Das Liebesleben der Hyäne
Strand machen«, sagte Valerie.
»Ich war noch nie am Pazifischen Ozean, Hank. Er ist so wunderschön!«
»All right, ich zieh mich an …«
Wir gingen am Strand lang. Cecelia war glücklich. Sie juchzte jedesmal, wenn eine Welle ankam und ihr über die nackten Füße schwappte.
»Geht ihr mal weiter«, sagte ich. »Ich such mir eine Kneipe.«
»Ich geh mit«, sagte Bobby.
»Ich paß auf Cecelia auf«, sagte Valerie.
Wir gingen in die nächste Bar. Es waren nur noch zwei Hocker frei. Wir setzten uns und bestellten uns was. Bobby hatte einen Mann neben sich, ich eine Frau. Die Frau war 26 oder 27. Sie hatte einen müden Zug um die Augen und den Mund, aber sie hielt sich trotzdem noch ganz gut. Ihr dunkles Haar war gepflegt. Sie trug einen Rock und hatte gute Beine. Nach ihren Augen zu urteilen war ihre Seele ein astreiner Topas. Ich stellte mein Bein seitwärts aus, so daß es ihres berührte. Sie rückte nicht von mir weg. Ich trank mein Glas aus.
»Laden Sie mich zu’m Drink ein?« fragte ich.
Sie nickte dem Barkeeper zu. Er kam zu uns her.
»Einen Wodka-Seven für den Herrn da.«
»Danke, –«
»Babette.«
»Danke, Babette. Ich bin Henry Chinaski, Alkoholiker und Schriftsteller.«
»Nie von dir gehört.«
»Gleichfalls.«
»Ich hab einen Laden, unten am Strand. Krimskrams und Schund. Meistens Schund.«
»Dann sind wir quitt. Ich schreib ’ne Menge Schund.«
»Wenn du so ein schlechter Schreiber bist, warum steckst du’s dann nicht auf?«
»Weil ich was zum Essen brauche, ein Dach überm Kopf und was zum Anziehen. Bestell mir noch einen.«
Sie nickte dem Barkeeper zu, und ich bekam noch einen Drink.
Wir drückten unsere Beine aneinander.
»Ich bin eine Ratte«, sagte ich. »Ich hab Verstopfung, und ich krieg keinen hoch.«
»Mit deiner Verdauung kenn ich mich nicht aus. Aber wenn du ’ne Ratte bist, dann kriegst du ihn auch hoch.«
»Wie ist deine Telefonnummer?«
Babette griff in ihre Handtasche und suchte nach einem Kugelschreiber.
In diesem Augenblick kamen Cecelia und Valerie herein.
»Ah, da sind sie ja, die beiden Schufte. Hab ich dir’s nicht gesagt? Die erstbeste Kneipe!«
Babette rutschte von ihrem Barhocker herunter und verschwand aus der Tür. Durch die schrägstehenden Lamellen der Jalousie konnte ich sehen, wie sie sich draußen auf der Strandpromenade entfernte. Mein Gott, hatte die einen Körper. Er bog sich wie eine Trauerweide im Wind, und dann war er fort.
82
Cecelia hockte da und sah uns beim Trinken zu. Ich konnte ihr ansehen, wie abstoßend ich auf sie wirkte. Ich aß Fleisch. Ich glaubte nicht an Gott. Ich wollte immer nur ficken. Ich interessierte mich nicht für die Schönheiten der Natur. Ich ging nie zur Wahl. Ich fand Kriege gut. Die Raumfahrt langweilte mich. Baseball langweilte mich. Geschichte langweilte mich. Tierparks langweilten mich.
»Hank«, sagte sie, »ich geh eine Weile raus.«
»Was gibt’s denn da draußen?«
»Ich seh so gern den Leuten beim Schwimmen zu. Ich seh gern zu, wie sie sich amüsieren.«
Cecelia stand auf und ging raus.
Valerie lachte. Bobby lachte.
»Na schön, bei der hab ich eben mal Pech.«
»Macht dir das wirklich was aus?« fragte Bobby.
»Der Dämpfer für meinen Sextrieb ist nicht so schlimm, aber es ist schlecht für mein Ego.«
»Und vergiß nicht dein Alter«, ergänzte Bobby.
»Ja«, sagte ich. »Es gibt nichts Schlimmeres als ein altes Chauvinistenschwein.«
Wir tranken schweigend weiter.
Nach ungefähr einer Stunde kam Cecelia zurück.
»Hank, ich will gehn.«
»Wohin?«
»Zum Flughafen. Ich will nach San Francisco fliegen. Meine Sachen hab ich alle hier.«
»Von mir aus gern. Aber wir sind im Wagen von Valerie und Bobby hier rausgefahren. Vielleicht wollen sie noch eine Weile hierbleiben.«
»Wir fahren sie schon rein«, sagte Bobby.
Wir zahlten, beglichen unsere Rechnung für die Ferienwohnung und stiegen ins Auto. Bobby am Steuer, Valerie neben ihm, Cecelia und ich auf dem Rücksitz. Cecelia drückte sich in die äußerste Ecke, um möglichst viel Luft zwischen uns zu haben.
Bobby warf eine Stereo-Kassette ein. Ein Schwall von Musik brach über uns auf dem Rücksitz herein. Bob Dylan.
Valerie reichte einen Joint nach hinten. Ich machte einen Zug und versuchte den Glimmstengel an Cecelia weiterzugeben. Sie drückte sich noch weiter in ihre Ecke. Ich griff rüber und massierte ihr das eine Knie. Sie stieß meine Hand weg.
»Wie läuft’s denn so mit euch beiden da hinten«, fragte
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