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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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lautlos. Ihr ganzes Gesicht war naß. Plötzlich fuhr sie in Richtung Western Avenue davon. Ich ging nach hinten zu meinem Bungalow. Wieder mal von einer Lesung zurück …
    Ich sah meine Post durch, dann rief ich Katherine an. Sie wohnte in Austin, Texas. Es schien sie aufrichtig zu freuen, daß ich mich meldete. Und mir tat es gut, diesen texanischen Akzent zu hören, dieses hohe Lachen. Ich sagte ihr, sie müsse mich unbedingt besuchen, und ich würde ihr den Flug bezahlen. Wir würden zum Pferderennen gehen, wir würden nach Malibu gehen … alles, was sie wollte.
    »Aber Hank«, sagte sie, »hast du denn nicht eine Freundin?«
    »Nein. Ich bin menschenscheu.«
    »Aber in deinen Gedichten schreibst du doch immer von Frauen.«
    »Das war mal. Damit ist es vorbei.«
    »Aber was ist mit Lydia?«
    »Lydia?«
    »Ja. Du hast mir alles über sie erzählt.«
    »Was hab ich dir denn erzählt?«
    »Zum Beispiel, daß sie schon zwei von deinen Frauen verprügelt hat. Willst du es darauf ankommen lassen, daß sie auch mich verprügelt? Ich bin nicht besonders kräftig, weißt du.«
    »Dazu kann es gar nicht kommen. Sie ist nach Phoenix gezogen. Ich sag dir, Katherine, du bist die außergewöhnliche Frau, nach der ich immer gesucht habe. Bitte, du mußt mir vertrauen.«
    »Ich müßte erst noch einiges erledigen. Ich muß jemand finden, der sich um meine Katze kümmert.«
    »All right. Ich möchte dir nur sagen, daß hier bei mir alles klar ist.«
    »Trotzdem, Hank – vergiß nicht, was du mir von deinen Frauen gesagt hast.«
    »Was hab ich denn gesagt?«
    »Du hast gesagt: ›Sie kommen immer wieder.‹«
    »Das war nur Angeberei.«
    »Also gut, ich komme«, sagte sie. »Sobald ich hier alles erledigt habe, buche ich einen Flug und gebe dir dann Bescheid.«
    In Houston hatte mir Katherine einiges von sich erzählt. Ich war erst der dritte Mann, mit dem sie geschlafen hatte. Vor mir hatte es einen gegeben, mit dem sie einige Zeit verheiratet war, und einen Leichtathleten, der zum Alkoholiker wurde. Arnold, ihr Ehemaliger, hatte irgendwas mit Showbusiness und Kunsthandel zu tun. Ich wußte nicht genau, was er da tat, außer daß er ständig Verträge schloß mit Rock-Stars, Malern usw. Er hatte $ 60000 Schulden, aber das Geschäft ging glänzend. Offenbar eins von diesen Unternehmen, bei denen es einem um so besser geht, je stärker man verschuldet ist.
    Was aus dem Leichtathleten wurde, weiß ich nicht mehr. Wahrscheinlich lief er ihr einfach weg. Und Arnold fing an zu koksen. Das Kokain machte über Nacht einen anderen Menschen aus ihm. Es sei erschreckend gewesen, sagte Katherine. Sie habe ihn nicht mehr wiedererkannt. Ein ums andere Mal mußte sie die Ambulanz rufen und ihn ins Krankenhaus schaffen. Und am nächsten Morgen saß er dann wieder in seinem Büro am Schreibtisch, als sei nichts gewesen.
    Dann trat Joanna Dover auf den Plan. Eine große stattliche Erscheinung mit einer halben Million hinter sich. Gebildet und unberechenbar. Sie stieg bei Arnold als Teilhaberin ein. Die Dover handelte mit Kunst, wie andere Leute Termingeschäfte mit Getreide machen. Sie tat unbekannte Künstler auf, die im Kommen waren, kaufte ihnen die Sachen zu Spottpreisen ab und machte enormen Profit, wenn die Jungs berühmt waren. Sie hatte ein Auge dafür. Und einen prachtvollen Körper, einszweiundachtzig groß. Sie zeigte sich nun immer häufiger in Arnolds Gesellschaft.
    Eines Abends kam sie in einem teuren, engsitzenden Abendkleid an, um Arnold abzuholen. Katherine wußte jetzt, daß Joanna Dover aufs Ganze ging. Deshalb ging sie von nun an immer mit, wenn die beiden ausgingen. Sie waren jetzt ein Trio. Arnold hatte eine sehr schwach entwickelte Libido. Darum brauchte sich Katherine also keine Sorgen zu machen. Was ihr Sorgen machte, war das Geschäft. Dann stieg Joanna aus, und Arnold verlegte sich mehr und mehr auf Kokain. Die Ambulanzfahrten häuften sich. Schließlich ließ sich Katherine scheiden. Doch sie sah ihn immer noch regelmäßig. Jeden Morgen um 10.30 Uhr erschien sie im Büro und brachte den Angestellten Kaffee. Arnold setzte sie auf die Gehaltsliste, damit sie ihre Miete bezahlen konnte. Er konnte nicht auf sie verzichten, und sie wollte für ihn da sein, damit er nicht restlos den Halt verlor. Dann und wann gingen sie zusammen essen. Doch Sex hatten sie nicht mehr miteinander.

33
    Ein oder zwei Tage später tauchte vor meiner Tür ein Mensch auf, der sagte, er heiße Monty Riff und sei Maler, und wir hätten früher

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