er wusste noch immer nicht, was er von diesem Mädchen und seiner ans Unheimliche grenzenden Fähigkeit, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, halten sollte.
    Je weiter sie kamen, desto spärlicher wurden die Bäume, während die Geräusche des Ozeans nun deutlicher zu hören waren. »Für jemanden aus Sydney muss es in Partageuse ziemlich öde sein«, meinte Isabel.
    »Ich bin noch nicht lange genug hier, um das beurteilen zu

Weitere Kostenlose Bücher