Das Liebesleben der Hyäne
Mensch?«
»Er war ganz passabel. Aber ich frage mich wirklich, wie er’s mit ihr ausgehalten hat. Vielleicht haben es ihm die Codein-Tabletten erleichtert. Vielleicht hat er auch mehr so ’ne jugendbewegte Amme in ihr gesehen.«
»Was soll’s«, meinte Bobby. »Laß uns was trinken.«
»Yeah. Wenn ich mich zwischen Trinken und Ficken entscheiden müßte – ich glaube, da müßte ich auf das Ficken verzichten.«
»Ficken kann einem Probleme machen«, sagte Valerie.
»Wenn sie bei einem anderen ist und mit ihm rumfickt, steig ich in meinen Schlafanzug, leg mich ins Bett und zieh mir die Decke über den Kopf«, sagte Bobby.
»Er ist cool«, sagte Valerie.
»Keiner von uns weiß so recht, wie er mit Sex umgehen soll«, sagte ich. »Für die meisten ist Sex bloß ein Spielzeug – man zieht es auf und läßt es laufen.«
»Und die Liebe?« fragte Valerie.
»Liebe ist was für Leute, die den Psycho-Streß verkraften können. Es ist, als würde man mit einer vollen Mülltonne auf dem Rücken durch einen reißenden Strom von Pisse waten.«
»Ach, so schlimm ist es auch wieder nicht!«
»Liebe ist eine Art Vorurteil. Ich hab schon genug andere Vorurteile.«
Valerie ging ans Fenster und sah hinaus.
»Alles amüsiert sich da draußen und hechtet in den Swimmingpool, und was macht sie? Sie hockt da und starrt den Mond an.«
»Ihr Mann ist gerade gestorben«, sagte Bobby. »Laß sie doch.«
Ich nahm meine Flasche und ging in unser Schlafzimmer. Ich zog mich aus bis auf die Unterhose und legte mich lang. Es ging nie etwas so recht zusammen. Die Menschen griffen blindlings nach allem, was ihnen zwischen die Finger kam: Kommunismus, Reformkost, Zen, Wellenreiten, Ballett, Hypnose, Gruppentherapie, Orgien, Radsport, Heilkräuter, Katholizismus, Gewichtheben, Reisen, Isolation, vegetarische Ernährung, Indien, Malen, Schreiben, Bildhauern, Komponieren, Dirigieren, Bergsteigen, Yoga, Kopulieren, Spielen, Trinken, Gammeln, Joghurt am Stiel, Beethoven, Bach, Buddha, Jesus, Transzendentale Meditation, Heroin, Karottensaft, Selbstmord, selbstgeschneiderte Kleider, Flugreisen, New York City – und alles ging ihnen wieder in die Brüche und verpuffte. Mit irgendwas mußten sie sich eben beschäftigen, während sie auf ihren Tod warteten. Und daß man dabei so eine große Auswahl hatte, machte die Sache vielleicht erträglicher.
Ich traf meine Wahl. Ich setzte die Flasche an und trank meinen Wodka pur herunter. Die Russen wußten schon, warum.
Die Tür ging auf, und Cecelia kam herein. Ein erhebender Anblick, diese kräftigen drallen Formen. Die meisten Amerikanerinnen waren entweder zu dünn, oder sie vertrugen nichts. Wenn man grob mit ihnen umsprang, riß etwas in ihnen, und sie wurden neurotisch, und ihre Männer wurden Sportfanatiker oder Alkoholiker oder Autofanantiker. Die Norweger, die Isländer, die Finnen – die wußten, wie eine Frau gebaut sein mußte: kernig und ausladend, großer Arsch, breite Hüften, dicke weiße Schenkel, großer Kopf, großer Mund, große Titten, viel Haar, große Augen, große Nasenlöcher. Und unten, zwischen den Schenkeln – groß genug, und eng genug.
»Hallo, Cecelia. Komm ins Bett.«
»Es war schön draußen.«
»Vermutlich, ja. Komm, sag mir gute Nacht.«
Sie verzog sich ins Badezimmer. Ich knipste das Licht aus.
Nach einer Weile kam sie heraus, tastete im Dunkeln herum, kroch ins Bett. Man sah kaum die Hand vor den Augen. Durch die Fenstervorhänge drang nur ein schwacher Lichtschimmer herein. Wir setzten uns auf, stopften uns die Kissen in den Rücken. Unsere Schenkel berührten sich. Ich reichte ihr die Flasche. Sie nippte daran und gab sie mir zurück.
»Hank, der Mond war nur noch eine schmale Sichel. Aber die Sterne waren wunderschön. So strahlend. Da kann man auf allerhand Gedanken kommen, nicht?«
»Ja.«
»Manche von diesen Sternen sind schon vor Millionen Lichtjahren erloschen, und doch können wir sie noch sehen.«
Ich griff rüber und zog ihren Kopf zu mir her. Ihr Mund war offen. Er war naß. Es war gut.
»Komm, Cecelia, wir ficken.«
»Ich will nicht.«
Eigentlich wollte ich auch nicht. Aber gesagt hatte ich’s trotzdem.
»Du willst nicht? Warum küßt du dann so?«
»Ich finde, man sollte sich die Zeit nehmen, einander besser kennenzulernen.«
»Manchmal ist aber nicht soviel Zeit.«
»Ich will’s so nicht machen.«
Ich stieg aus dem Bett, ging in Unterhosen hinaus und klopfte bei Bobby und Valerie an die Tür.
»Was ist?« fragte
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