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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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alten Tischen an. $ 800, $ 1500 … nicht zu fassen, diese Preise. Zwei oder drei Verkäufer standen herum und rieben sich erwartungsvoll die Hände. Offenbar bekamen sie ein Fixum und einen Bonus für jedes Stück, das sie an den Mann brachten. Der Inhaber besorgte sich den Krempel wahrscheinlich für einen Apfel und ein Ei in Europa oder in den Ozark Mountains. Allmählich wurde es mir langweilig, die unverschämten Preise anzustarren. Ich sagte den Girls, ich würde im Auto auf sie warten.
    Auf der anderen Straßenseite sah ich eine Bar. Ich ging hinein und bestellte mir eine Flasche Bier. Die Bar saß voll von jungen Männern, die meisten unter 25, blond und schlank, oder dunkelhaarig und schlank, und alle trugen gutsitzende Hosen und Hemden, hatten ausdruckslose Gesichter und wirkten sehr gelassen. Frauen waren keine da. In der Ecke lief ein großer Fernseher. Der Ton war abgestellt. Niemand sah hin. Niemand sagte etwas. Ich trank mein Bier aus und ging.
    Ich entdeckte einen Getränkeladen, erstand eine Sechserpackung, ging damit zurück zum Wagen und setzte mich rein. Das Bier tat gut. Ich stand auf dem Parkplatz hinter dem Geschäft, auf der Straße links von mir staute sich der Verkehr, und ich sah mir die Leute an, die geduldig in ihren Wagen saßen und warteten. Darauf lief es letzten Endes für uns alle hinaus: warten. Man wartete und wartete – auf ein freies Bett im Krankenhaus, auf den Arzt, den Klempner, das Irrenhaus, das Zuchthaus, den Tod. Erst stand die Ampel auf Rot, dann bekam man grünes Licht, und dann saß man wieder vor der Mattscheibe, aß ein Fertiggericht, machte sich Sorgen um den Job oder wie man zu einem kommen sollte, und bis dahin hieß es wieder: warten.
    Ich dachte an Debra und Tessie da drin bei den Antiquitäten. Eigentlich mochte ich Debra überhaupt nicht, aber da war ich nun und mischte mich in ihr Leben ein. Ich kam mir vor wie ein Spanner.
    Als ich gerade die letzte Dose anbrach, kamen die beiden endlich heraus.
    »Oh Henry«, sagte Debra, »ich hab einen wunderschönen Tisch mit Marmorplatte entdeckt! Für ganze 200 Dollar!«
    »Er ist wirklich fabelhaft«, bestätigte Tessie.
    Sie stiegen ins Auto. Debra drückte ihren Schenkel an meinen. »Hast du dich sehr gelangweilt?« fragte sie.
    Ich warf den Motor an, fuhr am Getränkeladen vor, ging hinein und ließ mir Zigaretten und vier Flaschen Wein geben.
    »Diese Tessie«, dachte ich, während ich dem Mann das Geld über den Ladentisch schob. »Dieses Flittchen mit seinem kurzen roten Rock und seinen Nylons. Ich wette, sie hat mindestens schon ein Dutzend Männer verschlissen, ohne sich was dabei zu denken.« Sie sah mir nicht danach aus, als würde sie sich große Gedanken machen. Hatte es auch nicht nötig. Aber in ein paar Jahren, mit 50, da würde sie nachdenklich werden. Da würde sie verbittert durch den Supermarkt tigern, eine Sonnenbrille vor den Augen, das Gesicht verquollen und unglücklich, Quark und Kartoffelchips und Schweinskoteletts und rote Zwiebeln und eine Literflasche Jim Beam in ihrem Einkaufswagen, den sie in der Schlange vor der Kasse den Leuten in den Hintern und in die Kniekehlen rammte.
    Wir fuhren zurück zu Debra. Die Girls setzten sich, und ich machte eine Flasche auf und goß drei Gläser voll.
    »Henry«, sagte Debra, »ich geh mal Larry holen. Er wird mich in seinem Kastenwagen hinfahren und mir helfen, den Tisch zu holen. Du wirst sicher froh sein, wenn du den Trip nicht nochmal machen mußt.«
    »Und wie.«
    »Tessie wird dir solange Gesellschaft leisten.«
    »All right.«
    »Aber daß ihr mir auch artig seid, ihr beiden!«
    Sie kam mit Larry zurück, und die beiden gingen nach draußen, stiegen in den Kastenwagen und fuhren los.
    »Tja, jetzt sind wir allein«, sagte ich.
    »Yeah«, sagte Tessie. Sie saß sehr steif da und sah geradeaus. Ich trank mein Glas aus, ging auf die Toilette und legte eine Pinkelpause ein. Als ich wieder herauskam, saß Tessie immer noch regungslos auf der Couch.
    Ich stellte mich hinter sie, faßte sie unters Kinn, beugte mich herunter und drückte ihr meinen Mund auf die Lippen. Ihr Kopf wirkte von oben sehr groß. Das Make-up unter ihren Augen war verschmiert, und sie roch wie abgestandener Aprikosensaft. Von jedem Ohrläppchen hing eine kleine Kugel an einem dünnen Silberkettchen herunter. Während ich sie küßte, griff ich ihr mit der einen Hand in den Ausschnitt der Bluse. Sie trug keinen BH. Ich bekam eine Titte zu fassen und werkelte daran herum. Dann

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