Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. L. Stedman
Vom Netzwerk:
Tee und Toast im Bett, meine Damen!«, verkündete Tom und stellte das Tablett neben Isabel ab.
    »Vorsicht, Luce«, sagte Isabel. Es war Sonntagmorgen, und sie hatte das kleine Mädchen zu sich ins Bett geholt, nachdem Tom gegangen war, um die Lampe zu löschen. Nun krabbelte das Kind auf das Tablett zu, um nach der kleinen Tasse Tee – eigentlich nur warme Milch mit einem braunen Tröpfchen darin – zu greifen, die Tom für sie gemacht hatte.
    Tom kehrte zurück, setzte sich neben Isabel und hob Lucy auf sein Knie. »So, Lulu«, meinte er und half ihr, die Tasse beim Trinken mit beiden Händen festzuhalten. So sehr war er mit seiner Aufgabe beschäftigt, dass er Isabels Schweigen erst nach einer Weile bemerkte. Als er sich umdrehte, sah er Tränen in ihren Augen.
    »Izzy, Izzy, was hast du denn, Liebling?«
    »Nichts, Tom. Gar nichts.«
    Er wischte ihr eine Träne von der Wange.
    »Manchmal bin ich so glücklich, dass es mir Angst macht, Tom.«
    Während er ihr übers Haar strich, fing Lucy an, Blasen in ihren Tee zu pusten. »Hoppla, mein Fräulein. Trinkst du das noch oder hattest du genug?«
    Das Kind gurgelte weiter mit dem Tee und hatte offenbar Riesenspaß an dem Geräusch.
    »Gut, ich glaube, das reicht.« Vorsichtig nahm er ihr die Tasse ab, worauf sie von ihm zu Isabel hinüberkletterte und weiter Spuckeblasen produzierte.
    »Wie reizend!« Isabel lachte unter Tränen. »Komm her, du kleines Äffchen!« Sie drückte ihr einen schmatzenden Kuss auf den Bauch.
    Lucy wand sich kichernd. »Noch mal!«, rief sie.
    Isabel tat ihr den Gefallen.
    »Ihr seid eine schlimmer als die andere!«, stellte Tom fest.
    »Manchmal fühle ich mich wie betrunken, so sehr liebe ich sie. Und dich auch. Wenn man mich auffordern würde, auf einer geraden Linie zu gehen, würde ich es wahrscheinlich nicht schaffen.«
    »Auf Janus gibt es keine geraden Linien, also bist du aus dem Schneider«, erwiderte Tom.
    »Mach dich nicht über mich lustig, Tom. Es ist, als ob ich vor Lucy farbenblind gewesen wäre. Jetzt hat sich die Welt völlig verändert. Sie ist heller, und ich kann weiter sehen. Ich bin noch am selben Ort. Die Vögel sind dieselben, das Wasser ist dasselbe, und die Sonne geht auf und unter wie immer, aber ich wusste bis jetzt nicht, warum, Tom.« Sie zog das Kind an sich. »Lucy ist der Grund … Und du hast dich auch verändert.«
    »Wie?«
    »Ich glaube, du hast Anteile an dir entdeckt, von denen du vor ihrer Ankunft nichts geahnt hast. Ecken in deinem Herzen, die das Leben stillgelegt hatte.« Sie fuhr mit dem Finger seinen Mund nach. »Ich weiß, dass du nicht gerne über den Krieg sprichst, aber … Nun, wahrscheinlich hat er dich betäubt.«
    »Meine Füße. Er hat meine Füße betäubt, und zwar ziemlich häufig – das lag am gefrorenen Schlamm.« Tom gelang nur ein schiefes Grinsen über seinen versuchten Scherz.
    »Hör auf, Tom, ich versuche, etwas zu sagen. Es ist mein Ernst, verdammt, und du hast mich gerade mit einem albernen Witz abgewimmelt, als wäre ich ein Kind, das die Wahrheit nicht versteht, sodass man sie ihm nicht zumuten kann.«
    Diesmal hatte Toms Antwort nichts Scherzhaftes an sich. »Du verstehst es wirklich nicht, Isabel. Kein zivilisierter Mensch sollte so etwas je verstehen müssen. Es zu schildern, wäre, als würde man eine ansteckende Krankheit verbreiten.« Er drehte sich zum Fenster um. »Ich habe mich so verhalten, damit Menschen wie du und Lucy vergessen können, dass es je geschehen ist. Damit es niemals wieder geschieht. ›Der Krieg, der alle Kriege beenden soll‹, erinnerst du dich? Er gehört nicht auf diese Insel. In dieses Bett.«
    Toms Züge waren hart geworden, und sie erkannte eine bis jetzt nie da gewesene Entschlossenheit. Vermutlich war sie es gewesen, die ihm geholfen hatte, das alles heil zu überstehen.
    »Es ist nur …«, versuchte Isabel es erneut. »Nun, keiner von uns weiß, ob es uns in einem Jahr oder in hundert Jahren noch gibt. Ich will nur sichergehen, dass dir klar ist, wie dankbar ich dir bin, Tom. Für alles. Insbesondere dafür, dass du mir Lucy gegeben hast.«
    Als Toms Lächeln bei den letzten Worten erstarrte, sprach Isabel rasch weiter. »Das hast du, Liebling. Du hast eingesehen, wie sehr ich sie gebraucht habe, und mir ist bewusst, dass es dir nicht leichtgefallen ist, Tom. Das hätten nicht viele Männer für ihre Frau getan.«
    Jäh aus einer Traumwelt gerissen, spürte Tom, wie ihm die Handflächen feucht wurden. Sein Herz begann zu

Weitere Kostenlose Bücher