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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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viel zusammen gezecht, als ich noch in der DeLongpre Avenue wohnte.
    »Ich kann mich nicht an dich erinnern«, sagte ich.
    »DeeDee hat mich immer mit zu dir geschleppt.«
    »Ach ja? Na, dann komm rein.«
    Monty hatte eine Sechserpackung dabei und eine Frau – eine große stattliche Erscheinung.
    »Das ist Joanna Dover«, stellte er mir die Dame vor.
    »Ich habe Ihre Lesung in Houston leider verpaßt«, sagte sie.
    »Laura Stanley hat sie nicht verpaßt«, gab ich zurück.
    »Sie kennen Laura?«
    »Ja. Ich hab sie in ›Katherine‹ umgetauft. Nach Katherine Hepburn.«
    »Sie kennen sie wirklich?«
    »Ziemlich gut, ja.«
    »Wie gut?«
    »Sie kommt mich morgen oder übermorgen besuchen.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    Wir machten die Sechserpackung leer, und ich ging los, um Nachschub zu holen. Als ich zurückkam, war Monty verschwunden. Joanna sagte, er habe irgendwo eine dringende Verabredung. Wir kamen auf Malerei zu sprechen, und ich zeigte ihr ein paar von meinen Sachen. Sie sah sich die Dinger an und sagte, sie würde gern zwei davon kaufen. »Wieviel?« fragte sie.
    »Naja … $ 40 für das kleine, und $ 60 für das große.«
    Sie stellte mir einen Scheck über hundert Dollar aus.
    Dann sagte sie: »Ich möchte, daß Sie mit mir zusammenleben.«
    »Was? Das kommt ein bißchen überraschend.«
    »Es würde sich lohnen für Sie. Ich habe Geld. Ich will nicht damit angeben, deshalb sage ich nicht, wieviel. Ich habe mir einige Gründe überlegt, weshalb es sich noch für Sie lohnen würde. Wollen Sie’s hören?«
    »Nein.«
    »Punkt eins wäre: Ich würde mit Ihnen nach Paris gehen.«
    »Ich kann Reisen nicht ausstehen.«
    »Ich könnte Ihnen ein Paris zeigen, das Ihnen wirklich gefallen würde.«
    »Muß ich mir erst noch überlegen.«
    Ich beugte mich zu ihr rüber und gab ihr einen Kuß. Dann gab ich ihr noch einen. Der dauerte ein bißchen länger.
    »Shit«, sagte ich, »gehn wir doch ins Bett.«
    »All right«, sagte Joanna Dover.
    Wir zogen uns aus und krochen rein. Sie war einszweiundachtzig groß. Ich hatte bis dahin nur kleinere Frauen gehabt. Es war eigenartig – ich konnte hinfassen, wo ich wollte: Die Frau hörte überhaupt nicht mehr auf. Wir kamen in Stimmung. Ich gab ihr drei oder vier Minuten mit dem Mund, dann stieg ich auf. Sie war gut, sie hatte wirklich was los.
    Wir trockneten uns ab, zogen uns an, und sie fuhr mit mir nach Malibu zum Dinner. Sie erzählte mir, sie wohne in Galveston. Sie gab mir ihre Adresse und Telefonnummer und sagte, ich solle sie mal besuchen. Ich versprach es. Das mit Paris undsoweiter sei ernst gemeint, sagte sie. Nun ja. Auf jeden Fall war es ein guter Fick gewesen, und das Dinner hatte ausgezeichnet geschmeckt.

34
    Am folgenden Tag rief Katherine an. Sie sagte, sie habe einen Flug gebucht und werde am Freitag um 14.30 Uhr auf dem L. A. International eintreffen.
    »Katherine«, sagte ich, »ich muß dir was beichten.«
    »Hank, was ist? Möchtest du nicht mehr, daß ich komme?«
    »Doch. Ich wüßte nicht, wen ich lieber sehen würde.«
    »Was ist denn dann?«
    »Naja, du kennst doch Joanna Dover …«
    »Joanna Dover?«
    »Ja … du weißt schon … die mit deinem Mann …«
    »Ja und? Was ist mit ihr?«
    »Naja, sie hat mich besucht.«
    »Du meinst, sie ist zu dir in die Wohnung gekommen?«
    »Ja.«
    »Und dann?«
    »Wir haben uns unterhalten. Sie hat zwei von meinen Bildern gekauft.«
    »War sonst noch was?«
    »Yeah.«
    Katherine schwieg. Dann sagte sie: »Hank, ich weiß nicht, ob ich dich jetzt noch sehen will.«
    »Das versteh ich. Schau her … überleg dir’s halt und ruf mich wieder an, ja? Es tut mir leid, Katherine. Tut mir wirklich leid. Aber es ist nun mal passiert. Mehr kann ich nicht sagen.«
    Sie legte auf.
    Sie wird nicht mehr anrufen, dachte ich. Die beste Frau, die ich je kennengelernt habe. Und ich mußte es verpatzen. Geschieht mir recht. Ich habe es verdient, daß ich irgendwann in einem Irrenhaus einen einsamen Tod sterbe.
    Ich blieb neben dem Telefon sitzen. Las die Zeitung. Den Sportteil, den Wirtschaftsteil, die Comic-Beilage. Das Telefon klingelte. Es war Katherine. »Scheiß auf Joanna Dover!« rief sie und lachte. Es war das erste Mal, daß ich so einen Kraftausdruck von ihr hörte.
    »Dann kommst du also?«
    »Ja. Hast du die Ankunftszeit?«
    »Hab ich. Ich werde pünktlich da sein.«
    Also bis Freitag. Wir legten auf. Katherine würde kommen, mindestens für eine Woche … mit diesem Gesicht, diesem Körper, diesem Haar, diesen Augen,

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