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Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. L. Stedman
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anderen Leuten auszubreiten, und sie war außer sich, weil Ralph und Bluey nun sicher Bescheid wussten. Wahrscheinlich hatten sie die ganze Überfahrt damit verbracht, den peinlichen Zwischenfall und sonst noch alle möglichen Dinge zu erörtern. Dass Tom gegen ihren ausdrücklichen Wunsch einen Arzt geholt hatte, war für sie wie ein Verrat.
    Sie beobachtete das Wasser und die vom Wind aufgewühlten Wellen, die noch am Vormittag so glatt und am Kamm eingerollt gewesen waren. Stunden vergingen. Isabel bekam Hunger und wurde müde, weigerte sich aber, sich dem Haus zu nähern, solange der Arzt da war. Stattdessen konzentrierte sie sich auf ihre Umgebung. Sie nahm die Oberflächenstruktur jedes Blatts und seinen genauen Grünton wahr. Sie lauschte den unterschiedlichen Geräuschen, die Wind, Wasser und Vögel erzeugten. Im nächsten Moment hörte sie einen fremden Klang. Einen durchdringenden Ton, kurz und immer wieder. Vom Leuchtturm? Aus dem Haus? Es war nicht das übliche Klappern von Metall aus der Werkstatt. Da war er wieder, diesmal in einer anderen Tonlage. Auf Janus wurden Geräusche in ihre Bestandteile zerlegt und verzerrt, wenn sie über die Insel wehten. Zwei Möwen landeten ganz in Isabels Nähe und zankten sich um einen Fisch, sodass das ohnehin leise Geräusch in ihrem Kreischen unterging.
    Isabel wandte sich wieder ihren Grübeleien zu, bis sie ein unverkennbarer Klang, den der wechselnde Wind herantrug, aufmerken ließ. Es war eine Tonleiter: Noch ein wenig wackelig zwar, doch der Anschlag verbesserte sich mit jeder Wiederholung.
    Ralph oder Bluey erwähnten das Klavier nie, und Tom hätte nicht spielen können, und wenn es um sein Leben gegangen wäre. Offenbar war es der verdammte Arzt, der seine Finger einfach nicht bei sich behalten konnte. Nie war es ihr gelungen, dem Klavier einen Ton zu entlocken, und nun schien es zu singen. Die Wut trieb Isabel den Pfad entlang, um den Eindringling vom Instrument, ihrem Körper und aus ihrem Haus zu vertreiben.
    Sie kam zu den Nebengebäuden, wo Tom, Ralph und Bluey gerade Mehlsäcke stapelten.
    »Hallo, Isab …«, begann Ralph, doch sie marschierte schnurstracks an ihm vorbei ins Haus.
    Isabel stürmte ins Wohnzimmer. »Falls es Ihnen nichts ausmacht, das ist ein sehr empfindliches …«, setzte sie an, verstummte aber beim Anblick des völlig zerlegten Klaviers. Daneben stand ein offener Werkzeugkasten. Der Fremde drehte die Mutter über einer der kupfernen Basssaiten mit einem winzigen Schlüssel und schlug dabei die dazugehörige Taste an.
    »Eine mumifizierte Möwe! Das war das Problem«, verkündete er, ohne sich umzuschauen. »Nun, zumindest eines davon. Das und etwa zwanzig Jahre Sand, Salzwasser und der Himmel weiß, was sonst noch passiert ist. Wenn ich einige der Filzbespannungen ausgetauscht habe, wird es gleich besser klingen.« Beim Sprechen schlug er weiter die Taste an und betätigte den Schraubenschlüssel. »Ich habe im Leben schon alles Mögliche gesehen. Tote Ratten. Sandwiches. Eine ausgestopfte Katze. Über die Dinge, die in einem Klavier landen, könnte ich ein Buch schreiben, obwohl ich keine Ahnung habe, wie sie da hineingeraten sind. Allerdings wette ich darauf, dass die Möwe nicht von selbst hineingeflogen ist.«
    Vor Schreck verschlug es Isabel die Sprache. Ihr Mund stand immer noch offen, als sie eine Hand auf der Schulter spürte. Sie drehte sich um, sah Tom vor sich und lief feuerrot an.
    »Die Überraschung ist mir wohl geglückt, was?«, meinte er und küsste sie auf die Wange.
    »Nun … nun, es war …« Isabels Stimme erstarb.
    Er legte ihr eine Hand um die Taille. So standen sie beide da, Stirn an Stirn, bis sie in lautes Gelächter ausbrachen.
    In den nächsten beiden Stunden saß Isabel da und sah dem Klavierstimmer dabei zu, wie er dem Instrument einen immer strahlenderen Klang entlockte. Die Töne waren wieder zu hören, und zwar lauter als je zuvor. Zum Schluss spielte er noch ein paar Akkorde aus dem »Halleluja«.
    »Ich habe mein Bestes getan, Mrs. Sherbourne«, sagte er und packte seine Sachen zusammen. »Eigentlich müsste es in die Werkstatt, doch der Transport hin und zurück würde mehr schaden als nutzen. Es ist nicht perfekt, aber spielbar.« Er zog den Klavierhocker heraus. »Wollen Sie es mal versuchen?«
    Isabel setzte sich ans Klavier und spielte eine gegenläufige Tonleiter in a-Moll.
    »Ja, das ist viel besser als vorher!«, stellte sie fest. Sie begann mit einer Arie von Händel und verlor sich

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