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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Bobby.
    »Es ist die reine Liebe«, sagte ich.
    Wir fuhren eine Stunde, dann sagte Bobby: »So, da vorne ist der Flughafen.«
    »Du hast noch zwei Stunden Zeit«, sagte ich zu Cecelia. »Wir können solange zu mir nach Hause.«
    »Nein, laß nur«, sagte Cecelia. »Ich will hier aussteigen.«
    »Aber was willst du zwei Stunden auf dem Flughafen machen?«
    »Ach, ich finde Flughäfen ganz toll.«
    Wir hielten vor der Abflughalle. Ich sprang raus und lud ihr Gepäck aus. Dann standen wir voreinander. Cecelia stellte sich auf die Zehenspitzen und gab mir einen Kuß auf die Backe. Ich ließ sie allein reingehen.

83
    Ich hatte mich zu einer Lesung irgendwo im Norden verpflichten lassen. Am Nachmittag vor der Lesung saß ich in einem Apartment im Holiday Inn und trank Bier mit Joe Washington, dem Promoter, sowie dem lokalen Poeten Dudley Barry und dessen Boyfriend Paul. Dudley hatte vor kurzem seine Hemmungen sausen lassen und bekannte sich nun offen zu seiner Homosexualität. Er war fett und ehrgeizig und lief nervös im Zimmer herum.
    »Wirst du eine gute Lesung geben?«
    »Keine Ahnung.«
    »Zu dir strömen sie immer in Massen. Menschenskind, wie machst du das bloß? Sie stehen Schlange, um den ganzen Block herum!«
    »Die wollen mich nur bluten sehn.«
    Dudley griff jetzt Paul an den Arsch. »Ich räucher dir das Loch aus, Baby! Und dann kannst du mich ausräuchern!«
    Joe Washington stand am Fenster. »Hey, schau mal«, sagte er, »da kommt grade William Burroughs. Er hat das Apartment gleich nebenan. Er liest morgen abend.«
    Ich ging ans Fenster. Es war tatsächlich Burroughs. Ich drehte mich um und machte das nächste Bier auf. Wir waren in der 1. Etage. Burroughs kam draußen die Treppe hoch, an meinem Fenster vorbei, schloß seine Tür auf und ging rein.
    »Möchtest du ihn kennenlernen?« fragte Joe.
    »Nein.«
    »Ich geh mal auf einen Sprung zu ihm rüber.«
    »All right.«
    Dudley und Paul schäkerten immer noch herum. Dudley war am Lachen, und Paul kicherte und errötete in einer Tour.
    »Warum treibt ihr’s nicht irgendwo, wo ihr unter euch seid?«
    »Ist er nicht süß?« sagte Dudley. »Ich bin einfach vernarrt in junge Boys!«
    »Ich interessier mich mehr für Weiber.«
    »Du hast keine Ahnung, was dir da entgeht.«
    »Mach dir um mich mal keine Sorgen.«
    »Jack Mitchell treibt sich mit Transvestiten rum. Er schreibt Gedichte über sie.«
    »Die sehn wenigstens wie Frauen aus.«
    »Manchmal sogar noch besser.«
    Ich trank und schwieg.
    Joe Washington kam wieder herein. »Ich hab Burroughs gesagt, daß du direkt neben ihm wohnst. ›Burroughs‹, hab ich gesagt, ›Henry Chinaski ist im Apartment nebenan.‹ Und er hat gesagt: ›Soso.‹ Ich hab ihn gefragt, ob er dich kennenlernen möchte. Er hat nein gesagt.«
    »Warum gib’s hier eigentlich nirgends einen Kühlschrank?« fragte ich. »Das Bier wird allmählich lauwarm.«
    Ich ging raus, um mir einen Eiswürfel-Automaten zu suchen. Als ich bei Burroughs vorbeikam, saß er auf einem Stuhl am Fenster. Er sah zu mir heraus, ohne eine Miene zu verziehen.
    Ich fand den Automaten, ging mit dem Eis zurück in meine Bude, kippte es ins Waschbecken und steckte die Bierdosen rein.
    »Sieh zu, daß du nicht allzu blau auf die Bühne gehst«, sagte Joe, »sonst versteht man nicht mehr, was du sagst.«
    »Das ist denen doch wurscht. Die wollen mich nur am Kreuz hängen sehen.«
    »Du kriegst 500 Dollar für eine Stunde Arbeit«, mischte sich jetzt Dudley ein, »und das nennst du ein Kreuz?«
    »Yeah.«
    »Jesus hat’s für umsonst gemacht.«
    Dudley und Paul verzogen sich, und ich ging mit Joe in eine der lokalen Kneipen, um einen Happen zu essen und noch einiges zu trinken. Wir fanden einen freien Tisch. Wir saßen noch gar nicht richtig, da kamen bereits wildfremde Leute mit ihren Stühlen an und setzten sich zu uns. Lauter Männer. Scheiße. Es gab einige hübsche Girls, aber die sahen nur her und lächelten. Oder sie sahen nicht her und lächelten auch nicht – wahrscheinlich haßten sie mich wegen meiner Einstellung zu Frauen. Auch recht. Geschenkt.
    Jack Mitchell war da, und bei ihm war Mike Tufts, ebenfalls ein Dichter. Keiner von beiden arbeitete etwas, obwohl ihnen das Dichten keinen Pfennig einbrachte. Sie lebten von ihrer Willenskraft und der Mildtätigkeit der anderen. Mitchell war wirklich ein guter Poet, aber er hatte immer nur Pech. Er hatte was besseres verdient.
    Dann kam auch noch der Sänger Blast Grimly zu uns her. Blast war ständig

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