Das Liebesleben der Hyäne
redete sie ständig mit »Katherine Hepburn« an. Es schien ihr zu gefallen. Ich erwartete nicht, daß sich daraus etwas ergeben würde. Sie hatte eine Freundin dabei.
Als es Zeit wurde zu gehen, sagte ich zu der Direktorin des Museums, einer Dame namens Nana, die mich in ihrem Haus einquartiert hatte: »Ich werde sie vermissen. Sie war einfach unglaublich …«
»Sie kommt mit uns nach Hause.«
»Was? Das glaube ich Ihnen nicht …«
Doch später, zu Hause bei Nana, war sie dann tatsächlich bei mir im Zimmer. Sie hatte ein hauchdünnes Nachthemd an, und sie saß auf dem Bettrand, kämmte ihre langen Haare und lächelte mich an.
»Wie heißt du eigentlich richtig?« fragte ich.
»Laura.«
»Mhm. Darf ich dich trotzdem Katherine nennen?«
»Na sicher.«
Ihr Haar hatte einen rötlichen Schimmer, und es reichte ihr fast bis zu den Hüften. Sie war klein, aber an ihren Proportionen stimmte alles. Das Schönste an ihr war ihr Gesicht.
»Kann ich dir etwas zu trinken anbieten?« fragte ich.
»Oh nein, ich trinke nicht. Ich mag es nicht.«
Ehrlich gesagt, sie machte mir angst. Ich konnte nicht verstehen, was sie hier mit mir wollte. Sie schien kein Groupie zu sein. Ich ging ins Badezimmer, kam zurück, knipste das Licht aus und legte mich ins Bett. Ich spürte, wie sie sich neben mir ausstreckte. Ich nahm sie in die Arme und wir begannen uns zu küssen. Ich konnte es nicht fassen, daß ich solch ein Glück hatte. Womit hatte ich das verdient? Wie konnten ein paar Gedichtbände soviel bewirken? Es war unbegreiflich. Doch verschmähen wollte ich es auf keinen Fall. Ich kam in Fahrt und wurde heiß. Plötzlich rutschte sie an mir herunter und nahm meinen Schwanz in den Mund. Ein bißchen Mondschein drang durch die Gardinen herein, ich sah die Umrisse ihres Körpers, das Auf und Ab ihres Kopfes. Sie machte es nicht so gut wie manche anderen, doch die Tatsache, daß sie es machte, war erstaunlich und erregend. Als ich spürte, wie es mir kam, wühlte ich meine Hände in ihr herrliches Haar und zerrte daran im Mondschein herum. Dann kam es mir, in Katherines Mund.
32
Lydia holte mich am Flughafen ab. Sie war spitz wie immer.
»Mensch, bin ich heiß!« sagte sie, als wir im Wagen saßen und zu mir nach Hause fuhren. »Ich mach mir’s dauernd mit den Fingern, aber es nützt überhaupt nichts.«
»Lydia, mein Bein tut immer noch entsetzlich weh. Ich weiß wirklich nicht, ob ich’s bringen kann, mit diesem Bein.«
»Was?«
»Ehrlich. Ich glaub nicht, daß ich ficken kann, solang mein Bein solche Scherereien macht.«
»Verdammt, zu was bist du denn dann gut?«
»Naja, ich kann Spiegeleier braten, Zauberkunststückchen vorführen …«
»Werd bloß nicht komisch. Ich hab gefragt, zu was du überhaupt gut bist.«
»Das Bein wird wieder heilen. Wenn nicht, laß ich’s amputieren. Nur Geduld.«
»Wenn du nicht so gesoffen hättest, wär dir das mit dem Bein nicht passiert. Es ist immer die Flasche!«
»Nicht immer, Lydia. Wir ficken viermal die Woche. Für mein Alter ist das ziemlich gut.«
»Manchmal hab ich den Eindruck, es macht dir nicht einmal Spaß.«
»Lydia, Sex ist nicht alles im Leben. Komm doch mal runter von dieser Zwangsvorstellung, Menschenskind. Gönn dir auch mal ’ne Pause.«
»Eine Pause, bis dein Bein geheilt ist? Und was soll ich in der Zwischenzeit machen?«
»Ich werd Scrabble mit dir spielen.«
»Du MISTSTÜCK!« schrie sie. »ICH BRING DICH UM!«
Der Wagen begann über die ganze Straße zu eiern. Sie fuhr mit hoher Geschwindigkeit über die gelbe Mittellinie, direkt in den Gegenverkehr hinein. Es gab ein Hupkonzert. Wagen stoben vor uns auseinander. Wir fuhren auf der Gegenfahrbahn weiter. Die entgegenkommenden Wagen schleuderten links und rechts an uns vorbei. Dann riß Lydia abrupt das Steuer herum, und wir schlingerten mit quietschenden Reifen auf unsere alte Fahrbahn zurück.
Wo bleibt die Polizei? dachte ich. Warum taucht die Polizei nie auf, wenn Lydia sich so etwas leistet?
»All right«, sagte Lydia. »Ich fahr dich nach Hause, und dann ist Schluß. Ich hab endgültig die Nase voll. Ich werd mein Haus verkaufen und nach Phoenix ziehen. Glendoline wohnt jetzt in Phoenix. Meine Schwestern haben mich gleich gewarnt, ich soll mich nicht mit einem alten Ficker wie dir einlassen.«
Wir fuhren den Rest des Weges, ohne ein Wort zu sagen. Als wir an der Einfahrt zur Bungalow-Anlage hielten, nahm ich meine Reisetasche vom Rücksitz, sah Lydia an und sagte »Goodbye«. Sie weinte,
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