Das Liebesleben der Hyäne
würde sich in die Hose machen, wenn sie wüßte, daß Sie auf ihrer Bühne scharfe Sachen trinken. Sie ist ein nettes altes Mädchen, und für sie geht es in Gedichten immer noch um Sonnenuntergänge und flatternde Tauben.«
Ich ging raus und begann zu lesen. Volles Haus. Es gab nur noch Stehplätze. Das Glück blieb mir treu. Das Publikum war wie überall: mit den guten Gedichten wußten sie nichts anzufangen, und bei den schlechten lachten sie an den falschen Stellen. Aber ich las weiter und schenkte mir zwischendurch aus dem Wasserkrug nach.
»Was trinken Sie da?«
»Das«, sagte ich, »ist Orangensaft gemixt mit Lebenselixier.«
»Haben Sie Freundinnen?«
»Ich bin noch Jungfrau.«
»Warum sind Sie Schriftsteller geworden?«
»Nächste Frage bitte.«
Ich las ihnen noch ein paar, und dann erzählte ich ihnen, ich sei mit Captain Winehead geflogen und hätte mir das Spiel der Woche angesehen. Und wenn ich in guter Verfassung sei, esse ich den ganzen Tag nur von ein und demselben Teller und spüle ihn anschließend immer gleich ab, aber das gelinge mir nur sehr selten. Dann las ich wieder ein paar Gedichte. Ich las, bis der Krug leer war, und dann sagte ich ihnen, es sei Schluß. Ich signierte einiges, und wir fuhren zurück zum Haus des Professors, wo eine Party stieg.
Ich betrank mich und führte meinen Indianertanz auf, meinen Bauchtanz und meinen Kaputten-Arsch-im-Wind-Tanz. Dann machte ich mich wieder über die Drinks her. Man kann schlecht gleichzeitig trinken und tanzen. Pete wußte das. Er hatte Sofas und Sessel in eine Reihe gerückt – auf der einen Seite die Trinker, auf der anderen die Tänzer. So konnte jeder seiner Neigung frönen, ohne daß er den anderen ins Gehege kam.
Pete kam zu mir her. Ich sah mir gerade die Frauen an. »Welche möchten Sie?« fragte er.
»Was? So einfach ist das?«
»Bei uns Südstaatlern läuft das unter Gastfreundschaft.«
Es gab eine, die mir aufgefallen war. Sie war älter als die anderen und hatte vorstehende Zähne, doch die Zähne standen so perfekt heraus, daß sich ihr Mund wie eine leidenschaftliche fleischfressende Blume ausstülpte. Ich wollte diesen Mund. Er sah aus wie die Pforte zum Nirwana. Sie trug einen kurzen Rock, und ihre Strumpfhose umspannte ansehnliche Beine, die sie abwechselnd übereinanderschlug, während sie an einem Drink nippte und lachte und immer wieder ihren Rock nach unten zog, der einfach nicht weiter runter wollte. Als der Mann neben ihr aufstand, ging ich hin und setzte mich zu ihr.
»Ich bin …«, fing ich an.
»Ich weiß, wer Sie sind. Ich war bei Ihrer Lesung.«
»Danke. Ich freß dir die Möse kahl. Ich mach dich wahnsinnig.«
»Was halten Sie von Allen Ginsberg?« fragte sie.
»Komm, bring mich hier nicht aus dem Konzept. Ich will deinen Mund. Deine Beine. Ich will dir meinen Finger in den Arsch stecken.«
»All right«, sagte sie.
»Dann bis gleich. Ich hab das Schlafzimmer im Keller.«
Ich stand auf und besorgte mir einen neuen Drink. Ein junger Mann, gut einsfünfundneunzig groß, kam auf mich zu. »Schau her, Chinaski, ich glaub dir kein Wort von diesem Scheiß. Von wegen, du lebst im Elendsviertel von Hollywood und kennst die ganzen Dope Dealer, Zuhälter, Nutten, Junkies, Pferdewetter, Säufer und was weiß ich …«
»Stimmt aber größtenteils.«
»Bullshit«, sagte er und stelzte davon. Meine Kritiker wurden immer ruppiger.
Dann kam diese Blondine an, ungefähr 19, mit randloser Brille und einem Lächeln, das wie aufgemalt war. Es ging nie weg. »Ich will dich ficken«, sagte sie. »Es ist wegen deinem Gesicht.«
»Was ist denn mit meinem Gesicht?«
»Macht mich an«, sagte sie. »Ich will es dir ruinieren. Mit meiner Fotze.«
»Vielleicht läuft’s aber genau andersrum.«
»Da wär ich mir an deiner Stelle nicht so sicher.«
»Hast recht. Fotzen sind nicht kleinzukriegen.«
Ich ging zurück zur Couch und beschäftigte mich mit den Beinen der Dame mit dem kurzen Rock und dem Blumenmund. Sie sagte, sie heiße Lillian.
Die Party ging zu Ende, und ich ging mit Lilly nach unten. Wir zogen uns aus und setzten uns mit Kissen im Rücken aufs Bett und tranken Wodka, den wir mit irgendeinem Mixgetränk streckten. Es gab ein Radio. Wir stellten es an. Lilly erzählte mir, sie habe jahrelang gearbeitet, damit ihr Mann sein Studium beenden konnte, und als er dann Professor wurde, habe er sich von ihr scheiden lassen.
»Mies«, sagte ich.
»Warst du mal verheiratet?«
»Ja.«
»Und?«
»Seelische
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