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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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die Flasche weg.«
    Mein Problem war, daß ich beides wollte.

88
    Ein paar Tage danach, gegen Abend, bekam ich zu meiner Überraschung einen Anruf von Cassie.
    »Was machst du so, Hank?«
    »Nichts. Sitze nur rum.«
    »Warum kommst du nicht zu mir?«
    »Würd ich schon gern …«
    Sie gab mir ihre Adresse. Es war irgendwo in Westwood oder West L. A.
    »Ich hab genug zu trinken da«, sagte sie. »Du brauchst nichts mitzubringen.«
    »Vielleicht sollte ich lieber gar nichts trinken, hm?«
    »Ist schon gut.«
    »Wenn du mir was einschenkst, trink ich es. Wenn nicht – ich kann mich beherrschen.«
    »Mach dir mal keine Gedanken«, sagte sie.
    Ich zog mir etwas an, sprang in den VW und fuhr hin. Wie viele Breaks konnte ein Mensch erwarten? Die Götter verwöhnten mich in letzter Zeit. Wollten sie mich etwa auf die Probe stellen? War es nur ein Trick? Wollten sie Chinaski nur in Sicherheit wiegen, um ihn dann genüßlich über die Klinge springen zu lassen? Ich wußte, daß mir auch das einmal blühen würde. Aber was soll man machen, wenn man schon ein paarmal bis 8 auf den Brettern war, und es bleiben einem nur noch zwei Runden …?
    Cassie wohnte im ersten Obergeschoß eines Apartmenthauses. Sie schien sich über mein Erscheinen zu freuen. Ein großer schwarzer, zottiger Hund versperrte mir den Weg. Er war riesig. Er richtete sich auf, legte mir die Vorderpfoten auf die Schultern und leckte mir das Gesicht ab. Ich schob ihn von mir weg. Er wedelte mit dem Schwanz und fiepte. Er hatte lange schwarze Zotteln und schien eine Promenadenmischung zu sein. Aber was für eine. Groß wie ein Kalb.
    »Das ist Elton«, sagte Cassie.
    Sie ging zum Kühlschrank und holte eine Flasche Wein heraus.
    »Das ist das Richtige für dich. Ich hab reichlich da.«
    Sie trug ein grünes Kleid, das sich eng an ihren Körper schmiegte und ihre schlangenhaften Bewegungen unterstrich. Ihre Stöckelschuhe waren mit grünen Steinen besetzt. Wieder fiel mir ihr langes Haar auf. Es war nicht nur lang, sondern auch voll. Eine dichte Masse. Ihre Augen waren groß und blaugrün, und je nachdem, wie das Licht auf sie fiel, waren sie mal mehr grün oder mehr blau. Auf ihrem Bücherregal sah ich zwei von meinen Büchern stehen. Zwei von den besseren.
    Cassie entkorkte die Flasche, goß jedem von uns ein Glas ein und setzte sich zu mir.
    »Irgendwie sind wir uns bei unserer ersten Begegnung nähergekommen«, sagte sie. »Das wollte ich nicht einfach verpuffen lassen.«
    »Mir hat es viel gegeben«, sagte ich.
    »Willst du was einwerfen?«
    »Ja, gern.«
    Sie griff in ihre Handtasche und legte zwei auf den Tisch. Black Caps. Die besten. Ich spülte meine mit einem Schluck Wein herunter.
    »Ich habe den besten Dealer in der Stadt«, sagte sie. »Er hat mich noch nie gelinkt.«
    »Gut für dich.«
    »Warst du schon mal süchtig?«
    »Nein. Eine Weile hab ich es mit Coke probiert, aber die Flaute hinterher wurde mir zu riskant. Ich hatte Angst, am nächsten Morgen in die Küche zu gehen, weil ich wußte, daß dort ein Schlachtermesser in der Schublade liegt. Außerdem, 50 bis 75 Dollar pro Tag kann ich nicht bringen.«
    »Ich hab ein bißchen Coke da.«
    »Nein danke. Ich passe.«
    Sie goß mir noch ein Glas Wein ein.
    Ich weiß nicht, warum, aber mit jeder neuen Frau war es fast wie das erste Mal. Als hätte ich noch nie eine gehabt … Ich küßte Cassie und strich ihr mit beiden Händen durch dieses lange Haar.
    »Bißchen Musik?«
    »Nein, eigentlich lieber nicht.«
    »Du warst mal mit DeeDee Bronson zusammen, nicht?«
    »Ja. Wir haben uns getrennt.«
    »Hast du gehört, was ihr passiert ist?«
    »Nein.«
    »Sie hat ihren Job verloren und ist nach Mexiko gegangen. Dort hat sie einen ausrangierten Stierkämpfer kennengelernt. Der Stierkämpfer hat sie grün und blau geprügelt und hat ihr dann ihre ganzen Ersparnisse abgenommen. 7000 Dollar.«
    »Die Ärmste. Erst gerät sie an mich, und dann an sowas.«
    Cassie stand auf. Ich sah ihr nach, wie sie durchs Zimmer ging. Das enge grüne Kleid spannte und glänzte über ihrem schlingernden Hintern. Sie kam mit Zigarettenpapier und ein bißchen Gras zurück und drehte einen Joint.
    »Und dann hatte sie einen Unfall mit dem Auto.«
    »Autofahren war nie ihre Stärke. Kennst du sie gut?«
    »Nein. Aber in der Branche spricht sich eben alles herum.«
    »Bloß durchhalten, bis man stirbt, ist schon Schwerarbeit.«
    Cassie reichte mir den Joint herüber. »Aber du kommst mit deinem Leben anscheinend ganz gut

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