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Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition)

Titel: Das Licht zwischen den Meeren: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. L. Stedman
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Würstchen über einem riesigen Fass gegrillt und für Sixpence pro Portion verkauft wurden. Tom saß mit Lucy und Isabel auf einer Decke im Schatten. Sie aßen Grillwürstchen im Brötchen, während Lucy ihr Mittagessen in seine Bestandteile zerlegte und auf einem Teller neu anrichtete.
    »Meine Brüder waren Meister im Wettlaufen«, sagte Isabel. »Sie haben sogar das dreibeinige Rennen gewonnen. Ich glaube, Mum hat auch noch den Pokal, den ich einmal im Sackhüpfen bekommen habe.«
    Tom schmunzelte. »Ich wusste gar nicht, dass ich mit einer Sportskanone verheiratet bin.«
    Sie versetzte ihm spielerisch einen Klaps auf den Arm. »Ich verrate dir nur die Familienlegenden der Graysmarks.«
    Tom versuchte gerade, das Durcheinander einzudämmen, das von Lucys Teller zu rutschen drohte, als ein Junge mit einer angesteckten Rosette, Block und Bleistift erschien. »Verzeihung, ist das Ihr Baby?«, fragte er.
    Tom erstarrte. »Verzeihung?«
    »Ich wollte nur wissen, ob das Ihr Baby ist.«
    Tom sagte zwar etwas, war aber nicht zu verstehen.
    Der Junge wandte sich an Isabel. »Ist das Ihr Baby, Missus?«
    Kurz runzelte Isabel die Stirn und nickte dann langsam, als sie endlich verstand. »Suchst du Teilnehmer für das Väterrennen?«
    »Genau.« Er setzte den Bleistift an. »Wie schreibt sich denn Ihr Name?«, wollte er von Tom wissen.
    Wieder blickte Tom Isabel an, doch auf ihrem Gesicht malte sich nicht die Spur von Unbehagen. »Ich kann ja buchstabieren, falls du es vergessen hast«, neckte sie ihn.
    Tom wartete darauf, dass sie bemerkte, wie erschrocken er war, aber sie lächelte unbeirrt weiter. »Laufen ist nicht unbedingt meine Stärke«, meinte er schließlich.
    »Aber alle Dads machen mit«, protestierte der Junge, der sich offenbar bis jetzt noch keine Absage eingefangen hatte.
    Tom legte sich seine Worte sorgfältig zurecht. »Ich würde es nicht einmal in die erste Runde schaffen.«
    Als der Junge sich trollte, um sein nächstes Opfer zu finden, meinte Isabel fröhlich: »Keine Sorge, Lucy, ich nehme dafür am Mütterrennen teil, damit wenigstens einer deiner Eltern sich für dich zum Narren macht.« Tom erwiderte ihr Lächeln nicht.
    Dr. Sumpton wusch sich die Hände, während Isabel sich hinter dem Vorhang wieder anzog. Sie hatte ihr Versprechen gehalten, in Partageuse zum Arzt zu gehen.
    »Organisch betrachtet ist alles in Ordnung«, verkündete er.
    »Und? Was ist es dann? Bin ich krank?«
    »Ganz und gar nicht. Sind nur im Wechsel«, erwiderte der Arzt, während er sich etwas in der Krankenakte notierte. »Sie haben Glück, dass Sie bereits ein Kind haben, weshalb es für Sie nicht so schwer ist wie für andere Frauen, wenn er so ungewöhnlich früh einsetzt. Was die anderen Symptome betrifft, fürchte ich, dass Sie einfach die Zähne zusammenbeißen und sie ertragen müssen. In etwa einem Jahr haben Sie es ausgestanden. Das ist eben die Natur.« Er lächelte sie aufmunternd an. »Und dann werden Sie erleichtert sein: Schluss mit den Menstruationsbeschwerden. Einige Frauen würden Sie beneiden.«
    Auf dem Rückweg zum Haus ihrer Eltern unterdrückte Isabel die Tränen. Sie hatte Lucy, sie hatte Tom – und das in Zeiten, in denen viele Frauen den am meisten geliebten Menschen verloren hatten. Es wäre eine übertriebene Forderungshaltung gewesen, mehr zu verlangen.
    Einige Tage später unterschrieb Tom die Formulare für eine weitere dreijährige Dienstzeit. Der Bezirksleiter, der aus Fremantle anreiste, um den Verwaltungsakt zu überwachen, achtete genau auf Handschrift und Unterschrift und verglich sie mit den früheren. Beim kleinsten Zittern würde Tom seinen Dienst nicht mehr antreten dürfen. Quecksilbervergiftungen kamen häufig vor: Wenn man sie schon in einem Stadium entdeckte, in dem lediglich die Handschrift zu wackeln begann, vermied man es, einen Leuchtturmwärter loszuschicken, der am Ende seines nächsten Einsatzes vollends den Verstand verloren haben würde.

Kapitel 15
    Lucys Taufe, die eigentlich in der ersten Woche ihres Urlaubs hätte stattfinden sollen, musste wegen eines langwierigen »Unwohlseins« von Reverend Norkells verschoben und konnte erst am Tag vor ihrer Rückkehr nach Janus abgehalten werden. Es war ein glühend heißer Vormittag. Ralph und Hilda begleiteten Tom und Isabel zu Fuß zur Kirche. Nur einige Mallee-Eukalyptusbäume neben den Grabsteinen boten Schatten, als sie darauf warteten, dass die Türen geöffnet wurden.
    »Hoffentlich ist Norkells nicht wieder voll«,

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