Das Liebesleben der Hyäne
eine schwierige Zeit durchgemacht. Ich auch.
»Ich gehe morgen die Kleider einkaufen. In Los Angeles gibt es ein Geschäft, das sehr ausgefallene Sachen hat.«
»Mir gefällt der lange Rock, den du da anhast. Ich finde Frauen aufregend, die von Kopf bis Fuß bekleidet sind. Man kann sich zwar kein rechtes Bild von ihrer Figur machen, aber Raten hat ja auch seinen Reiz.«
»Du bist genau so, wie ich mir’s vorgestellt habe. Ziemlich selbstbewußt.«
»Vielen Dank.«
»Sogar fast ein bißchen gleichgültig.«
»Ich hab gerade meinen dritten Drink in der Hand.«
»Und was passiert nach dem vierten?«
»Nicht viel. Ich trinke ihn und warte auf den fünften.«
Ich ging nach draußen und holte die Zeitung rein. Als ich wieder ins Zimmer kam, hatte Liza ihren langen Rock bis knapp über die Knie hochgezogen. Das sah gut aus. Sie hatte wohlgeformte Knie, gute Beine. Der Tag (eigentlich war es schon Abend) ließ sich gut an. Aus ihren Briefen wußte ich, daß sie auf Reformkost eingeschworen war. Wie Cecelia. Nur daß sie sich nicht so zickig benahm wie Cecelia. Ich setzte mich ans andere Ende der Couch und warf verstohlene Blicke auf ihre Beine. Ich hatte schon immer eine Schwäche für Beine gehabt.
»Du hast hübsche Beine«, sagte ich schließlich.
»Gefallen sie dir?«
Sie zog ihren Rock noch zwei oder drei Zentimeter höher. Es war zum Verrücktwerden. Soviel Stoff, aus dem soviel Bein herauskam. Viel besser als bei einem Minirock.
Nach dem nächsten Drink rückte ich zu ihr hin und ging auf Tuchfühlung.
»Du solltest mal kommen und dir mein Tanzstudio ansehen«, sagte sie.
»Ich kann nicht tanzen.«
»Klar kannst du. Ich bring dir’s bei.«
»Umsonst?«
»Natürlich. Du hast einen ausgesprochen leichten Gang, wenn man bedenkt, wie massiv du gebaut bist. Deinem Gang sehe ich sofort an, daß du auch ein sehr guter Tänzer wärst.«
»Abgemacht. Ich schlafe dann auf deiner Couch.«
»Ich hab ein hübsches Apartment, aber ich verfüge nur über ein Wasserbett.«
»Auch gut.«
»Aber du mußt mich für dich kochen lassen. Ich kenne ein paar gute Rezepte.«
»Hört sich verlockend an.« Ich konnte die Augen nicht von ihren Beinen lassen. Schließlich langte ich hin und fummelte ihr am rechten Knie herum. Ich küßte sie. Sie küßte mich wieder. Wie eine Frau, die einsam ist.
»Findest du mich attraktiv?« fragte sie.
»Ja natürlich. Aber am besten gefällt mir dein Stil. Du hast so eine vornehme Art.«
»Und du hast einen guten Vortrag, Chinaski.«
»Muß ich auch. Ich bin fast 60.«
»Du wirkst nicht älter als 40, Hank.«
»Du hast auch einen guten Vortrag, Liza.«
»Muß ich auch. Ich bin 32.«
»Ich bin froh, daß du nicht 22 bist.«
»Und ich bin froh, daß du nicht 32 bist.«
»Was für ein erfreulicher Abend«, sagte ich.
Wir schlürften unsere Drinks.
»Was denkst du so von Frauen?« wollte sie wissen.
»Ich bin kein Denker. Jede Frau ist anders. Auf einen Nenner gebracht, würde ich sagen, vereinen sie in sich die besten und die schlechtesten Eigenschaften. Das Magische neben dem Schauderhaften. Trotzdem bin ich froh, daß es sie gibt.«
»Und wie behandelst du sie?«
»Sie sind besser zu mir als ich zu ihnen.«
»Findest du das fair?«
»Nein, aber so ist es nun mal.«
»Du bist ehrlich.«
»Nicht ganz.«
»Wenn ich morgen die Kleider eingekauft habe, werde ich sie anprobieren, und du kannst mir sagen, welches dir am besten gefällt.«
»Gern. Aber mir gefallen eigentlich nur lange Kleider. Mehr Klasse.«
»Ich kaufe mir immer verschiedene.«
»Ich trage meine Sachen so lange, bis sie mir von selbst abfallen.«
»Du gibst dein Geld eben für etwas anderes aus.«
»Liza, nach diesem Drink leg ich mich schlafen. In Ordnung?«
»Natürlich.«
Ich hatte ihr Bettzeug neben der Couch auf den Boden gestapelt. »Kommst du mit den Decken aus?«
»Ja.«
»Ist das Kissen recht?«
»Bestimmt.«
Ich trank aus, stand auf und schloß die vordere Tür ab.
»Ich schließ dich nicht ein. Fühl dich wie zu Hause.«
»Tu ich schon …«
Ich ging ins Schlafzimmer, knipste das Licht aus, stieg aus meinen Kleidern und kroch unter die Decke. »Siehst du?« rief ich zu ihr hinaus. »Ich hab dich nicht vergewaltigt.«
»Ach«, kam ihre Antwort, »wenn du’s nur tun würdest.«
Das nahm ich ihr nicht ganz ab, aber es war gut zu hören. Ich hatte meine Karten recht passabel ausgespielt. Liza würde sich bis zum nächsten Morgen halten …
Als ich aufwachte, hörte ich sie im
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