Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
Vom Netzwerk:
diesem Lachen …

35
    Ich verließ die Bar in der Ankunftshalle des Flughafens und sah zur elektronischen Anzeigetafel hoch. Der Flug war pünktlich. Katherine war in der Luft und flog mir entgegen.
    Ich setzte mich hin und wartete. Mir gegenüber saß eine gepflegte Dame, die ein Taschenbuch las. Das Kleid war ihr um die Hüften hochgerutscht, man sah diese nylonumspannten Beine, die ganzen Schenkel. Warum mußte sie so etwas tun? Ich hatte eine Zeitung vor mir, linste über den Rand, sah ihr unters Kleid. Sie hatte prächtige Schenkel. Wer bekam diese Schenkel? Ich kam mir blöde vor, daß ich ihr unters Kleid sah, aber ich konnte mich nicht beherrschen. Sie war gut gebaut. Irgendwann war sie mal ein kleines Mädchen gewesen, eines Tages würde sie tot sein, doch jetzt zeigte sie mir ihre Schenkel. Dieses Flittchen! Ich würde ihr hundert Stöße geben, ich würde ihr meine neunzehn Zentimeter geben, knallrot und pulsierend! …
    Sie schlug die Beine übereinander, und ihr Kleid rutschte noch ein Stück höher. Dann schaute sie von ihrem Taschenbuch hoch und sah mir direkt in die Augen, während ich sie über den Rand der Zeitung anstarrte. Sie verzog keine Miene. Sie griff in ihre Handtasche, nahm ein Kaugummi heraus, machte das Papier ab und steckte sich das Kaugummi in den Mund. Grünes Kaugummi. Sie kaute ihr grünes Kaugummi, aufreizend und ordinär. Sie wußte genau, daß ich ihr an den Schenkeln hochsah, doch sie machte keine Anstalten, das Kleid wieder straffzuziehen. Sie ließ mir keine Wahl. Ich zückte meine Brieftasche und nahm zwei 50-Dollar-Scheine heraus. Sie schaute hoch, sah die Geldscheine, schaute wieder nach unten.
    Ein fetter Mann ließ sich auf den Platz neben mir plumpsen. Er hatte eine knollige Nase, sein Gesicht war hochrot, und er trug einen Overall, einen hellbraunen Overall. Er ließ einen Furz. Die Dame gegenüber zog ihr Kleid nach unten, und ich steckte mein Geld wieder in die Brieftasche. Mein Schwanz schlaffte ab. Ich stand auf und ging einen Schluck Wasser trinken.
    Draußen auf dem Vorfeld wurde jetzt Katherines Flugzeug an die Rampe gezogen. Ich stellte mich hin und wartete. Katherine, ich bete dich an …
    Dann kam sie den Gang herunter – perfekte Erscheinung, schlank, rotbraunes Haar, enganliegendes blaues Kleid, weiße Schuhe, zierliche Knöchel, straffe Waden, jung. Sie trug einen breitkrempigen weißen Hut, die Krempe leicht schräg, genau richtig. Ihre Augen sahen unter der Krempe hervor, groß und braun und lachend. Sie hatte Klasse. Sie würde nie in der Wartehalle eines Flughafens ihren Arsch herzeigen.
    Und da stand ich und wartete auf sie mit meinen 225 Pfund, permanent ratlos und verwirrt, kurze Beine, Oberkörper wie ein Orang-Utan, nichts als Brust, kein Hals, Kopf zu groß, Augen umnebelt, Haar ungekämmt, ein Monstrum, eine Mißgeburt.
    Katherine ging auf mich zu. Dieses lange appetitliche rotbraune Haar. Texanerinnen waren immer so relaxed, so natürlich. Ich gab ihr einen Kuß und erkundigte mich nach ihrem Gepäck. Ich schlug einen kurzen Drink in der Bar vor, um die Wartezeit zu überbrücken. Die Kellnerinnen hatten rote Kleider an, die so kurz waren, daß die Rüschen ihrer weißen Höschen darunter aufblitzten. Die Kleider waren vorne tief ausgeschnitten, damit man möglichst viel sah. Die verdienten sich ihr Gehalt, ihre Trinkgelder, bis zum letzten Cent. Sie wohnten in den Vororten und haßten alle Männer. Sie wohnten bei ihren Müttern und Brüdern und waren verknallt in ihre Psychiater.
    Wir tranken aus und gingen los, um nach Katherines Gepäck zu sehen. Mehrere Männer versuchten, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, doch Katherine ging dicht neben mir und hielt sich an meinem Arm fest. Die wenigsten schönen Frauen waren bereit, in der Öffentlichkeit zu zeigen, daß sie zu einem gehörten. Ich hatte genug Frauen gekannt, um das zu wissen. Ich akzeptierte sie, wie sie waren, und zu so etwas wie Liebe kam es da nur schwer und sehr selten. Und wenn, dann gewöhnlich aus den falschen Gründen – man wurde es einfach leid, die Liebe zu unterdrücken, man ließ sie gehen, weil sie schließlich irgendwo hin mußte. Und das führte dann gewöhnlich zu Schwierigkeiten.
    Zu Hause bei mir machte Katherine ihren Koffer auf und nahm ein Paar Gummihandschuhe heraus. Sie lachte.
    »Was soll denn das?« fragte ich.
    »Darlene, meine beste Freundin, sah mir beim Packen zu und sagte: ›Was zum Teufel hast du vor?‹ Und ich sagte: ›Ich war noch nie bei

Weitere Kostenlose Bücher