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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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über den Weg lief. Sie hatte einen Rock an, der so kurz war, daß man den Zwickel ihrer Strumpfhose sehen konnte. Und dahinter sah man – Verzeihung – ihre Mösenhaare. Da wußte ich, daß ich in L. A. war.«
    »Wo ist denn das gewesen? Auf der Main Street?«
    »Von wegen Main Street! Ecke Beverly und Fairfax.«
    »Schmeckt dir der Wein?«
    »Ja, und deine Wohnung gefällt mir auch. Ich hätte direkt Lust, hier einzuziehen.«
    »Ich hab einen eifersüchtigen Vermieter.«
    »Sonst noch jemand, der eifersüchtig werden könnte?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Mein Job ist so anstrengend, daß ich abends nur noch ausspannen will. Und in meiner Freizeit such ich am liebsten nach Sachen für die Wohnung. Meine Freundin – sie arbeitet für mich – geht morgen früh mit mir Antiquitäten ansehen. Möchtest du mitkommen?«
    »Werde ich morgen früh noch hier sein?«
    Debra ließ die Frage unbeantwortet. Sie goß mir das Glas wieder voll und setzte sich neben mich auf die Couch. Ich beugte mich zu ihr hinüber und küßte sie. Während sie abgelenkt war, streifte ich ihr den Rock ein Stück weiter hoch und äugte auf diese nylonumspannten Beine herunter. Was ich sah, gefiel mir. Als wir mit dem Kuß fertig waren, zog sie sich den Rock wieder herunter, doch ich hatte mir die Beine inzwischen gut genug eingeprägt. Sie stand auf und ging ins Badezimmer. Ich hörte die Klosettspülung. Dann war eine Weile nichts mehr zu hören. Wahrscheinlich zog sie sich die Lippen nach. Ich nahm mein Taschentuch heraus, wischte mir damit über den Mund und sah es mir an. Es war rot verschmiert. Endlich kam ich jetzt in den Genuß der schönen Dinge, die in meiner Schulzeit immer nur die anderen bekommen hatten – die reichen gutaussehenden gutgekleideten goldblonden Boys mit ihren neuen Autos, gegen die ich mit meinen schlampigen alten Klamotten und meinem kaputten Fahrrad keine Chance hatte.
    Debra kam heraus. Sie setzte sich und griff nach einer Zigarette.
    »Komm, wir ficken«, sagte ich.
    Sie ging ins Schlafzimmer. Die Weinflasche vor mir war noch halb voll. Ich goß mir ein Glas ein und zündete mir eine von Debras Zigaretten an. Sie stellte die Rockmusik ab. Nett von ihr.
    Es war still in der Wohnung. Ich goß mir noch ein Glas ein. Vielleicht würde ich hier einziehen? Wo würde ich die Schreibmaschine hinstellen?
    »Henry?«
    »Ja?«
    »Wo bleibst du denn?«
    »Augenblick. Ich will nur noch das Glas hier austrinken.«
    »All right.«
    Ich trank das Glas aus, und dann trank ich auch noch den Rest aus der Flasche. Ich war in Playa del Rey. Na sowas. Ich zog meine Sachen aus und ließ sie durcheinander auf der Couch liegen. Meine Kleider waren auch danach. Schon immer gewesen. Meine Hemden waren alle verblichen und eingelaufen, fünf oder sechs Jahre alt, durchgescheuert. Meine Hosen ebenso. Ich haßte Kaufhäuser, ich haßte die Verkäufer, die sich immer so überlegen gaben, als wüßten sie das Geheimnis des Lebens. Sie hatten ein Selbstvertrauen, das mir völlig abging. Da ich auch Schuhgeschäfte nicht leiden konnte, waren meine Schuhe durchweg alt und kaputt. Ich kaufte mir immer nur Zeug, das kaum noch zu gebrauchen war, und das galt auch für Autos. Nicht weil ich knauserig war, sondern weil ich es einfach nicht ertragen konnte, als Kunde anzurücken und auf die Dienste von geschniegelten hochnäsigen Verkäufern angewiesen zu sein. Außerdem kostete es einen Zeit. Zeit, die man wesentlich sinnvoller mit Faulenzen und Trinken verbringen konnte.
    Ich hatte jetzt nur noch meine Unterhose an und ging nach hinten ins Schlafzimmer. Ich war mir bewußt, daß mir der weiße Bauch über den Bund der Unterhose quoll, aber ich machte keine Anstrengung, den Bauch einzuziehen. Ich stellte mich neben das Bett, ließ die Unterhose herunter, stieg mit beiden Füßen heraus, hatte plötzlich das dringende Bedürfnis, noch etwas zu trinken, unterdrückte es und kroch unter die Decke. Ich nahm Debra in die Arme. Sie drängte sich an mich. Ich küßte sie. Ihr Mund war wie eine nasse Möse. Sie wollte jetzt. Ich spürte, daß sie es eilig hatte. Nur kein langes Vorspiel. Ihre Zunge schnellte in meinem Mund herum. Ich klemmte sie mit den Zähnen ein. Dann wälzte ich mich auf Debra und steckte ihn bei ihr rein.
    Ich glaube, es war die Art, wie sie ihren Kopf zur Seite drehte, während ich sie fickte. Das hatte einen merkwürdigen Reiz. Dieser abgewandte Kopf, der bei jedem Stoß vom Kissen hochkam und wieder zurückfiel. Während ich es ihr

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