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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Badezimmer. Hätte ich sie doch gleich stoßen sollen? Woher sollte man wissen, was richtig war? Bei einer Frau, für die man etwas empfand, war es wohl besser, wenn man damit wartete. Wenn man eine auf Anhieb nicht ausstehen konnte, war es besser, wenn man es gleich hinter sich brachte.
    Als Liza aus dem Badezimmer kam, trug sie ein mittellanges rotes Kleid. Es saß wie angegossen. Sie war schlank und hatte Klasse. Sie stellte sich im Schlafzimmer vor den Spiegel und machte ihre Frisur zurecht.
    »Hank, ich gehe jetzt die Kleider einkaufen. Bleib du nur im Bett. Dir ist wahrscheinlich schlecht von der Trinkerei.«
    »Wieso? Du hast soviel getrunken wie ich.«
    »Ich hab dich in der Küche gehört, wie du heimlich noch ein paar getrunken hast. Warum hast du das gemacht?«
    »Weil ich Angst vor dir hatte, nehme ich an.«
    »Du und Angst? Ich dachte, du bist der große harte Trinker und Frauenheld?«
    »Hab ich dich enttäuscht?«
    »Nein.«
    »Ich hatte Angst. Meine Angst ist der Treibsatz für meine Kunst.«
    »Ich geh jetzt die Kleider einkaufen, Hank.«
    »Du bist verärgert. Du bist enttäuscht von mir.«
    »Nein, überhaupt nicht. Also bis später.«
    »Wo ist denn dieses Geschäft?«
    »In der 87. Straße.«
    »In der 87. Straße? Großer Gott, das ist mitten in Watts!«
    »Sie haben die besten Tanzkleider an der Westküste.«
    »Das ist ein rein schwarzes Viertel!«
    »Bist du etwa gegen Schwarze?«
    »Ich bin gegen alles.«
    »Ich nehme mir ein Taxi. In drei Stunden bin ich wieder da.«
    »Soll das eine Art Rache sein?«
    »Ich sagte doch, ich komme wieder. Meine ganzen Sachen sind ja noch hier.«
    »Du wirst nicht mehr zurückkommen.«
    »Doch. Ich kann schon selbst auf mich aufpassen.«
    »Na schön, aber das mit dem Taxi laß bitte sein.«
    Ich stieg aus dem Bett, fand meine Hose und holte die Wagenschlüssel heraus.
    »Hier, nimm meinen VW. Er steht draußen. Kennzeichen TRV 469. Aber geh schonend mit der Kupplung um. Und der zweite Gang hat eine Macke. Er knirscht. Vor allem beim Runterschalten …«
    Sie nahm die Schlüssel, und ich legte mich wieder ins Bett und zog mir die Decke hoch. Liza beugte sich zu mir herunter. Ich packte sie, doch da ich aus dem Mund roch, drückte ich ihr nur einen dezenten Kuß auf den Hals.
    »Komm«, sagte sie, »krieg dich wieder. Und sei nicht so mißtrauisch. Heute abend werden wir feiern, und anschließend gibt’s eine Modenschau.«
    »Ich kann’s nicht erwarten.«
    »Wirst es schon.«
    »Der silberne Schlüssel ist für die Fahrertür. Der andere ist der Zündschlüssel …«
    Sie ging raus, in ihrem mittellangen roten Kleid. Ich hörte, wie die Tür ins Schloß fiel. Ich sah mich um. Ihr Koffer stand noch da. Und auf dem Teppich lag ein Paar Schuhe von ihr.

85
    Als ich wieder wach wurde, war es 13.30 Uhr. Ich nahm ein Bad, zog mich an, sah in den Briefkasten. Ein Brief von einem jungen Mann aus Glendale. »Sehr geehrter Mr. Chinaski: Ich bin ein junger Autor, und ich glaube, daß ich etwas kann, sogar sehr viel, aber meine Gedichte kommen immer wieder zurück. Was muß man tun, um in dieser Branche Fuß zu fassen? Was ist das Geheimnis? Wen muß man kennen? Ich bewundere Ihre Arbeit sehr und würde gerne einmal vorbeikommen und mich mit Ihnen unterhalten. Ich bringe zwei Sixpacks mit, und wir können reden. Ich würde Ihnen auch gerne einige meiner Sachen vorlesen …«
    Der Ärmste. Er hatte keine Möse zwischen den Schenkeln. Ich warf seinen Brief in den Papierkorb.
    Etwa eine Stunde später kam Liza zurück. »Oh, ich habe ganz fabelhafte Sachen entdeckt!«
    Sie hatte einen Armvoll Kleider und ging damit ins Schlafzimmer. Es verging eine Weile, dann kam sie in einem hochgeschlossenen langen Kleid wieder heraus und drehte sich damit schwungvoll vor mir im Kreis. Es paßte ihr recht gut, vor allem um den Hintern herum. Es war schwarz mit Goldfäden drin, und sie trug schwarze Schuhe dazu. Sie deutete einige Tanzschritte an.
    »Gefällt es dir?«
    »Oh, ja …«
    Ich setzte mich hin und wartete ab.
    Als sie wieder aus dem Schlafzimmer kam, trug sie etwas in Grün und Rot mit Silber dazwischen. Dieses hier war nabelfrei. Sie ging vor mir auf und ab und sah mir dabei in die Augen. Es war weder neckisch noch aufreizend. Es war schlicht perfekt.
    Ich weiß nicht mehr, wie viele Kleider sie mir vorführte, aber das letzte war genau das Richtige. Es klebte an ihr, und es hatte links und rechts einen Schlitz, so daß erst das eine Bein zum Vorschein kam, dann das andere.

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