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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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abholt und ins Flugzeug setzt.«
    »Menschenskind«, sagte ich, »hast du denn überhaupt kein Verständnis für meine Lage? Ich bin hier total von der Rolle!«
    »Du hast bloß wieder die Sau abgegeben. Du gibst gewöhnlich immer die Sau ab.«
    »Was heißt hier ›gewöhnlich immer‹? Wo gibt’s denn so was?«
    »Du bist einfach ein unverbesserlicher Säufer, das ist alles. Stell dich unter die Dusche.«
    Sie legte auf. Ich legte mich wieder ins Bett. Das Zimmer war nicht schlecht für ein Motel, aber es hatte keine Atmosphäre. Und ich will verdammt sein, dachte ich, wenn ich mich in so einer Situation ausgerechnet dusche. Sowas machen nur Typen vom Kiwanis Club. Ich überlegte, ob ich den Fernseher anstellen sollte, doch dann dachte ich: Nein, das machen auch nur Typen vom Kiwanis Club.
    Nach einer Weile schlief ich wieder ein.
    Ich wurde durch ein Klopfen an der Tür geweckt. Zwei junge aufgeweckte College Boys kamen herein, lächelten mich an und sagten, sie wollten mich zum Flughafen bringen.
    Ich setzte mich auf den Bettrand und zog meine Schuhe an. »Haben wir noch Zeit für ein paar Drinks in der Airport-Bar, eh das Flugzeug startet?« fragte ich.
    »Klar, Mr. Chinaski«, sagte der eine. »Soviel Sie wollen.«
    »Okay«, sagte ich, »dann nichts wie raus hier.«

8
    Ich flog zurück, stieg mit Lydia drei- oder viermal ins Bett, bekam Streit mit ihr, und eines Morgens, restlos verkatert, hob ich vom L. A. International Airport ab, um eine weitere Lesung zu geben, diesmal in Arkansas. Ich hatte Glück und fand im Flugzeug einen Platz in einer leeren Reihe. Der Flugkapitän stellte sich vor, und es hörte sich an, als sage er »Captain Winehead«. Als die Stewardeß vorbeikam, bestellte ich mir zwei Drinks.
    Ich sah mich um und erkannte eine der Stewardessen. Sie wohnte in Long Beach, hatte einige meiner Bücher gelesen und mir einen Brief geschrieben – mit Foto und Telefonnummer. Ich hatte sie öfter in volltrunkenem Zustand angerufen und ihr erzählt, wie gut ich es ihr besorgen würde. Ich erkannte sie nach dem Foto wieder. Leider war ich nie dazu gekommen, es ihr so gut zu besorgen, und eines Nachts, als ich wieder mal einen in der Krone hatte, schrien wir uns am Telefon gegenseitig an, und damit war Schluß.
    Sie stand ganz vorne und gab sich Mühe, mich nicht zu beachten, während ich ihren Hintern und ihre Waden und ihre Brüste anstarrte.
    Es gab Lunch, dann sahen wir uns das Spiel der Woche an, und anschließend servierten sie einen Wein, der mir in der Kehle brannte. Ich bestellte mir zwei Bloody Marys.
    Als wir in Arkansas gelandet waren, stieg ich in eine zweimotorige Propellermaschine um, und als sie die Motoren anwarfen, wellte sich die dünne Bespannung der Tragflächen und klatschte gegen die Rippen. Es wurden keine Instruktionen für das Verhalten bei Notlandungen gegeben. Wir stiegen auf, und die Stewardeß fragte, ob jemand einen Drink wollte. Wie es schien, hatten wir alle einen nötig. Sie wankte und eierte den Gang rauf und runter und servierte die Drinks. Dann sagte sie laut:
    »Trinken Sie schnell aus! Wir landen gleich!« Wir tranken aus und landeten. Nach sieben Minuten waren wir wieder in der Luft. Die Stewardeß fragte, ob jemand einen Drink brauche. Wir meldeten uns alle. Dann: »Trinken Sie schnell aus! Wir landen gleich!«
    Wir landeten in dieser Kleinstadt in Arkansas, und Prof. Peter James und seine Frau Selma waren da, um mich abzuholen. Selma sah aus wie ein Starlet, hatte aber mehr Klasse und innere Qualitäten.
    »Sie sehen prächtig aus«, sagte Pete.
    »Ihre Frau auch.«
    »Sie haben noch zwei Stunden bis zur Lesung.«
    »Ich brauche dringend einige Wodka-Orange.«
    »Machen wir Ihnen.«
    Wir gingen raus zum Wagen und fuhren zu ihnen nach Hause. Das Haus lag an einem Hang und hatte ein Souterrain. Da unten war auch das Gästezimmer, in dem ich übernachten sollte. »Möchten Sie etwas essen?« fragte Pete. »Nein danke. Mir wird sonst nur übel.« Ich ließ mir ein Bier geben.
    Pete war nicht nur Professor, sondern auch ein ganz guter Dichter. Er hatte ein Guggenheim-Stipendium bekommen, während ich bei den Leuten abgeblitzt war. Eine ganze Anzahl von Autoren hatte ein Guggenheim bekommen, doch Pete, fand ich, hatte wirklich eines verdient, auch wenn ich mich für den besseren Schreiber hielt.
    Kurz vor der Lesung griff sich Pete hinter der Bühne einen Wasserkrug und füllte ihn mit Wodka und Orangensaft. »Der Laden hier gehört einer alten Dame«, sagte er. »Die

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