Das Liebesleben der Hyäne
wir uns jedesmal wieder zusammen. Sie hatte die Skulptur von meinem Kopf inzwischen fertig und hatte sie mir geschenkt. Nach jedem Krach lud ich das Ding auf den Beifahrersitz meines Wagens, fuhr damit zu ihrer Wohnung und stellte es ihr vor die Tür. Auf dem Rückweg hielt ich an einer Telefonzelle, rief bei ihr an und sagte:
»Dein gottverdammter Kopf steht draußen vor deiner Tür!« Dieser Kopf wanderte ständig zwischen uns hin und her …
Wieder einmal hatten wir uns verkracht, und ich hatte den Kopf vor ihrer Tür abgeladen. Ich saß zu Hause und trank, in Freiheit. Ich hatte einen jungen Freund, Bobby – ein blonder, etwas lappriger Typ, der in einem Porno-Buchladen arbeitete und nebenbei fotografierte. Bobby hatte gerade Schwierigkeiten mit seiner Frau. Valerie hieß sie. Er hatte angerufen und wollte Valerie für eine Nacht bei mir unterbringen. Valerie war 22, eine wirkliche Schönheit: lange blonde Haare, irrsinnig blaue Augen, gute Kurven. Wie Lydia war auch sie schon in der Klapsmühle gewesen.
Es war so gegen 8 Uhr abends, als Bobby und Valerie vorfuhren. Valerie stieg aus, und Bobby fuhr sofort wieder weg. Sie war ein seltenes Exemplar. Bobby hatte mir erzählt, wie er sie das erste Mal mit nach Hause gebracht hatte. Seine Eltern machten ihr ein Kompliment wegen ihres schicken Kleids, und sie sagte: »Ah ja? Und was ist mit dem Rest von mir?« Dann zog sie sich das Kleid bis über die Hüften hoch. Und hatte darunter nichts an.
Valerie klopfte an die Tür, und ich ließ sie herein. Sie schien in ausgezeichneter Verfassung zu sein. Ich machte jedem von uns einen Scotch mit Wasser. Wir sprachen kein Wort. Wir tranken aus, und ich füllte nach. Als wir auch das intus hatten, sagte ich: »Komm, wir gehn in eine Kneipe.« Wir stiegen in meinen Wagen und fuhren zur »Glue Machine«, gleich um die Ecke. Dort war ich Anfang der Woche rausgeflogen, doch als ich jetzt mit ihr hineinkam, gab es keinen Widerspruch. Wir setzten uns nebeneinander an einen Tisch, und ich bestellte Drinks. Wir wechselten immer noch kein Wort. Ich sah ihr nur in diese irren blauen Augen. Ich küßte sie. Ihr Mund war kühl, und sie machte ihn auf. Ich gab ihr noch einen Kuß. Wir preßten unsere Schenkel aneinander. Bobby hatte eine nette Frau. Bobby war verrückt, daß er sie einfach so herumreichte.
Wir beschlossen, etwas zu essen, bestellten Steaks, und während wir darauf warteten, tranken wir noch einiges und küßten uns zwischendurch. »Oh, zwei Verliebte!« sagte die Kellnerin, und wir lachten. Als die Steaks kamen, sagte Valerie: »Ich will meins nicht essen.«
»Ich will meins auch nicht«, sagte ich. Ich hatte keinen Hunger. Aber ich mußte daran denken, wie ich einmal von einem gefüllten Schokoladenriegel pro Tag gelebt hatte und jede Woche vier Stories schrieb …
Wir tranken noch eine Stunde, dann fuhren wir zurück zu mir. Ich parkte gerade auf dem verdorrten Rasen vor meinem Bungalow, als eine Frau um die Ecke kam. Es war Lydia. Sie hatte einen Briefumschlag in der Hand. Ich stieg aus, ging auf die andere Seite herum und half Valerie heraus. Lydia starrte uns an.
»Wer ist das?« fragte mich Valerie.
»Die Frau, die ich liebe«, sagte ich.
»Wer ist diese Schlampe?!« schrie Lydia. »Ich bring sie um!«
Valerie drehte sich um und rannte weg. Ihre hohen Absätze klapperten auf dem Pflaster.
»Komm rein«, sagte ich zu Lydia. Sie folgte mir hinein.
»Ich bin hergekommen, um dir diesen Brief zu bringen«, sagte sie, »und es sieht so aus, als wär ich gerade im rechten Moment gekommen. Wer war dieses Weib?«
»Es ist die Frau von Bobby. Wir sind bloß befreundet.«
»Du wolltest sie ficken, hab ich recht?!«
»Also komm. Ich hab ihr gesagt, ich liebe dich.«
»Du wolltest sie ficken, oder nicht?!«
»Komm schon, Baby, jetzt mach doch …«
Plötzlich gab sie mir einen Stoß. Ich fiel nach hinten, über den Kaffeetisch, und landete der Länge nach vor der Couch. Die Tür knallte zu. Ich rappelte mich hoch und hörte, wie Lydia ihren Wagen anwarf und losbrauste.
Teufel nochmal, dachte ich. Eben hatte ich noch zwei Frauen, und jetzt hab ich gar keine mehr. Ich hätte Valerie doch ficken sollen.
10
Am nächsten Morgen klopfte es bei mir an die Tür, und zu meiner Überraschung war es April – die Dame, die Invalidenrente bezog und bei der Party den Speed Freak abgeschleppt hatte. Es war gerade 11 Uhr. April kam herein und setzte sich.
»Ich hab von deinen Büchern immer schon viel gehalten«, sagte
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